Gewalttätige Übergriffe gegen Klinikpersonal nehmen zu

9 Juli, 2024 - 06:35
Dr. Sabine Glöser
Gewalt gegen Ärzte, Symbolbild

Beschäftigte in Krankenhäusern sind immer häufiger von gewalttätigen Übergriffen betroffen. Das zumindest ergab eine Analyse des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). An der Umfrage nahmen 250 Allgemeinkrankenhäuser teil.

Wichtigste Ergebnisse: 73 Prozent der Krankenhäuser gaben an, die Zahl der Übergriffe in ihren Häusern sei in den letzten fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen. Nur vier Prozent verzeichneten weniger Gewalt. Jede zweite Klinik nannte die Notaufnahme als Ort, an dem es in besonderem Maße zu Übergriffen komme. Als Hauptursache für Gewalt nannten 77 Prozent den durch Alkohol oder Schmerzen beeinflussten Zustand von Patienten. 73 Prozent der Häuser hielten den allgemeinen Verlust von Respekt gegenüber den Klinikmitarbeitenden für ausschlaggebend. 69 Prozent gaben krankheitsbedingtes Verhalten, zum Beispiel von dementen oder psychisch kranken Patienten, als Grund an. Als weitere Ursache nannten 40 Prozent lange Wartezeiten.

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Die gewalttätigen Übergriffe haben Folgen: 73 Prozent der Häuser berichten darüber, dass von Gewalt betroffene Mitarbeitende gelegentlich psychisch belastet sind, in 14 Prozent der Häuser ist dies häufig der Fall. In knapp jeder vierten Klinik kündigten betroffene Mitarbeitende sogar. Um Übergriffen vorzubeugen, setzen Krankenhäuser vor allem auf Deeskalationstrainings und bauliche Maßnahmen wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung. 28 Prozent setzen einen Sicherheitsdienst ein.

„Wir fordern eine konsequente Verfolgung der Straftaten und vor allem eine gesellschaftliche Debatte und politisches Handeln über zunehmende Gewalt, soziale Schieflagen und sinkende Hemmschwellen. Auch Strafverschärfungen für Übergriffe gegenüber Krankenhausbeschäftigten analog zu den Verschärfungen bei Angriffen gegen Rettungskräfte sind eine Option“, sagte die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Henriette Neumeyer.

Dtsch Arztebl 2024; 121(14): [4]

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