Prof. Dr. med. Boris Nohé: „Unbedingte Begeisterung für den Arztberuf in einer Klinik“

16 November, 2021 - 07:49
Dr. Sabine Glöser
Karriere konkret: Prof. Dr. Boris Nohé
Prof. Dr. med. Boris Nohé ist Chefarzt des Zentrums für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Zollernalb Klinikums in Balingen.

Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Prof. Dr. med. Boris Nohé, Chefarzt des Zentrums für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Zollernalb Klinikums in Balingen, berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg nach oben.

Herr Prof. Nohé, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefarzt zu werden?

Prof. Dr. med. Boris Nohé: Für die oft schwierige Vereinbarkeit von medizinischen, wirtschaftlichen und personellen Belangen braucht es die unbedingte Begeisterung für den Arztberuf in einer Klinik. Chefärzte müssen damit leben, dass sie zwischen diesen Ansprüchen stehen und viel Energie aufwenden müssen, die dadurch bedingten Widersprüche auszubalancieren.

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?

Prof. Dr. med. Boris Nohé: Neben dem eigenen Zeitmanagement sind Loyalität, Fachkompetenz und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden wesentlich. Hilfreich ist eine Hierarchie, die von beiderseitigem Respekt getragen und für Initiative von unten nach oben durchlässig ist. Trotzdem ist die Position kein Job für die Regelarbeitszeit. Man nimmt vieles mit nach Hause.

Was ist die größte, nicht fachliche Herausforderung?

Prof. Dr. med. Boris Nohé: Das DRG-System. Es hat die Wirtschaftlichkeit als beherrschendes Prinzip positioniert. Unser ärztlicher Erfolg wird zunehmend anhand entpersonalisierter Kennzahlen, Effizienzanalysen und konkurrierender wirtschaftlicher Vergleiche bewertet. Diese Gewichtung und deren Effekte auf die medizinische Versorgung kritisiere ich.

Wann ist eine Klinik ein guter Arbeitgeber?

Prof. Dr. med. Boris Nohé: Wenn sie der Medizin einen zumindest gleichrangigen Wert neben der Wirtschaftlichkeit einräumt und engagierten Mitarbeitenden mit Respekt begegnet.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach oben wollen?

Prof. Dr. med. Boris Nohé: Bleiben Sie am Ball, seien Sie neugierig und erinnern Sie sich in den Situationen des Zweifels daran, weshalb Sie diesen Beruf gewählt haben. Investieren Sie Kraft in diejenigen Bereiche, die sie selbst beeinflussen können.

Dtsch Arztebl 2021; 118(46): [4] 

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