Wer im Krankenhaus Karriere machen will, braucht neben fachlichen Qualifikationen auch andere Fähigkeiten. Prof. Dr. med. Sven Richter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der RKH Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal, berichtet über seine Erfahrungen auf dem Weg nach oben.
Herr Professor Richter, was braucht es neben der fachlichen Leistung, um Chefarzt zu werden?
Prof. Dr. med. Sven Richter: Führungsqualitäten und Organisationstalent sowie eine klare Werteordnung und das Rückgrat, für seine Überzeugung einzustehen. Auch Sinn für Gerechtigkeit. Denn daran werde ich von Mitarbeitern und Kollegen gemessen.
Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Medizin und Management?
Prof. Dr. med. Sven Richter: Zunächst ist ganz klar, dass Medizin für einen Arzt immer wichtiger sein muss als Management. Konkret: mit einem guten und vertrauten Team, mit Delegation von Aufgaben und Verantwortung.
Was ist für Sie als Chefarzt die größte, nicht fachliche Herausforderung im Klinikalltag?
Prof. Dr. med. Sven Richter: Personalmanagement und Mitarbeiterbindung, denn die Zukunft der Krankenhäuser wird über gut ausgebildete, motivierte Pflegekräfte und Ärzte entschieden. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir ausreichend Personal und anständige Arbeitsbedingungen haben, damit wir gute Medizin betreiben können.
Warum interessieren sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für eine Karriere im Krankenhaus?
Prof. Dr. med. Sven Richter: Weil es eine absurde Arbeitsverdichtung gibt, Dokumentationswahn und Entfremdung von den Zielen, für die man einmal Medizin studiert hat. Dazu kommt Personalmangel. Das alles führt beim Nachwuchs zu Gratifikationskrisen und Burn-out.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten, die nach oben wollen?
Prof. Dr. med. Sven Richter: Sie sollten immer wieder überprüfen, ob das gefühlte „oben“ nicht eher Hamsterrad anstatt Karriereleiter ist. Familie und Freunde sind wichtiger als Karriere. Und sie sollten unbedingt einen Plan B im Leben haben, wenn es irgendwann einmal richtig klemmt.
Dtsch Arztebl 2023; 120(46): [4]