Dr. Sechtig: „Erlebt den Beruf der Ärztin oder des Arztes als Berufung!“

10 Juni, 2021 - 07:58
Dr. Sabine Glöser
Dr. Uta-Maria Sechtig, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf
Dr. med. Uta-Maria Sechtig ist seit dem 1. Februar 2021 Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht ärztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Uta-Maria Sechtig unseren Fragen. Sie ist seit 1. Februar 2021 Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf.

Frau Dr. Sechtig, warum eigentlich sind Sie Kinder- und Jugendpsychiaterin geworden?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie verbinden für mich die Gesundheit von Seele und Körper. Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu begleiten, heißt auch immer wieder mitzuerleben, welche Stärken und welche Resilienz sie besitzen und wie sie trotz schwerer Belastungen immer wieder neue Lebenswege finden. Auch wenn diese Wege uns Erwachsenen nicht immer sinnvoll erscheinen, sind sie doch eine Form der Bewältigung belastender Situationen. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen diese Lösungsansätze zu verstehen oder vielleicht auch andere Wege zu entdecken, fasziniert mich immer wieder.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Ein Team, das Interesse an Kindern, Jugendlichen und ihren Familien hat, das sich nicht abschrecken lässt, wenn es von Patienten zurückgewiesen wird und das nie den Glauben daran verliert, dass wir gemeinsam Veränderungen herbeiführen können. Ein Team, das trotz aller Belastungen auch miteinander lachen kann.

28.03.2025, Deutsche Personal- und Praxisvermittlungsagentur DEPVA GmbH
Zürich
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Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Ich hatte einmal einen kleinen Patienten, der sich nicht auf die Therapiestunden mit mir einlassen wollte. Ich war ziemlich verzweifelt. Mein damaliger Oberarzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sagte mir, ich habe mich in die emotionale Dynamik meines Patienten verwickeln lassen. Ich bringe die wichtigste Voraussetzung bereits mit – nämlich Empathie. Die Fähigkeit und das Wissen, wie man sie fachlich entwickle, werde ich in den nächsten Jahren lernen. Und er hatte Recht. Eine zweite Wahrheit ist: Das Lernen von den Kindern und Jugendlichen hört nie auf.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Ich schätze eine klare, offene und respektvolle Kommunikation sowie die Fähigkeit, zu eigenen Fehler zu stehen und sich entschuldigen zu können, über eigene Schwächen lachen zu können und für Dinge einzustehen, die einem wichtig sind.

Was treibt Sie an?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Die Kinder und Jugendlichen, ihre Familien und Belastungen – und der Wunsch, mit ihnen gemeinsam langfristige Lösungen und einen Weg in ein sinnvolleres Leben zu finden.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Mit Frau Dr. Merkel, Frau Dr. Furtwängler und Astrid Lindgren, die leider schon verstorben ist.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Erlebt den Beruf der Ärztin oder des Arztes als Berufung. Und bleibt dem Gedanken treu, Menschen zu helfen, ohne Euch selbst dabei zu verlieren.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Durch Bewegung an der frischen Luft am Wasser mit meinem Hund, durch Sport und im Austausch mit mir lieben Menschen.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Aufgrund meiner Erfahrungen im Ausland bin ich fest davon überzeugt, dass wir das beste Gesundheitssystem weltweit haben. Sorgen macht mir, dass wir immer denken, dass es andere Länder besser machen und diesen nacheifern, ohne zunächst die Schwachstellen dieser Gesundheitssysteme zu eruieren. Sorgen macht mir auch die zunehmende Kapitalisierung unseres Gesundheitssystems in Form von Aktiengesellschaften. Dass ein Gesundheitssystem auch finanziert werden muss, ist Fakt, aber es sollte nicht der Bereicherung an kranken Menschen dienen.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Uta-Maria Sechtig: Wenn ich sehe, dass Familien wieder Pläne haben und mit Kraft in die Zukunft schauen und sie in einer besseren psychischen und körperlichen Verfassung die Behandlung verlassen. Und natürlich, wenn es den mir wichtigen Menschen gut geht und ich gemeinsam mit ihnen Zeit verbringen kann.

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