Dr. Schäffer: „Die Vielseitigkeit der Kardiologie macht mir immer wieder Freude“

13 Oktober, 2022 - 08:20
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. med. Benjamin Schäffer

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Benjamin Schäffer unseren Fragen. Er ist seit 15. Juni 2022 Leitender Arzt des standortübergreifenden Schwerpunktes Elektrophysiologie im Albertinen Herz- und Gefäßzentrum in Hamburg.

Herr Dr. Schäffer, warum eigentlich sind Sie Kardiologe geworden?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Bereits im Studium konnte ich mich im EKG-Kurs für die Kardiologie begeistern. Famulaturen und PJ bekräftigten mich diesen Weg einzuschlagen. Die Vielseitigkeit der Kardiologie und das Spektrum der Krankheitsbilder, mit denen man täglich konfrontiert wird, macht mir immer wieder Freude. Ebenso schätze ich die sich daraus ergebende interdisziplinäre Arbeit, zum Beispiel mit niedergelassen Kolleginnen und Kollegen, der Herzchirurgie oder der Notfall- und Intensivmedizin. Mit der invasiven Elektrophysiologie habe ich einen Schwerpunkt gefunden, in dem ich viel lernen durfte und mir Spezialwissen aneignen konnte. Ich freue mich, diese Expertise für die Patientinnen und Patienten einzubringen und an mein Team weiterzugeben. Sehr reizvoll ist für mich das manuelle Arbeiten und innovative Technologien, die bei Katheterablationen zum Einsatz kommen.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Teamarbeit und eine respektvolle Atmosphäre sind für mich essenziell. Gute Medizin gelingt am besten, wenn alle fach- und berufsgruppenübergreifend zusammenarbeiten. Das klappt besonders gut, wenn die Stimmung passt, das merken auch die Patientinnen und Patienten. Ein wertschätzender Umgang auf allen Ebenen im Krankenhausbetrieb gehört für mich ebenso dazu. Weiterhin sollten Freiheit und Zeit vorhanden sein, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten die für sie optimale Entscheidung bezüglich Diagnostik und Therapie zu treffen.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Ich bin dankbar für meine Mentoren, die mir halfen, dorthin zu kommen, wo ich heute bin. Ich kann mich nicht an einen bestimmten Rat als solchen erinnern. Für mich war es immer hilfreich zu sehen, wie erfahrene Kolleginnen und Kollegen in besonderen Situationen vorgehen, wie sie in schwierigen Situationen ein empathisches Gespräch führen, Tricks bei Untersuchungstechniken anwenden oder einfach unvoreingenommen und offen jeder Patientin und jedem Patienten entgegentreten. Eigenschaften, die mir besonders positiv aufgefallen sind, habe ich versucht zu übernehmen und für mich anzuwenden.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, respektvoller Umgang, kreative Ideen und Humor.

Was treibt Sie an?

Dr. med. Benjamin Schäffer: So pathetisch es klingen mag, wenn eine Patientin oder ein Patient von jahrelangen Rhythmusstörungen befreit ist, gibt mir das viel zurück. Wenn ich mich im EPU-Labor intensiv mit einer hartnäckigen Rhythmusstörung auseinandersetze, diese charakterisieren, lokalisieren und erfolgreich abladieren kann, macht das Spaß und motiviert. Auch die raschen technischen Entwicklungen, mit denen Prozeduren sicherer und effektiver werden, begeistern mich.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Mit zwei kleinen Kindern ist zu Hause immer viel los. Daher würde ich mich derzeit freuen, meine Frau mal wieder zum Essen auszuführen.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Sie sollten verinnerlichen, dass Patientinnen und Patienten Menschen sind, die sich in Extremsituation befinden. Sie sollten sie so behandeln, wie sie es für sich selbst oder ein Familienmitglied wünschen. Wichtig ist zudem, am Ball zu bleiben, auch wenn es mal schwierig oder frustrierend ist. Aber man sollte sich selbst gegenüber ehrlich sein und sich nicht verbiegen. Man muss einen eingeschlagenen Weg nicht für alle Ewigkeiten beschreiten, wenn man merkt, dass das nicht passt. Das erfordert Mut.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Die Arbeit nimmt einen großen Teil meines Lebens ein. Das geht nur, weil sie mich erfüllt und Spaß macht. Mir ist es aber sehr wichtig, bewusst Zeit für meine Familie zu haben. Dies gelingt mal besser und mal nicht so gut. Auf Phasen, in denen der Schwerpunkt zu sehr auf der Arbeit liegt, sollten Phasen folgen, in denen es andersherum ist. Feste Rituale im Alltag, wie das gemeinsame Abendessen mit der Familie, sind für mich unabdingbar.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Generell dürfen wir uns in Deutschland glücklich schätzen über die medizinische Versorgung. Bei Themen wie dem Pflegenotstand, den wir derzeit überall spüren, sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Auch empfinde ich, dass es noch zu viel Bürokratie gibt, die zeitkonsumierend ist. Zudem halte ich die Digitalisierung im Gesundheitssystem für ungenügend.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. med. Benjamin Schäffer: Mit meiner Familie in der Sonne – und dem Wissen, dass keine Termine anstehen. Ein kühles Getränk in der Hand ist dann auch nicht verkehrt.

 

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