Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) und 16 weitere Frauenverbände haben die Bundesregierung aufgefordert, beim Thema Gleichstellung engagierter für konkrete Verbesserungen einzutreten. Nach Ansicht der Verbände legt die Coronakrise nicht nur die Defizite in der Gleichstellungspolitik offen, sondern sie wird auch als Erklärung für viele Verzögerungen genutzt, um Maßnahmen nicht mehr in dieser Legislaturperiode abzuschließen.
Konkret fordert der DÄB, die Arbeitsbedingungen und Karrierechancen von Frauen in Gesundheitsberufen zu verbessern sowie die Genderforschung in medizinischen und sozialen Fragen zu intensivieren. „Im deutschen Gesundheitswesen arbeiten zu 75 Prozent Frauen“, sagte DÄB-Präsidentin Dr. med. Christiane Groß. „Es ist zu befürchten, dass die Coronakrise für die Frauen nicht nur eine vorübergehende Zusatzbelastung mit Familienaufgaben bedeutet. Corona könnte grundsätzliche Rückschritte bei der Gleichstellung mit sich bringen, wenn die Entscheidungsträger nicht umgehend gegensteuern.“
Die Frauenverbände erinnerten an den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Dieser sieht vor, eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie zu entwickeln und diese mit einem Aktionsplan umzusetzen, um strukturelle Hemmnisse abzubauen. Auch soll eine Einrichtung gegründet werden, die sich mit Fragen der gerechten Partizipation von Frauen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Gesundheitswesen, Medien und Wissenschaft befasst. Bis zum Ende der Legislaturperiode im September 2021 stehen aus Sicht der Verbände noch wichtige Teile dieser vereinbarten Maßnahmen auf der Agenda.
Das Bündnis, dem aktuell 17 Frauenverbände angehören, hatte sich im Jahr 2011 zusammengeschlossen und seine Forderungen in einer sogenannten Berliner Erklärung dargelegt. Seither analysieren die Initiatorinnen den Stand der Umsetzung ihrer Forderungen. Dazu gehören: gleichberechtigte Teilhabe, gleiche Bezahlung sowie Verbindlichkeit, Transparenz und Monitoring von Gleichstellungspolitik.
Dtsch Arztebl 2020; 117(25): [4]