Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Dr. med. Benjamin Kläsner, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin am Klinikum Konstanz, berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Herr Dr. Kläsner, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefarzt zu werden?
Dr. med. Benjamin Kläsner: Die wichtigsten Voraussetzungen sind ein großes Verantwortungsbewusstsein, Freude an der Führung eines Teams und Flexibilität im Umgang mit aktuellen Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
Dr. med. Benjamin Kläsner: Medizin sollte nicht von wirtschaftlichen Interessen getrieben werden und nicht dazu dienen, Renditen zu erwirtschaften. Ein System, das nur auf Masse und Fallpauschalen basiert, braucht dringend einen Neustart. Nichts desto trotz ist es unsere Aufgabe, den Patienten die Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen, die nach aktuellem Stand der Wissenschaft die beste ist.
Was ist für Sie als Chefarzt die größte, nichtfachliche Herausforderung im Klinikalltag?
Dr. med. Benjamin Kläsner: Unter dem aktuellen Fachkräftemangel ist es essenziell, Mitarbeitende zu motivieren und zu halten. Ihre Bedürfnisse zu erkennen, in Gesprächen darauf einzugehen und zu erfüllen, erfordert flache Hierarchien und Empathie.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
Dr. med. Benjamin Kläsner: Durch den finanziellen Druck sind viele Krankenhäuser an ihrer Überlebensgrenze und sparen vor allem am Personal. Zusammen mit der weiter zunehmenden Bürokratie führt dies zu einer hohen Arbeitsverdichtung. Für viele ist das kein attraktiver Arbeitsplatz.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach oben wollen?
Dr. med. Benjamin Kläsner: Just do it! Die Chancen waren selten so gut wie heute. Man braucht einen gewissen Mut und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Nähe zum Team hilft immer – die Zeiten der einsamen Leitwölfe sind vorbei.
Dtsch Arztebl 2023; 120(42): [4]