
Arbeitgeber sollten Mitarbeiterinnen unterstützen, eigene und fremde Rollenvorstellungen zu erkennen. Damit können sie die Frauen fördern und ihnen eine Karriere eröffnen, die diese als wirklich erfolgreich erleben. Zu diesem Schluss kommen Prof. Dr. Gisela Gerlach und Xenia Görtz von der Universität Koblenz-Landau in einer aktuellen Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Die Wissenschaftlerinnen führten Interviews mit 41 erfolgreichen Frauen. Sie identifizierten Rollen, die Frauen für ihre Karriere entweder als förderlich oder hinderlich erlebten. Als förderlich empfanden die Befragten die Rolle als Teamplayerin und als Kümmernde. Diese Rollen fördern offenbar eine gute Zusammenarbeit und den Teamerfolg. Auch die Rolle der Netzwerkenden fördert demnach den Erfolg. Wer sich austausche, lerne von Vorbildern und erhalte Anregungen. Als karrierehinderlich empfanden die Befragten dagegen die Rolle der Loyalen und der Selbstkritischen. Als Loyale fühlen sich Frauen dem Vorankommen des Unternehmens wohl so verpflichtet, dass sie dabei eigene Interessen vernachlässigen. Als Selbstkritische spielen sie ihre eigene Leistung herunter, indem sie Erfolg auf äußere Umstände oder einen glücklichen Zufall zurückführen.
Erfolg setzten die befragten Frauen nicht unbedingt gleich mit hierarchischem Aufstieg oder finanzieller Sicherheit. Wichtig war ihnen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und den eigenen Gestaltungsraum zu erweitern. Statt sich klare Ziele zu stecken, gingen sie ihre Karriere flexibel an und waren dadurch offen für berufliche Alternativen. In der Rückschau bewerteten sie diese Offenheit als hilfreich für eine erfolgreiche Karriere.
"Damit wir Frauen beruflich erfolgreich und glücklich sind, genügt es nicht, bessere Rahmenbedingungen und mehr Frauenförderung zu fordern“, sagte Gerlach. „Wir müssen uns den eigenen Ansprüchen und Vorstellungen bewusst werden und durch eine flexible Haltung der eigenen Karriere gegenüber die Augen nach Positionen und Rollen offen halten, die zu uns passen.“
Dtsch Arztebl 2020; 117(47): [4]