PD Dr. Bludau: „Die Chirurgie ist immer eine absolute Teamaufgabe!“

7 Juli, 2022 - 07:53
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: PD Dr. Marc Bludau
Priv.-Doz. Dr. med. Marc Bludau ist seit 1. März 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie und Leiter des Darmzentrums am Marien-Hospital Wesel.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Priv.-Doz. Dr. med. Marc Bludau unseren Fragen. Er ist seit 1. März 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie und Leiter des Darmzentrums am Marien-Hospital Wesel.

Herr Dr. Bludau, warum eigentlich sind Sie Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie geworden?

PD Dr. Marc Bludau: Bereits relativ früh im Studium habe ich Famulaturen in der Chirurgie absolviert. In dieser Zeit bin ich das erste Mal mit der Chirurgie an sich in Kontakt gekommen. Die komplexen Operationen in der Viszeralchirurgie an zentralen Organen des Körpers haben mich immer fasziniert. Zugleich stellte ich fest, dass Chirurgen und Viszeral-Chirurgen Patienten rasch heilen können. Die komplexen Operationen bedürfen einer hohen Expertise. Diese durfte ich an der Uniklinik Köln in der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie als einem von sieben nationalen Tumorzentren erfahren.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

PD Dr. Marc Bludau: Chirurgie ist immer eine absolute Teamaufgabe. Dazu sind im interprofessionellen Team gut ausgebildete Mitarbeitende enorm wichtig, die eng zusammenarbeiten und gut miteinander kommunizieren. Zusätzlich sollte das Umfeld mit einer guten Infrastruktur und Ausstattung versehen sein. Dazu gehören sowohl die räumliche als auch die gerätetechnische Ausstattung.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

PD Dr. Marc Bludau: Lasse dich nicht durch ungünstige Situationen frustrieren, sondern sehe in jeder Situation den positiven Aspekt, sodass es auch in zunächst ungünstig erscheinenden Situationen immer die Option gibt, etwas Neues zu erlernen.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

PD Dr. Marc Bludau: An anderen Menschen schätze ich absolute Verlässlichkeit, gepaart mit offener Kommunikation. Mit Mitarbeitenden, die Schwierigkeiten erkennen, diese konstruktiv und am besten interprofessionell und kommunikativ im gesamten Team lösen, arbeite ich sehr gern zusammen.

Was treibt Sie an?

PD Dr. Marc Bludau: Ich versuche, ein möglichst gutes Ergebnis für die Patienten zu erreichen durch eine optimale Planung und eine möglichst minimalinvasive und schonende Behandlung. Insbesondere der medizinische Fortschritt, in Form innovativer Techniken und kontinuierlich verbesserter Methodik, fasziniert mich.

Mit wem möchten Sie gerne mal einen Abend verbringen?

PD Dr. Marc Bludau: Ich würde gern einen Abend mit Charles Caudrelier verbringen, dem Skipper des Dongfeng Race Teams der Volvo Ocean Race Regatta Serie. Er hat die Regatta 2017/2018 mit seinem unerfahrenen Team gewonnen. Das ist ihm mit einer grandiosen Teamarbeit mit seinem Navigator und einer gut kalkulierten, aber mutigen Navigation gelungen. Er hat über einen längeren Zeitraum aus einem unerfahrenen Segel-Team mit Menschen aus unterschiedlichen Nationen eine kompetitive Regatta-Mannschaft geformt, die diese anspruchsvolle Weltregatta gewonnen hat. Darüber hinaus würde ich gern mit dem Ehepaar Ugur Sahin und Özlem Türeci einen Abend verbringen. Ihre Ausdauer und ihr Erfolg, onkologische und immunologische Impfstoffe zu entwickeln, faszinieren mich, insbesondere im Hinblick auf die Corona-Pandemie sowie die Onkologie und onkologische Chirurgie.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

PD Dr. Marc Bludau: Nach Abschluss des intensiven Studiums insbesondere unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie stehen jungen Ärztinnen und Ärzten alle Möglichkeiten offen. Dabei ist die Auswahl der unterschiedlichen Fächer und Fachrichtungen noch größer als am Ende meines Studiums vor 18 Jahren. Ich wünsche jeder Ärztin und jedem Arzt, dass sie oder er sich für eine Fachrichtung begeistern kann. Denn der Arztberuf ist für die meisten mehr als nur ein Beruf, den man viele Jahre ausübt. Auch sollten sie ihre Entscheidungen unabhängig davon treffen, was andere ihnen raten oder welche ungünstigen Aussichten oder vermeintlich günstigeren Alternativen es gibt.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

PD Dr. Marc Bludau: Chirurgie bedarf eines großen Zeitaufwandes. Die Arbeitstage fangen früh an und hören häufig spät auf. Deshalb sollte man die Zeit vor und nach der Arbeit optimal nutzen, ob an den Tagen unter der Woche, am Wochenende oder insbesondere im Urlaub. Ich absolviere zum Beispiel den Weg zur Arbeit und nach Hause möglichst mit dem Fahrrad.

Mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

PD Dr. Marc Bludau: Krankenhäuser werden zunehmend als Wirtschaftsunternehmen geführt, sodass es einen schwierigen Balanceakt zwischen Ökonomie und Patientenversorgung gibt. Nötig ist, dass Patienten mit niedrigen Fallpauschalen und geringem Ertrag weiterhin eine gute Behandlung erfahren, sie dürfen nicht aufgrund einer schlechten ökonomischen Abbildung unterversorgt werden.

Wann sind Sie glücklich?

PD Dr. Marc Bludau: Nach einem intensiven Tag im Operationssaal und nach Abschluss der Visite auf der Normal- und Intensivstation freue ich mich auf einen gemeinsamen Nachmittag und Abend mit meiner Familie.

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