Privatpatienten sind eine besondere Klientel: Sie gelten als anspruchsvoll, auch in Bezug auf ihren Arzt. Die Stilberaterin Claudia Reuschenbach erklärt an einem Praxisbeispiel, wie das richtige Outfit Ärzten dabei helfen kann, Privatpatienten für sich einzunehmen.
Frau Reuschenbach, in Ihren Studio haben Sie unter anderem einen Arzt beraten, der viel mit Privatpatienten zu tun hat. Was war sein konkretes Anliegen?
Claudia Reuschenbach: Der Arzt, der zu mir kam, war Chefarzt an einer Klinik. Er wollte sich in seinen Privat-Sprechstunden gern auf Augenhöhe mit seinen anspruchsvollen Patienten fühlen. Dafür wollte er gut und gehoben gekleidet sein, ohne zu spießig zu wirken. Natürlich sollte das Outfit dabei auch gleichzeitig alltagstauglich sein – denn neben der Privat-Sprechstunde gibt es ja auch noch Visiten und das ganz normale Alltagsgeschäft. Ein Anzug mit Schlips wäre dafür nicht so passend.
Welche Überlegungen stellen Sie als Stil- und Imageberaterin an, wenn Kunden mit solchen Wünschen kommen?
Claudia Reuschenbach: Privatpatienten sind meistens gut situierte Menschen – sie geben unter anderem auch mehr Geld für ihre medizinische Versorgung aus als andere Patienten. Das bedeutet: Sie haben hohe Ansprüche an Ärzte und medizinisches Personal. Ich denke, diese Leute arbeiten selbst viel, sind ehrgeizig und haben einen hohen Anspruch an sich selbst. Das bedeutet: Sie fordern auch von anderen hervorragende Arbeit – zum Beispiel von ihrem Arzt.
Worauf muss ich bei meinem Outfit achten, um bei dieser Klientel zu punkten?
Claudia Reuschenbach: Privatpatienten wünschen sich Ärzte, die fachlich auf dem neuesten Wissensstand sind. Als Stilberaterin kann ich diesen Anspruch auch ins Outfit übersetzen – wie eine andere Sprache: Der Arzt muss „up to date“ aussehen und in Bezug auf seine Kleidung auf dem aktuellen Stand sein. Also keine altmodischen Schnitte und keine altmachenden Farben. Außerdem erwarten Privatpatienten eine hohe Leistung von ihrem Arzt. Das Outfit des Arztes muss ebenfalls diese hohe Qualität widerspiegeln. Deshalb setze ich hier auf hochwertige Materialien und hervorragende Verarbeitung der Kleidung.
Bei Privatpatienten stehen Seriosität und Verlässlichkeit im Fokus – der Patient will das Gefühl haben, in guten Händen zu sein. Wie schaffe ich durch das richtige Outfit Vertrauen?
Claudia Reuschenbach: Um Vertrauen aufzubauen, sollte der Arzt empathisch sein und das Leiden des Patienten erkennen. Um diesen Eindruck zu stärken, helfen die richtigen Farben. Mit einem schwarzen Outfit würde ein Arzt zum Beispiel einen Patienten eher abschrecken, weil schwarz eine Farbe ist, die Distanz schafft und ein zu hohes Eleganzlevel besitzt. Um Vertrauen zu schaffen, ist das nicht hilfreich.
Besser sind helle, freundliche Farben wie zum Beispiel weiß, blau, grün, türkis – diese Farben lassen sich auch gut kombinieren. Heute muss kein Arzt in der Privatsprechstunde ganz in Weiß vor dem Patienten sitzen – das wirkt in diesem Zusammenhang zu klinisch und schafft auch wieder Distanz.
Welche Rolle spielt eine gewisse Exklusivität bei meiner Kleidung, wenn ich Privatpatienten für mich einnehmen möchte? Wie finde ich hier das richtige Maß?
Claudia Reuschenbach: Ein guter Punkt! Patient und Arzt können sich bei ihrem Status-Level ruhig auf Augenhöhe begegnen. Als Stilberaterin bringe ich auch das Statusthema in das Outfit des Arztes mit ein. Das schaffe ich sehr gut mit Accessoires. Also zum Beispiel eine hochwertige Uhr oder mein liebstes Stilmittel: die Schuhe.
Für den Arzt aus dem Praxisbeispiel haben wir zum Beispiel sehr hochwertige Sneakers ausgesucht. Die Schuhe sind bequem und komfortabel, so dass der Arzt den ganzen Tag gut darauf stehen und agieren kann. Und gleichzeitig von einer angesehenen Marke, die für Qualität und Modernität steht.
Gibt es No-Gos, mit denen ich diese Patientengruppe abschrecken könnte?
Claudia Reuschenbach: Denken Sie immer an die Kommunikation und die damit verbundene Signale, die Sie mit Kleidung und Ihrer gesamten äußeren Erscheinung zeigen. Ihr Aussehen und Ihre Kleidung sendet ebenso starke Signale aus wie ein Funkmast. Privatpatienten kann ich nicht mit einer ungepflegten, unmodernen und schnodderigen Erscheinung überzeugen. Das Gefühl dafür, was hier angemessen ist, ist natürlich nicht jedem in die Wiege gelegt. Das können Sie aber einfach lernen: Zum Beispiel im Rahmen einer soliden Stil-und Imageberatung. Das ist die beste Investition in Sie selbst und in Ihren Erfolg.
5 Outfit-Tipps, mit denen Sie Privatpatienten für sich einnehmen:
- Modern aussehen: Die Kleidung muss dafür nicht besonders trendy oder extravagant sein. Sie sollte aber widerspiegeln, dass Sie auf dem aktuellen Stand sind – auch in Stilfragen.
- Gute Passform: Die Kleidung sollte perfekt sitzen und genau zu Ihrer individuellen Figur passen.
- Qualitativ hochwertige Materialien: In hochwertiger Kleidung begegnen Sie gut situierten Patienten auf Augenhöhe.
- Bequem und komfortabel: Die Kleidung sollte den ganzen Tag angenehm zu tragen sein – so können Sie nach der Privat-Sprechstunde Ihrem Alltagsgeschäft nachgehen.
- Optimal passende Farben: Welche Farben stehen Ihnen und passen zu Ihrem individuellen Typ? Hier kann im Zweifel eine Beratung helfen.
Die Expertin:
Claudia Reuschenbach ist ausgebildete Stylistin, Visagistin und Diplom-Kauffrau. Sie hat in den Führungsetagen von DAX-Unternehmen wie der Deutschen Telekom AG und der Post AG gearbeitet. In ihrem Studio in Bonn bietet sie individuelle Image- und Outfitberatungen für Männer, Frauen und Gruppen an.
Kontakt und mehr Infos: info@stilstrategie.de, www.stilstrategie.de