Dr. Kautz: „Ein harmonischer Spirit ist die halbe Miete für ein erfolgreiches Miteinander“

26 Januar, 2023 - 07:09
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. Christian David Kautz
Dr. med. Christian David Kautz ist seit 1. Mai 2022 Chefarzt der Akutgeriatrie im St. Marien-Hospital Düren.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Christian David Kautz unseren Fragen. Er ist seit 1. Mai 2022 Chefarzt der Akutgeriatrie im St. Marien-Hospital Düren.

Herr Dr. Kautz, warum eigentlich haben Sie sich auf die Geriatrie spezialisiert?

Dr. Christian David Kautz: Das ist eine gute Frage. Als Medizinstudent kam ich nur wenig mit der Materie in Berührung. Bei meiner ersten Arbeitsstelle gab es eine größere geriatrische Abteilung, in die ich als Assistenzarzt „hineinrotierte“. Mich hat das Arbeiten im interdisziplinären Team und der ganzheitliche, medizinische und funktionelle Ansatz fasziniert und mir auf Anhieb gefallen. Es ist zudem schön, Patientinnen und Patienten über einen längeren stationären Zeitraum kontinuierlich behandeln zu können, Fortschritte zu beobachten und zu erleben, dass unser interdisziplinär erstelltes Behandlungskonzept aufgeht.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Christian David Kautz: Eindeutig eine gute Stimmung im Team. Wenn sich Mitarbeitende respektvoll auf Augenhöhe begegnen und es einen harmonischen Spirit im Team gibt, dann ist das schon die halbe Miete für ein erfolgreiches Miteinander. Klare transparente Strukturen sind zudem erforderlich und entscheidend für einen reibungslosen Ablauf im Arbeitsalltag. Das spart viel Zeit, Energie und Kraft, die man dann anderweitig einsetzen kann.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Christian David Kautz: Tatsächlich gibt es nicht den einen Rat, der mich auf meinem Weg begleitet hat. Ich glaube, das individuelle Erfolgsrezept liegt hauptsächlich darin, sich von kompetenten Kolleginnen und Kollegen das abzuschauen und anzueignen, was einen sowohl medizinisch als auch menschlich überzeugt. So bestückt man nach und nach seinen eigenen Werkzeugkasten und entwickelt sich so zu einem guten Arzt. Zudem finde ich den Spruch: „Wer heilt, hat recht“ überzeugend. Er setzt eine gewisse Behandlungsflexibilität voraus.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Christian David Kautz: Ehrlichkeit und Offenheit gepaart mit klarer Kommunikation. Der offene Austausch untereinander ist entscheidend um gemeinsam voranzukommen. Des Weiteren schätze ich Menschen, die die Fähigkeit besitzen über sich selbst zu lachen. Es impliziert die Fähigkeit zur Eigenreflexion. Das finde ich wichtig.

Was treibt Sie an?

Dr. Christian David Kautz: Die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen. Es macht mir großen Spaß Wissen zu vermitteln. Ich war selber immer dankbar für gute Lehre. Das versuche ich nun zurückzugeben.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Christian David Kautz: Aus der Vergangenheit: mit Caravaggio, ein genialer Freigeist und begnadeter Maler aus der Kunstepoche des Frühbarocks, der in Norditalien und Rom aktiv war. Er hatte ein bewegtes Leben und auch so manche Schattenseite. Kurz gesagt: Genie und Wahnsinn zugleich, diese Mischung macht historische Protagonisten durchaus attraktiv. Aus der Gegenwart: mit Harald Schmidt. Ich liebe seinen Humor und seine Schlagfertigkeit. Er bleibt unerreicht!

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Christian David Kautz: Das Krankenhausgeschäft ist mittlerweile sehr schnelllebig und rasant geworden. Die Arbeitsverdichtung hat sicherlich zugenommen. Es besteht die Gefahr, dass das Oberflächliche obsiegt. Da ist es enorm wichtig, zwischendurch im Arbeitsalltag zu entschleunigen, um das Wesentliche in der Patientenbetreuung zu erkennen. Metaphorisch gesprochen: Ist das Meer unruhig, kann man im Wasser nichts erblicken. Kommt das Meer zur Ruhe, erkennt man erst den Grund.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Christian David Kautz: Ich frage mich eher, „ob“ eine gesunde Work-Life-Balance vorliegt und nicht „wie“. Ich weiß für mich, dass ich in einem guten Gleichgewicht bin, wenn ich mich unabhängig auf beides voll einlassen kann. Dann ist es ehrlich gesagt auch egal, wie es gelingt.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Christian David Kautz: Ich glaube, dass unser Gesundheitssystem insgesamt sehr gut aufgestellt ist. Im Arbeitsalltag stört mich allerdings, dass vorherige Patientenbefunde aus externen Praxen oder externen Krankenhäusern für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte nicht unmittelbar einsehbar sind. Wir sind auf gefaxte oder mitgebrachte Befunde angewiesen. Dabei wäre es so einfach, Krankengeschichten auf einem Chip zu speichern. So könnte man Patientinnen und Patienten viele Doppeluntersuchungen ersparen und insgesamt viele Ressourcen schonen.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Christian David Kautz: Hermann Hesse sagte mal, Glück sei Liebe, nichts anderes. Wer lieben könne, sei glücklich. Das bedeutet für mich: Wer Emotionen zulässt, erlebt im Alltag viele kleine Glücksmomente. Und das macht glücklich.

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