Dr. Graßnickel: „Ich brauche ein Team, was ambitioniert bei der Sache ist“

8 August, 2024 - 07:10
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Dr. med. Vanessa Graßnickel
Dr. med. Vanessa Graßnickel ist seit 1. April 2024 Chefärztin der Limes Schlossklinik Fürstenhof, Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, in Bad Brückenau.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Dr. med. Vanessa Graßnickel unseren Fragen. Sie ist seit 1. April 2024 Chefärztin der Limes Schlossklinik Fürstenhof, Privatklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, in Bad Brückenau.

Frau Dr. Graßnickel, warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie geworden?

Dr. Vanessa Graßnickel: An den innersten Geschehnissen eines Menschen teilnehmen zu dürfen und mit Empathie, Nähe und dem Verständnis für die seelischen Vorgänge Linderung zu erreichen, sind die Hauptgründe, warum ich aus Überzeugung Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie geworden bin.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Dr. Vanessa Graßnickel: Ich brauche ein Team, was ambitioniert bei der Sache ist. Mitarbeitende, die zuverlässig und präsent sind und optimalerweise meine tiefen inneren Werte teilen, die also authentisch, ehrlich, verbindlich, empathisch und wertschätzend an die ganze Arbeit herangehen.

26.04.2025, Fuest Familienstiftung -Klinik Tecklenburger Land GmbH & Co. KG
Tecklenburg

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Dr. Vanessa Graßnickel: Wer viel fragt, bekommt viele Antworten.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Dr. Vanessa Graßnickel: Eine offene, ehrliche, authentische Haltung und eine mentale Großzügigkeit, mit der man im beruflichen Alltag begeistert.

Was treibt Sie an?

Dr. Vanessa Graßnickel: Leid zu lindern, was dann am besten funktioniert, wenn man sich wieder auf die Einfachheit der Therapie konzentriert und besinnt. Es braucht meistens viel weniger, als wir manchmal denken. Aber das Wenige müssen wir dann mit Kontinuität, menschlicher Nähe und Verbindlichkeit tun.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Dr. Vanessa Graßnickel: Mit Herrn Professor Michael Linden, ein beeindruckender Psychiater. Er hat maßgeblich dazu beigetragen zu vermitteln, dass Verbitterung eines der Hauptübel unserer Zeit und Gesellschaft ist, der nur mit Weisheit zu begegnen ist. Und die kann man nur bedingt lernen.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Dr. Vanessa Graßnickel: Ich rate jungen Kolleginnen und Kollegen Mut zu haben, Entscheidungen zu treffen, sich aktiv einzubringen und vor allen Dingen für sich einzustehen. Irritation darf es geben, denn man wächst an Aufgaben und der Möglichkeit, selbst zu gestalten.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Dr. Vanessa Graßnickel: Durch meine Haltung zu den beruflichen externen Problemen und Herausforderungen. Meine Arbeit erfüllt mich, aber daheim ist mir heilig, dort kann ich einfach nur sein und regenerieren.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Dr. Vanessa Graßnickel: Es mangelt definitiv an Prävention, primär, sekundär und tertiär. Egal wie, vor allem die Primärprävention kommt zu kurz. Wir benötigen ehrliche Aufklärung, so dass weniger Verzerrung und mehr Klarheit entstehen. Auch darf der Numerus Clausus hinterfragt werden. Der Mangel an Psychologischen Psychotherapeuten und Psychiatern ist enorm.

Wann sind Sie glücklich?

Dr. Vanessa Graßnickel: Glück ist eine Momentaufnahme, aber auch das ist eine Haltung, es zu wollen. Meine Arbeit trägt dazu bei sowie die tägliche Vorfreude, am Abend zu Mann und Hund nach Hause kommen zu dürfen. Nur ein schönes warmes Zuhause, womit ich nicht das Gebäude oder die Temperatur meine, gibt uns alles, was wir nachhaltig brauchen.

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