Dr. Lahne: „Das Leiten eines interdisziplinären Teams ist wie das Dirigieren eines Orchesters“

1 Oktober, 2020 - 08:21
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. Madlen Lahne
Dr. med. Madlen Lahne ist seit 1. April 2020 Chefärztin der Schmerztherapie am Helios Amper-Klinikum Dachau.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Madlen Lahne unseren Fragen. Seit 1. April 2020 ist sie Chefärztin der Schmerztherapie am Helios Amper-Klinikum Dachau.

Warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Neurologie geworden?

Dr. Madlen Lahne: Das menschliche Nervensystem war für mich schon immer das faszinierendste Organ. Der Wunsch, es in seiner komplexen Funktionalität besser zu verstehen, hat mich angespornt, mich intensiver mit diesem Fachgebiet zu befassen. Bis heute begeistert mich an der Neurologie, dass man bereits durch eine gezielte Anamnese und gründliche körperliche Untersuchung viel über die zugrundeliegende Erkrankung erfährt. Durch den rasanten Erkenntniszuwachs in den Neurowissenschaften ist die Neurologie seit langem nicht nur ein Diagnostikfach. Mittlerweile gelingt es auch, komplexe Krankheitsbilder erfolgreich zu therapieren. So haben wir zum Beispiel in der Behandlung der Multiplen Sklerose oder der Migräne in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Madlen Lahne: Viele Patienten, die zu uns in die Schmerztherapie kommen, haben auf der Suche nach einer wirksamen Behandlung einen langen, in der Regel mehrjährigen Leidensweg hinter sich. Für diese Menschen ist es besonders wichtig, dass wir sie dort abholen, wo sie stehen, vor allem in Bezug auf ihre Erkrankung. Dazu bedarf es Zeit, Einfühlungsvermögen und eines geschulten diagnostischen Blickes – auch über den Tellerrand des eigenen Fachgebietes hinaus.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Madlen Lahne: „Versuchen Sie stets, sich mit starken Menschen zu umgeben!“

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Madlen Lahne: Aufrichtigkeit, Hingabe, Neugierde und Humor.

Was treibt Sie an?

Dr. Madlen Lahne: Was mich schon immer angetrieben hat, sowohl persönlich als auch beruflich, ist die Überzeugung, die jeweilige Situation immer verbessern zu können und aus einem „Schlecht“ ein „Geht so“ zu machen, aus einem „Geht so“ ein „Gut“ und aus einem „Gut“ ein „Sehr gut“.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Madlen Lahne: Ich würde mich gern mit Richard David Precht bei einem guten Essen unterhalten. Ich finde seine gesellschaftskritischen Ansichten aus der Perspektive eines Philosophen sehr spannend und inspirierend.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Madlen Lahne: Seid engagiert, seid neugierig, seid furchtlos. Aber versteht, dass der Tag auch einen Feierabend kennen muss.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Madlen Lahne: Als Frühaufsteherin liebe ich die frühen Morgenstunden, wenn meine Tochter und mein Mann noch schlafen und ein Weilchen bis zum Arbeitsbeginn bleibt. Das bedeutet Zeit für mich. Außerdem versuchen wir, so oft wie möglich mit unserem Wohnmobil unterwegs zu sein. Die Einfachheit des Campings empfinde ich als unglaublich entspannend.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Madlen Lahne: An viel weniger als man glauben mag. Ich denke, etwas mehr Anerkennung für die Errungenschaften unseres Sozialstaates stünde uns gut zu Gesicht. Nach meiner Erfahrung gibt es wenige Gesellschaften, in denen es einen so niederschwelligen Zugang zu medizinischer Versorgung so hoher Qualität und Güte gibt.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Madlen Lahne: Als Schmerztherapeutin macht es mich glücklich, unseren Patientinnen und Patienten eine bestmögliche multimodale Schmerztherapie anbieten zu können. Dabei arbeiten Experten unterschiedlicher Professionen Hand in Hand und in ihrem Tun aufeinander abgestimmt. Vielleicht nicht mit allen theoretischen Führungsmodellen im Einklang steht meine ganz persönliche Erfahrung, dass das Leiten eines interdisziplinären Teams ähnlich dem Dirigieren eines Sinfonieorchesters ist. Jede Position muss optimal wirksam sein können. Nur dann ist die Gesamtperformance mehr als die Summe ihrer Teile.

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