Wenn faule Kolleginnen und Kollegen zum Problem werden

24 Februar, 2022 - 07:39
Miriam Mirza
Junger Arzt entspannt sich an seinem Schreibtisch
Pausen sind wichtig. Aber wenn ein Kollege deutlich öfter und länger Pause macht, leidet das ganze Team

Wer kennt es nicht? Da ist dieser eine Kollege, der sich immer vor der Arbeit drückt, betont langsam ist und die eigenen Aufgaben gerne auf andere abwälzt. Die Folge: Die Fleißigen und Gutmütigen im Team müssen es ausbaden.

Wie die Faulen dem Team schaden

Nicht jeder hat die gleichen Fähigkeiten und Ressourcen, und in jedem Kollegium gibt es verschiedenen Arbeitstypen, die dennoch miteinander arbeiten müssen. So gibt es beispielsweise jene, die motiviert sind, sich aktiv um Arbeit bemühen und anderen gerne helfen oder ihnen etwas beibringen. Auf der anderen Seite sind da immer wieder solche, die sich eher um sich selbst kümmern und vielleicht nur das Nötigste tun. Der eine Typ muss nicht unbedingt besser als der andere sein. Wichtig ist, dass das Team durch eine gute Kommunikation, das Schließen von Kompromissen und ein gutes Teambewusstsein lernt, effizient miteinander zu arbeiten. Und: Natürlich sind Pausen wichtig. Sind jedoch echte Faulenzer oder Faulenzerinnen im Team, hat das negative Folgen: Sie belasten jedes Kollegium, weil die anderen letztlich die unerledigte Arbeit auffangen müssen. Eine Weile mag das funktionieren, doch auf lange Sicht können das die Fleißigen nicht durchhalten. Es droht die Überlastung. Frust und Unzufriedenheit machen sich breit und irgendwann leisten alle Teammitglieder bewusst weniger.

Die Strategien der faulen Kolleginnen und Kollegen

Arbeitsunwillige Kolleginnen und Kollegen sind bei genauem Hinsehen gut zu erkennen. Sie wissen genau, welche Aufgaben arbeitsintensiv und welche mit eher wenig Aufwand zu erledigen sind, aber umso mehr Eindruck hinterlassen. Deshalb geben sie sich große Mühe, die komplizierten und arbeitsreichen Aufträge an andere weiterzureichen. Wissen sie sich beobachtet, zeigen sie gerne erhöhtes Engagement. Das ebbt jedoch sofort wieder ab, sobald die Kontrolle verschwunden ist. Sie scheuen sich auch nicht, die Ideen anderer als eigene auszugeben und gehen dabei durchaus geschickt vor. Das tun sie etwa, indem sich in Pläne eingebracht wird, die schon längst in vollem Gange sind – immer mit dem Blick darauf, die vermeintlich eigenen Leistung in den Vordergrund zu stellen.

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Faule verfolgen auch im Kleinen Strategien zur Arbeitsvermeidung: Zum Beispiel, durch das häufige Einlegen von Pausen und die Verwicklung anderer in lange, überflüssige Gespräche oder sie verbringen viel Zeit mit „Netzwerken“. Sie sind oft krank oder tun so, als seien sie unfähig, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Am Ende erreichen sie ihr Ziel und jemand anderes macht ihre Arbeit. Wird eine Arbeit nicht erledigt, sind sie um Ausreden nicht verlegen. Mal ist es höhere Gewalt, mal äußere Umstände und vielleicht sogar die Schuld eines anderen Kollegen oder einer Kollegin. Unter keinen Umständen jedoch ist man selbst verantwortlich. Wer sich als Opfer eignet – dafür haben die Arbeitsunwilligen oft ein gutes Gespür.

Was tun?

Ist der Übeltäter oder die Übeltäterin erst einmal ausgemacht, stellt sich die Frage, wie man damit am besten umgeht. Eine gute Strategie ist, zunächst herauszufinden, ob die Arbeitsmüdigkeit möglicherweise nur vorübergehend ist und ein triftiger Grund vorliegt. Ist der Kollege oder die Kollegin zum Beispiel krank oder hat familiäre Probleme? Dann kann es besser sein, nichts zu tun und abzuwarten, ob die Person sich wieder fängt und nach einer Weile wieder belastbar wird. Es kann auch sein, dass sich der oder die Betroffene schlicht zu wenig zutraut. Wer an Selbstzweifeln leidet, wird eher versuchen, Aufgaben zu vermeiden, von denen er oder sie sich überfordert fühlt. Ein offenes Gespräch kann diese und andere mögliche Ursachen aufklären. Wichtig ist, deutlich zu machen, dass die Faulheit nicht länger geduldet wird und eine schnelle Verhaltensänderung erfolgen sollte.

Stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen vorübergehenden Zustand handelt, sollten sich die übrigen Teammitglieder nächste Schritte überlegen. Aus rechtlicher Sicht haben sie wenig Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Das ist nämlich Sache des Chefs, der Chefin oder des Betriebsrats. Ratsam ist, gemeinsam mit den anderen betroffenen Kolleginnen und Kollegen aus dem Team das Gespräch mit den Vorgesetzten zu suchen. Wer das tut, sollte sich jedoch auch vor Augen führen, dass das die Situation verschlimmern kann, etwa wenn der Kollege oder die Kollegin wütend, beleidigt oder abweisend reagiert und dadurch die Arbeitsatmosphäre belastet wird. Im schlimmsten Fall wird eine Zusammenarbeit unmöglich.

Beschwert man sich dennoch, sollten keine allgemeinen Anschuldigungen, sondern konkrete Vorkommnisse vorgetragen werden. Die Vorgesetzten brauchen klare Hinweise: Wie lauteten die Absprachen? Was genau ist unerledigt geblieben und welche Folgen haben die Versäumnisse? Chefs oder Chefinnen sind in der Regel froh, wenn ihnen nicht nur Probleme, sondern auch mögliche Lösungen präsentiert werden. Darum ist es vielleicht hilfreich, sich vorher mit den Kolleginnen und Kollegen zusammenzusetzen und gemeinsam zu überlegen, wie der Faulenzer oder die Faulenzerin ihre Leistung verbessern könnte.

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