MB-Umfrage: Oberärzte unter Druck

22 Januar, 2020 - 11:06
Dr. Sabine Glöser
Pleflegerin, telefonierende Ärztin und Arzt laufen einen Krankenhausgang entlang

Der Arbeitsalltag vieler Oberärzte in deutschen Krankenhäusern ist von einem hohen ökonomischen Druck und vielen administrativen Tätigkeiten geprägt. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Onlineumfrage des Marburger Bundes (MB) Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz, an der insgesamt 1.247 Oberärztinnen und Oberärzte aus den beiden Bundesländern teilnahmen. 42 Prozent der Befragten arbeiten an einer Klinik in kirchlicher Trägerschaft, 27 Prozent an einem kommunalen Krankenhaus, 16 Prozent an einer Uniklinik und 15 Prozent in einer Klinik mit privatem Träger.

Der Umfrage zufolge beurteilen zwei Drittel der Oberärztinnen und Oberärzte ihre Arbeitssituation als gut oder befriedigend, 18,2 Prozent als ausreichend, 9,6 Prozent als mangelhaft und 1,9 Prozent als ungenügend. 92 Prozent der Befragten beklagen, dass sie am Tag zwischen einer und vier Stunden ihrer Arbeitszeit verlieren, weil sie nichtärztliche administrative Tätigkeiten ausführen müssten. Zudem geben mehr als 41 Prozent der Oberärzte an, dass interne ökonomische Vorgaben ihre Tätigkeit prägen. Das Gebot der Wirtschaftlichkeit ist für 39 Prozent bestimmend.

Weitere Ergebnisse: Mehr als 28 Prozent der Oberärztinnen und Oberärzte berichten, weder Geld noch Freizeitausgleich für Überstunden zu erhalten. Auch liege die Belastung in Rufbereitschaften am Wochenende oft über 50 Prozent. Überdies haben mehr als 77 Prozent nicht genügend Zeit für die Weiterbildung ihrer Assistenzärzte. Und nur jeder Zweite hat ausreichende Möglichkeiten, sich selbst fortzubilden.

„Die Politik sollte die beklagten Arbeitsbedingungen der Oberärztinnen und -ärzte in Krankenhäusern zur Kenntnis nehmen“, forderte Dr. med. Hans-Albert Gehle, erster Vorsitzender des Marburger Bundes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz. „Sie sind eine Folge der fortschreitenden Öko­nomi­sierung der Medizin, der jahrelangen chronischen Unterfinanzierung unserer Kliniken und der uns fehlenden Studienplätze.“

Dtsch Arztebl 2019; 116(45): [4]

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