
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Philip Weber unseren Fragen. Er ist seit 1. Juli 2024 Chefarzt der orthopädischen Abteilung in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht.
Herr Dr. Weber, warum eigentlich sind Sie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie geworden?
Dr. Philip Weber: Die Entscheidung für die Orthopädie und Unfallchirurgie fiel bei mir schon früh. Eigentlich wollte ich Architekt werden. Doch während meines Zivildienstes arbeitete ich als OP-Assistent im Alb-Donau Klinikum Langenau. Als sogenannter OP-Springer war ich vor allem für orthopädische und unfallchirurgische Operationen eingeteilt. Dabei flitzt man vom OP in das Lager und zurück, reicht der Operationstechnischen Assistenz im richtigen Moment Instrumente und Materialien an, bereitet den Knochenzement vor und so weiter. Mich interessierten vor allem die Knie- und Hüftprothesen-Implantationen, und ich stellte dem operierenden Chefarzt viele Fragen. Daraufhin nahm er mich hin und wieder als Assistenten mit an den OP-Tisch. Ich war so fasziniert von den orthopädischen und unfallchirurgischen Operationen, dass ich mich umgehend in München für das Studium der Humanmedizin bewarb.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Dr. Philip Weber: Ein motiviertes, professionelles Team.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Dr. Philip Weber: In meiner Schulzeit besuchte ich ein Jahr lang die US-amerikanische Wheeler High School in Indiana. Im Literatur-Unterricht besprachen wir auch Ernest Hemingway und eines seiner Zitate hat mir gut gefallen „Courage is grace under pressure.“ Mein damaliger High-School Lehrer hat es so interpretiert: „Mutig ist, wer auch unter hohem Druck die Ruhe bewahren kann, um im entscheidenden Moment das Richtige zu tun.“
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Dr. Philip Weber: Den Facettenreichtum. Manchmal denkt man, dass man einen Menschen schon gut kennt. Dann bemerkt man erst nach einem längeren Gespräch, wie vielschichtig er oder sie ist. Oft wird man auch von der Kreativität, von unerwarteten Hobbys oder Talenten überrascht.
Was treibt Sie an?
Dr. Philip Weber: An meiner Arbeit als Orthopäde und Unfallchirurg in der Rehabilitation schätze ich besonders das Zusammenwirken verschiedener medizinischer Berufsgruppen und die sichtbaren Ergebnisse. Wir begleiten die Patientinnen und Patienten ja über mehrere Wochen. Mit unserem Team können wir ihnen helfen, Freude an der Bewegung und damit am Leben wiederzuerlangen. Das ausgesprochen positive Feedback meiner Patientinnen und Patienten sowie meiner Mitarbeitenden motiviert mich am meisten.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Dr. Philip Weber: Michelle und Barack Obama würde ich zu einem gemeinsamen Abendessen mit mir und meiner Frau einladen. Ich würde gerne die Geschichten hören, die ein US-amerikanischer Expräsident erzählt, wenn er aus dem Nähkästchen plaudert.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Dr. Philip Weber: Bleibt immer neugierig, fragt immer nach, versetzt Euch in die Patientinnen und Patienten hinein, behandelt den Menschen als Ganzes, arbeitet und denkt interdisziplinär und setzt keine Scheuklappen auf. Und denkt über eine Facharztweiterbildung für Orthopädie und Unfallchirurgie oder auch für Physikalische und Rehabilitative Medizin nach.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Dr. Philip Weber: Auch Arbeit ist Leben. Ich tue mich schwer damit, beides als Gegensätze zu sehen. Ich denke, man kann viele Brücken schlagen, zum Beispiel mit Betriebssport oder anderen BGM-Maßnahmen oder auch durch gemeinsame Team-Events und Firmenveranstaltungen.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Dr. Philip Weber: An grundlegenden Fortschritten beim Bürokratieabbau.
Wann sind Sie glücklich?
Dr. Philip Weber: Happy wife, happy life.