Die Ärztekammer Niedersachsen will Arztpraxen wie Kliniken mit einer Broschüre dabei unterstützen, besser mit aggressiven Patienten und gewalttätigen Übergriffen umzugehen. „Wir spüren in den Arztpraxen und Kliniken, dass die Stimmung im Warte- und Sprechzimmer zunehmend angespannter ist“, sagte die Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Marion Charlotte Renneberg.
Immer wieder werde über gewalttätige Übergriffe auf Rettungssanitäter, Polizisten und Feuerwehrleute berichtet. Doch auch medizinisches und pflegerisches Personal würde immer häufiger aggressives und übergriffiges Verhalten erfahren. Zudem vermutet Renneberg, dass die tatsächliche Zahl gewalttätiger Übergriffe noch viel größer ist, als die Zahlen vermuten lassen. „Viele Kolleginnen und Kollegen sprechen bisher nicht über diese Vorfälle“, sagte sie. „Mir werden in persönlichen Gesprächen immer wieder bedrohliche Situationen oder Vorfälle anvertraut, die nie öffentlich gemacht oder zur Anzeige gebracht werden.“
Aus diesen Gründen hat die Ärztekammer zusammen mit einem Experten für Kriminalprävention eine Broschüre entwickelt, die sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte als auch an das Medizinische Assistenzpersonal wendet. Denn die Medizinischen Fachangestellten seien in der Regel diejenigen, die als Erstes in Kontakt mit Patientinnen und Patienten treten, betonte Renneberg. „Mit der Broschüre möchte die Ärztekammer eine Unterstützung bieten, um das Thema auch in den Teams anzusprechen und die Betroffenen bereits für bestimmte Gefahrensignale zu sensibilisieren.“
Die Broschüre mit dem Titel „Übergriffe gegen Praxisteams – vorbeugen und abwenden!“ gibt einen Überblick über mögliche Auslöser für aggressives Verhalten, verschiedene Ausprägungen gewalttätiger Übergriffe und nennt Präventions- und Schutzmaßnahmen im Ernstfall. Sie bezieht sich nicht nur auf Arztpraxen, sondern ist auch für Kliniken relevant, zum Beispiel in den Notaufnahmen. Interessierte können den Ratgeber bestellen oder sich als PDF-Datei herunterladen unter: www.aekn.de.
Dtsch Arztebl 2019; 116(22): [4]