Einkommen von Ärztinnen und Ärzten: Wie wirkt sich Corona finanziell aus?

14 Juni, 2021 - 07:45
Stefanie Hanke
Besorgte ältere Ärztin mit Laptop am Schreibtisch

COVID-19 hat das Arbeitsleben von Ärztinnen und Ärzten stark verändert. Aber welchen Einfluss hat das finanziell? Wie sich das Einkommen durch die Pandemie verändert hat, geht aus dem aktuellen Medscape Gehaltsreport 2021 hervor.

An der Befragung haben im Zeitraum von November 2020 bis Februar 2021 mehr als 700 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen. Für knapp die Hälfte hat sich dabei finanziell durch die Corona-Krise nicht viel geändert: 48 Prozent sagen, dass ihr Einkommen etwa gleich geblieben ist. Etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) muss dagegen mit Einkommens-Einbußen leben: 9 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass ihr Einkommen um mehr als ein Viertel zurückgegangen ist.

Pandemie für viele Ursache der Einbußen

Bei den Ärztinnen und Ärzten, deren Einkommen gesunken ist, führte eine große Mehrheit die Einbußen direkt auf die Pandemie zurück (89 Prozent). Nur 11 Prozent der Befragten nannten andere Gründe. Und welche Umstände führten konkret zum Rückgang der Einnahmen? Eine klare Ursache lässt sich nicht benennen, es tauchen viele verschiedene Begründungen auf: 17 Prozent der Befragten mussten Arbeitsstunden reduzieren, bei 10 Prozent wurde eine angekündigte Gehaltserhöhung vertagt oder gestrichen, jeweils 3 Prozent wurden beurlaubt oder mussten von Vollzeit auf Teilzeit umstellen. 1 Prozent gab sogar an, eine Kündigung erhalten zu haben.

Bis zum Zeitpunkt der Befragung (Mitte November 2020) hatte sich die Situtation immerhin für einen Teil der Ärztinnen und Ärzte aber wieder normalisiert: 46 Prozent gaben an, dass sich ihre Arbeitszeit wieder normalisiert habe, bei 17 Prozent gilt das auch für die finanzielle Situation. Bei mehr als der Hälfte (54 Prozent) war die Stundenzahl und das Einkommen allerdings immer noch nicht wieder auf dem normalen Level angekommen.

Finanzielle Verpflichtungen trotz der Einbußen

Den finanziellen Einbußen bei einem erheblichen Teil der Ärztinnen und Ärzte stehen laufende Ausgaben gegenüber, die auch in der Krise bedient werden müssen. So müssen 40 Prozent der Befragten für eine Hypothek für ihren Erstwohnsitz (Haus oder Eigentumswohnung) aufkommen, 26 Prozent zahlen Studiengebühren oder Unterhalt für ihre Kinder. Bei 21 Prozent fallen Leasingkosten für ein Auto an, bei 17 Prozent muss ein Darlehen für ein Auto abbezahlt werden. Für die Kinderbetreuung werden bei 16 Prozent der Befragten Gebühren fällig, 1 Prozent zahlt noch ein eigenes Studiendarlehen oder BAföG zurück.

Ein wirklich ernsthaftes finanzielles Problem hat die Pandemie bei einem Großteil der Befragten nicht verursacht. Doch 7 Prozent sind durch die Corona-Krise finanziell so sehr in eine Schieflage gekommen, dass sie die Raten einer Hypothek oder andere Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten.

Beim geschätzten Nettovermögen kommen Ärztinnen und Ärzte im Schnitt aber gut weg: Die Teilnehmer der Umfrage waren aufgefordert, den Wert ihres Besitzes (einschließlich Immobilien, Autos, Schmuck, Aktien, Bankguthaben etc.) zu schätzen und davon alle Schulden abzuziehen. Das Ergebnis: 361.000 Euro beträgt das geschätzte Nettovermögen der Befragten im Schnitt. Allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten: So liegt das Vermögen von Männern bei etwa 400.000 Euro, bei Frauen mit 234.000 Euro deutlich niedriger. Vergleicht man diese Werte mit der deutschen Allgemeinbevölkerung, schneiden Mediziner aber gut ab: "Otto Normalverbraucher" kommt auf ein geschätztes Nettovermögen von 162.000 Euro.

9 von 10 Ärztinnen und Ärzten sind zufrieden mit der eigenen Leistung

Mit ihrer Berufswahl ist eine überwiegende Mehrheit der Befragten aber zufrieden: 91 Prozent sind froh, dass sie Arzt oder Ärztin geworden sind. 42 Prozent wollen von ihrer aktuellen Position noch weiter Karriere machen. Und auch die Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Leistung ist hoch: 91 Prozent sind damit "zufrieden" oder "sehr zufrieden", nur 1 Prozent gab an, mit der eigenen Leistung "sehr unzufrieden" zu sein.

Die größte Herausforderung besteht für 43 Prozent in zu vielen Richtlinien bei Verwaltung und Abrechnung. Für 14 Prozent waren die vielen Überstunden das größte Problem, für jeweils 8 Prozent waren es schwierige Patienten oder Probleme mit der Praxis-EDV und digitalen Patientenakten. Die Sorge, verklagt zu werden, war für 4 Prozent der Befragten die größte Herausforderung.

Die größte Zufriedenheit entsteht für mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) aus dem Gefühl, gut beim Finden von Diagnosen und Lösungen zu sein. Knapp jeder Fünfte (19 Prozent) schöpft die größte Zufriedenheit aus der Dankbarkeit der Patienten. 6 Prozent bezeichneten sich als zufrieden, weil sie viel Geld mit einem Job verdienen können, der ihnen gefällt. Und 2 Prozent bezeichneten sich als stolz, Arzt oder Ärztin zu sein.

Quelle: Medscape Gehaltsreport 2021, "Die finanzielle Situation von Ärzten in der Corona-Krise"

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