Terrorbedrohung: Kliniken sollen vorbereitet sein

17 Dezember, 2020 - 07:12
Dr. Sabine Glöser
Patient wird von Ärzte-Team auf Trage vom Krankenwagen in die Notaufnahme gefahren

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat die Kliniken aufgefordert, sich auf Terror- oder Amoksituationen vorzubereiten, um diese medizinisch auch bewältigen zu können. „Wir nehmen die Terrorbedrohung unverändert sehr ernst und arbeiten schon länger daran, dass Mediziner für die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzungen ausgebildet werden“, sagte der Präsident der DGU, Prof. Dr. Michael J. Raschke.

Der neuen Ausgabe des „Weißbuch Schwerverletztenversorgung“ zufolge müssen sich Kliniken verpflichtend darauf vorbereiten, einen Ernstfall zu managen. Bisher konnten sie dies freiwillig tun. Die neue Regelung betrifft die derzeit mehr als 700 Traumazentren, die am Traumanetzwerk DGU teilnehmen. Mit dem Kapitel „Großschadensereignis Massenanfall von Verletzten (MANV)/Massenanfall von Verletzten bei lebensbedrohlichen Einsatzlagen (TerrorMANV)“ spricht die DGU erstmals verbindliche Empfehlungen aus, um lebensbedrohliche Einsatzlagen zu bewältigen.

07.10.2024, Orthopädisches Centrum Prof. Rangger, Dr. Pfeifer, Dr. Latif-Richter
Frankfurt am Main
07.10.2024, Orthopädisch-chirurgisches Praxiszentrum
Celle

„Zur medizinischen Beherrschung eines TerrorMANV stehen Kliniken vor einer bisher unbekannten Herausforderung. Daher sorgen wir dafür, dass ihre Handlungsfähigkeit für diese Fälle erweitert wird“, erläuterte der Generalsekretär der DGU, Prof. Dr. Dietmar Pennig. Die Terroranschläge in Frankreich und Österreich zeigten auf, dass die Daseinsvorsorge nicht nur die Bewältigung von Pandemien, sondern auch die Versorgung von Unfällen und Terroranschlägen einschließen müsse, ergänzte der Leiter der DGU-AG Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie, Prof. Dr. Axel Franke.

In einer Kooperation mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr hat die DGU den Kurs „Terror and Disaster Surgical Care“ entwickelt. Unfallchirurgen und Chirurgen lernen darin medizinische Herausforderungen in einer Terror- oder Amoklage zu managen. Der zweieinhalbtägige Kurs vermittelt Kenntnisse über den Einsatz auf gefährlichem Terrain, Aspekte der Wundballistik, Besonderheiten zur Versorgung spezieller Verletzungsmuster, wichtige Entscheidungsalgorithmen sowie Maßnahmen zur Schadensregulierung.

Dtsch Arztebl 2020; 117(51/52): [4]

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