
Chefärztinnen und Chefärzte sind Mediziner und Manager zugleich: Sie leiten eine Klinik, kümmern sich um alle medizinischen und strukturellen Abläufe und sind dabei einzig dem ärztlichen Direktor unterstellt. Welches Gehalt Sie für diese anspruchsvolle Aufgabe erwarten können, erfahren Sie im Beitrag.
Anders als bei Assistenz-, Fach- und Oberärzten sind die Gehälter von Chefärzten nicht mehr über die Tarifverträge der verschiedenen Kliniken festgelegt. Das bedeutet: Was Chefärztinnen und Chefärzte verdienen, ist in der Regel Verhandlungssache. Welche Gehaltsspannen dabei möglich sind, geht aus dem Kienbaum-Vergütungsreport 2019 „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten in Krankenhäusern 2019“ hervor, für den Daten aus 119 Krankenhäusern ausgewertet wurden: So verdienen Chefärzte im Durchschnitt etwa 300.000 Euro im Jahr – damit ist ihr Vergütung fast doppelt so hoch wie ein Oberarzt-Gehalt.
Chefärzte sind Top-Verdiener in der Klinik
Insgesamt gehören die Chefärzte zu den Top-Verdienern im Krankenhaus. Allerdings ist die Spannbreite der möglichen Gehälter sehr groß: Das Chefarzt-Gehalt ist unter anderem von Faktoren wie dem Standort, der Größe und dem Träger des Krankenhauses, dem Renommee des Arztes und der Fachrichtung bzw. Abteilung abhängig. Und es spielt auch eine Rolle, wann der jeweilige Vertrag unterschrieben wurde: Während es früher noch deutlich bessere Möglichkeiten gab, das Chefarzt-Einkommen durch das Recht auf Privatliquidation zu steigern, sind heute eher Bonusvereinbarungen üblich. Die variable Vergütung spielt als Bestandteil des Einkommens also noch immer eine Rolle. Allerdings ist für jüngere Chefärzte nicht mehr ganz so viel drin wie früher.
Auf einen Blick: Was verdienen Chefärzte (Brutto-Jahresgehälter, 2019)?
Fachrichtung | Unteres Quartil | Oberes Quartil | Durchschnitt |
---|---|---|---|
Geriatrie | 131.000 Euro | 215.000 Euro | 177.000 Euro |
Pädiatrie | 162.000 Euro | 238.000 Euro | 208.000 Euro |
Neurologie / Psychiatrie | 164.000 Euro | 296.000 Euro | 234.000 Euro |
Urologie | 150.000 Euro | 331.000 Euro | 256.000 Euro |
Gynäkologie | 174.000 Euro | 268.000 Euro | 257.000 Euro |
Anästhesie / Intensivmedizin | 161.000 Euro | 336.000 Euro | 296.000 Euro |
Orthopädie | 177.000 Euro | 394.000 Euro | 313.000 Euro |
Chirurgie | 181.000 Euro | 346.000 Euro | 331.000 Euro |
Radiologie | 155.000 Euro | 433.000 Euro | 360.000 Euro |
Innere Medizin | 191.000 Euro | 448.000 Euro | 372.000 Euro |
Gesamt | 186.000 Euro | 345.000 Euro | 300.000 Euro |
Der Begriff „Unteres Quartil“ bedeutet, dass 25 Prozent der befragten Chefärzte mit ihrem Jahresgehalt unter dem genannten Betrag liegen. „Oberes Quartil“ bedeutet entsprechend, dass jeder Vierte mehr verdient als die angegebene Summe. Da die Gehälter einiger Chefärzte noch einmal deutlich höher liegen als dieser Wert, kann der jeweilige Durchschnittswert einer Fachrichtung durch diese Top-Einkommen stark nach oben gezogen werden.
Internisten verdienen am meisten, Geriater am wenigsten
Bei den Fachrichtungen kann man deutliche Unterschiede erkennen, was die Chefarzt-Gehälter betrifft (siehe Tabelle). So verdient ein Chefarzt für Geriatrie im Durchschnitt nicht einmal halb so viel wie sein Kollege aus der Inneren Medizin. Blickt man auf die Brutto-Monatsgehälter, bedeutet das: Ein niedriges Chefarzt-Gehalt kann bei etwa 14.000 Euro liegen, ein hohes bei mehr als 30.000 Euro und mehr. Natürlich bedeutet das noch nicht, dass dieses Geld auch auf das Konto des Arztes wandert. Denn bei der Frage nach dem Netto-Einkommen spielen immer Faktoren wie der Familienstand, die Krankenversicherung und die Steuerklasse eine Rolle.
Zusatztätigkeiten sorgen für Extra-Verdienst
Viele Chefärzte gehen außerdem noch Zusatztätigkeiten nach, die ebenfalls für Einkommen sorgen. Dazu zählen beispielsweise die Arbeit als Gutachter oder ambulante Behandlungen von Patienten. In Einzelfällen kann man mit einer Chefarzt-Position insgesamt siebenstellige Jahresbeträge verdienen.
Gehören die Chefärzte mit diesem Einkommen eindeutig zu den Spitzenverdienern in Deutschland, ist international noch mehr drin: So kann in den USA bereits ein durchschnittliches Facharzt-Gehalt bei etwa 300.000 Dollar (ca. 247.000 Euro) liegen, Chefärzte verdienen entsprechend noch einmal deutlich mehr. Nach den USA liegt Deutschland allerdings bei den Arztgehältern auf Platz 2. Global betrachtet verdienen Mediziner überall sonst weniger – teilweise deutlich weniger.
Quelle: Kienbaum Vergütungsreport „Ärzte, Führungskräfte und Spezialisten 2019", ärzteblatt.de, Medscape International Compensation Report 2019