
Leben retten mit Künstlicher Intelligenz (KI) – das kann funktionieren, wenn auch die Trainingsdaten stimmen. Das zeigen Ergebnisse der Machbarkeitsstudie „Frau.Herz.KI – Gerechte Medizin für Frauen“ bei der Früherkennung von koronaren Herzerkrankungen bei Frauen mittels Künstlicher Intelligenz. Doch wie groß kann die digitale Unterstützung wirklich sein?
Frauen sterben häufiger an Herzinfarkten als Männer. Ein Problem dabei ist oft, dass sie nicht dieselben typischen Symptome aufweisen, was zu einer Fehleinschätzung der Diagnose oder zu einer verspäteten Behandlung führen kann. Aus diesem Grund befasst sich die Gendermedizin schon länger mit dem Einfluss des Geschlechts auf verschiedene Erkrankungen und Behandlungsmethoden. Unterstützung bei der Diagnose und der Behandlung von KHK kann hier zukünftig KI bieten. Zu diesem Schluss kommt die Machbarkeitsstudie „Frau.Herz-KI – Gerechte Medizin für Frauen“, die vom Bayrischen Staatsministerium für Digitales mitinitiiert wurde.
In das Projekt flossen Patientendaten des Klinikums rechts der Isar in München und des Osypka-Herzzentrums. Die Daten wurden exportiert, aufbereitet und im Anschluss mit unterschiedlichen KI-Systemen analysiert. Die ersten Tests sind vielversprechend: Bis zu 19 Prozent konnten KHK auf Basis der verwendeten Daten besser vorhergesagt werden als durch die Einschätzung von Experten.
„Mit unserem Erfolgsprojekt haben wir im engen Schulterschluss zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik einen kleinen Durchbruch für die Herzgesundheit von Frauen erreicht. Gemeinsam zeigen wir, dass Künstliche Intelligenz kein Science-Fiction-Schreckensgespenst aus der Zukunft ist, sondern schon heute in der Lage ist, im hier und jetzt Leben zu retten“, so Digitalminister Dr. Fabian Mehring.
Ein digitaler Assistenzarzt
Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten könne der KI-Kardiologe die Diagnose von Herzkrankheiten signifikant verbessern und somit schnellere und passgenauere Therapien ermöglichen, führte Mehring weiter aus. Für die Zukunft sei es denkbar, auf Basis der Projektergebnisse eine Art „digitalen Assistenzarzt“ zu entwickeln, der Medizinerinnen und Medizinern in ganz Bayern bei der Überwindung der Gender-Health-Gap helfe. „Daten zu nützen kann Menschenleben retten und ebenso segensreich sein, wie Daten zu schützen“, sagte Mehring.
Frauen würden bei einem Herzinfarkt häufiger an Kurzatmigkeit, Rückenschmerzen, Übelkeit oder Schmerzen im Oberbauch leiden. Diese unspezifischen Symptome könnten verschiedene Ursachen haben. „Deshalb müssen wir geschlechtsspezifische Beschwerden ernst nehmen!“, sagte die Bayrische Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Sie setze sich besonders für geschlechterspezifische KI-Anwendungen für Frauen ein. „Denn gerade im Gesundheitsbereich gilt, dass Erkrankungen und Beschwerden bei Frauen in anderer Form oder mit anderen Symptomen auftreten als bei Männern.“ Ihrer Meinung nach sei KI eine Schlüsseltechnologie, die das Leben der Menschen und ihre Gesundheit verbessern könne. Die erste Phase der Machbarkeitsstudie belege, dass KI Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnose unterstützen könne und dazu beitrage, mehr Frauen vor dem Tod durch einen Herzinfarkt zu schützen.
Die nächsten Schritte umfassen die Beschaffung neuer, umfassenderer Datensätze, die mehr Frauen und entsprechende weibliche Einflussfaktoren beinhalten. Nur so könnten die trainierten Modelle optimiert werden, um individualisierte Diagnostik und Behandlung wirksam zu unterstützen und die Prävention zu verbessern.
Die Digitalisierung in Gesundheit und Pflege solle noch weiter vorangebracht werden. Dazu bündele man die wegweisenden Maßnahmen und Projekte Bayerns ab sofort in der „HighMed Agenda“. „Dafür haben wir 2024 die neue Bayerische Förderrichtlinie für digitale, innovative Gesundheits- und Pflegeprojekte (Gesundheits- und Pflegedigitalisierungsrichtlinie – BayDiGuP) aufgelegt“, ergänzte Gerlach. Diese trat zum 1. Juli in Kraft.
Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Digitales