Einnahmen in der Niederlassung: Das erwirtschaften Arztpraxen

20 Dezember, 2021 - 07:29
Stefanie Hanke
Junger Arzt spricht mit Patientin

Was Ärztinnen und Ärzte in der Klinik verdienen, ist weitgehend durch die Tarifverträge festgelegt. Aber wie sieht es in der Niederlassung aus? Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Das ist je nach Fachrichtung sehr unterschiedlich.

Der Klinik den Rücken kehren und sich mit einer eigenen Praxis niederlassen: Davon träumen viele Ärztinnen und Ärzte. Es locken Vorteile wie freie Zeiteinteilung und eine bessere Work-Life-Balance. Aber wie sieht es eigentlich finanziell in der Niederlassung aus? Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten – das Einkommen selbstständiger Ärztinnen und Ärzte kann sich je nach Fachgebiet, Region, aber auch anderen Faktoren wie z.B. Praxis- und Sprechzeiten stark unterscheiden. Trotzdem geben aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes Aufschluss über die Einnahmen und Aufwendungen von niedergelassenen Ärzten.

Reinertrag einer Arztpraxis: Im Schnitt knapp 300.000 Euro im Jahr

So lagen die durchschnittlichen Einnahmen einer Arztpraxis im Schnitt bei 602.000 Euro für das Jahr 2019. Dem stehen durchschnittliche Aufwendungen von 306.000 Euro gegenüber. Diese Aufwendungen setzen sich unter anderem aus den Personalkosten für das Team (Bruttoentgelte und Sozialabgaben) sowie aus Sachaufwendungen (Praxismaterialien, Laborarbeiten, Mieten,...) zusammen. Zieht man die Aufwendungen von den Einnahmen ab, bleibt im Durchschnitt ein Reinertrag von 296.000 Euro pro Praxis.

Allerdings darf man den Reinertrag nicht mit dem tatsächlichen Einkommen des Arztes bzw. der Ärztin gleichsetzen: Vom Reinertrag müssen beispielsweise noch Aufwendungen für die Praxisübernahme, aber auch Alters-, Invaliditäts- oder Krankenversicherung für den Inhaber bzw. die Inhaberin der Praxis und seine / ihre Familie abgezogen werden. Bei mehreren Praxisinhabern wird dieser Wert außerdem entsprechend aufgeteilt.

Wie hoch das Einkommen bzw. der Reinertrag tatsächlich ist, hängt stark von der gewählten Fachrichtung ab. Mit Abstand liegt der Bereich Radiologie / Nuklearmedizin / Strahlentherapie an der Spitze der Statistik: Ärztinnen und Ärzte in diesen Fachgebieten erwirtschafteten im Jahr 2019 durchschnittlich mehr als 3 Millionen Euro pro Praxis. Allerdings haben sie auch die höchsten Aufwendungen (1,875 Millionen Euro). Trotzdem bleibt hier noch ein stattlicher Reinertrag von mehr als 1,1 Millionen Euro übrig. Schlusslicht der Statistik bilden die Neurologie und die (Kinder- und Jugend-)Psychiatrie sowie die psychosomatische Medizin. Hier liegt das Einkommen bei etwas mehr als 400.000 Euro im Jahr, allerdings liegen in diesem Bereich auch die Aufwendungen mit 165.000 Euro am niedrigsten. Übrig bleibt ein durchschnittlicher Reinerlös von 238.000 Euro.

Einnahmen: Hauptsächlich aus Kassenabrechnung

Laut Statistik erwirtschaftet die Arztpraxis im Schnitt mehr als zwei Drittel ihrer Einnahmen durch Kassenabrechnung. Privatabrechnung macht nur etwa ein Viertel der Einnahmen aus. Zum Vergleich: In der Zahnmedizin liegt der Kassenanteil bei gut der Hälfte, hier machen die Privatabrechnungen 47 Prozent der Einnahmen aus.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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