
Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik RWTH Aachen, berichtet über ihre Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Frau Prof. Dr. Herpertz-Dahlmann, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Universitätsprofessorin und Klinikdirektorin zu werden?
Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann: Neben einem großen klinischen Wissen sind analytische Fähigkeiten für die Forschung als auch Organisationstalent für einen reibungslosen klinischen Ablauf notwendig. Engagement für die Weiterbildung der jungen Ärztinnen und Ärzte gehören ebenso dazu wie Freude an der Lehre und Arbeit mit den Studierenden. Man sollte innovativen Ideen gegenüber aufgeschlossen sein und stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeitenden und Patienten haben.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann: Als Universitätsprofessorin habe ich sogar den Spagat zwischen Klinik, deren Verwaltung, Forschung und Lehre zu bewältigen. Dieses System ist völlig antiquiert. In anderen Ländern wie den USA ist das besser geregelt. Dort werden diese Funktionen auf mehrere Personen aufgeteilt.
Was ist für Sie als Klinikdirektorin die größte, nicht fachliche Herausforderung?
Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann: Das sind Verwaltungsaufgaben und ökonomische Anforderungen wie Fragen der Wirtschaftlichkeit und Forschungsfinanzierung. Das Abwägen von Patientenwohl und ökonomischem Erfolg bestimmt zunehmend meinen Alltag.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann: Zum einen fürchten sich viele vor der hohen Verantwortung. Zum anderen wollen junge Ärztinnen und Ärzte Beruf- und Privatleben oft strikt trennen. Viele sind mit weniger Geld zufrieden, wenn sie dafür mehr Zeit für ihre Familie und Interessen haben. Gerade die jungen Frauen müssen lernen, ihren eigenen Weg in einer immer noch von Männern dominierten Klinik- und Forschungswelt zu gehen. Das ist für den Fortschritt in der Medizin wichtig!
Dtsch Arztebl 2021; 118(29-30): [4]