
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Priv.-Doz. Dr. med. Michael Kranzfelder unseren Fragen. Er ist seit 1. April 2022 neuer Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Klinik Hallerwiese-Cnopfsche Kinderklinik in Nürnberg.
Herr Dr. Kranzfelder, warum eigentlich sind Sie Viszeralchirurg geworden?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Das handwerkliche Arbeiten hat mir schon immer Freude gemacht: schrauben, sägen, bohren. Daher wollte ich eigentlich Unfallchirurg werden. Meine erste Stelle habe ich dann aber in der Viszeralchirurgie bekommen. Und bin nun sehr froh, diesen Weg gegangen zu sein. Das Potenzial, die Abwechslung und die Herausforderungen der Viszeralchirurgie faszinieren mich jeden Tag aufs Neue.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Ein gutes Arbeitsklima, ein motiviertes und professionelles Team aus Ärzteschaft und Pflege, ein solides aber auch innovatives und aktives Arbeitsumfeld und natürlich private Zufriedenheit und Sicherheit.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Der amerikanische Chirurg R. Scott Jones sagte mal, im OP können wir mehr Leben retten, mehr Krebs heilen, mehr Funktionen wiederherstellen und mehr Leiden lindern als irgendwo sonst im Krankenhaus.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Ich schätze Menschen, die zuhören können, die konstruktiv analysieren und ehrlich Ratschläge und Hilfestellungen geben – und die sich selbst nicht immer so wichtig nehmen.
Was treibt Sie an?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Mich treiben zufriedene Patienten und Angehörige an, ein respektvolles Miteinander sowie ein aktives Mitwirken bei innovativen Entwicklungen für eine moderne und zukunftsfähige Medizin und dabei den eigenen Ansprüchen beruflich wie privat gerecht zu werden.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Mit Arnold Schwarzenegger, die Terminator-Reihe hat mich schon als Jugendlicher fasziniert. Und mit Angela Merkel. Das wäre in vielerlei Hinsicht ein überaus spannender Abend. Nicht zuletzt, weil sie ja auch einen besonders feinen Humor haben soll.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Erlebt die Chancenvielfalt der Medizin, um für Euch selbst die richtige Richtung zu erkennen. Das muss nicht immer auf dem direkten Weg sein, es darf ruhig Umwege und Abkürzungen geben. Hauptsache ist, der Weg passt zum eigenen Charakter und erfüllt die Erwartungen an das eigene Tun.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Diese Frage in der Rubrik „Arzt und Karriere – Karriereleiter“ ehrlich zu beantworten, fällt mir schwer. Doch sicher ist, ohne den Rückhalt meiner Frau und meiner drei Töchter und ohne die Geborgenheit zuhause würde ich dieses Interview nicht führen können.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Der Personalmangel in der Pflege ist allgegenwärtig und hat sich in der Pandemie weiter verschärft. Das ist eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft. Zudem gibt es gerade in der Digitalisierung und zukunftsorientierten Patientenversorgung noch viel Luft nach oben – insbesondere bei Innovation und Nachhaltigkeit. Auch führt die Überregulierung in vielen Bereichen der Medizin vermehrt zu patientenfernen ärztlichen Tätigkeiten. Das schreckt viele jüngere Kolleginnen und Kollegen ab.
Wann sind Sie glücklich?
PD Dr. Michael Kranzfelder: Glück bedeutet für mich eine gesunde Familie zu haben, Zeit mit ihr zu verbringen sowie die Möglichkeit zu haben, durch mein Tun anderen Menschen zu helfen. Oder frei nach dem Motto von Dr. Turk aus Scrubbs: Glück ist, jeden Tag in den OP zu gehen, ein Spiel Mann gegen Mann gegen üble Krankheiten zu spielen und wenn man richtig gut ist, die Dinger meistens zu gewinnen.