
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Priv.-Doz. Dr. med. Elke Zimmermann unseren Fragen. Sie ist seit Januar 2023 Chefärztin der Abteilungen für Radiologie in den Oberhavel Kliniken an den Standorten Hennigsdorf, Oranienburg und Gransee.
Frau Dr. Zimmermann, warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Radiologie geworden?
PD Dr. Elke Zimmermann: Gegen Ende des Studiums hatte ich das Gefühl, noch lange nicht alles gesehen zu haben. Eine Entscheidung für „einen“ Facharzt konnte ich nicht wirklich fällen. Die Suche nach einer passenden Doktorarbeit half mir weiter. Durch Zufall landete ich mit einer klinischen Arbeit in der Radiologie, die mich sehr interessierte. Im PJ festigte sich meine Entscheidung. Ich sah, dass mir als Radiologin alle Türen offenstehen und somit die Verbindung zu allen Fachrichtungen bestehen bleiben würden. Und genau das wollte ich: einerseits Expertin und andererseits breit aufgestellt sein im Kontakt mit allen Fachbereichen. Natürlich reizt mich auch die stetige Entwicklung des Fachs. Es wird nie langweilig. Schon früh hat mich die Ästhetik des Fachs und der Bilder gefesselt. Damals waren es noch Durchleuchtungsbilder mit Doppelkontrast, heute sind es alle Untersuchungsmethoden, wie die Darmdarstellung oder die des Herzens. Im Austausch mit Studierenden sowie Kollegeninnen und Kollegen kann ich meiner Faszination und Begeisterung immer wieder freien Lauf lassen.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
PD Dr. Elke Zimmermann: Ich brauche ein funktionierendes interdisziplinäres Team aus Radiologen, MTRs, Technikern, Anmeldung und Kollegen anderer Fächer. Einzeln können wir nicht viel ausrichten, aber zusammen machen wir einen verdammt guten Job und können viel bewegen. Man darf aber nicht vergessen, dass die Radiologie auch ein technisches Fach ist. Es sollte also selbstverständlich sein, dass die Technik auf dem aktuellen Stand ist, nicht nur Großgeräte wie CT oder MRT, sondern auch die Befundungsrechner und die Software. Das hört sich selbstverständlich und leicht an, ist es aber leider nicht.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
PD Dr. Elke Zimmermann: Ich fasse es mal so zusammenfassen: Neugierig bleiben, sich nicht verbiegen lassen und dranbleiben! Ein Satz, der mich seit den ersten Semestern begleitet hat: Augen auf und durch!
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
PD Dr. Elke Zimmermann: Ehrlichkeit und Offenheit, Humor, Zuverlässigkeit und Kompromissbereitschaft.
Was treibt Sie an?
PD Dr. Elke Zimmermann: Mein Antrieb ist meine Neugier auf die kommenden Herausforderungen, die die einzelnen Patienten, Visiten und Konferenzen mit sich bringen. Das ist eine gute Basis und unverzichtbar. Auch meine Neugier auf das Leben in ganz alltäglichen Dingen treibt mich an. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken und Bestehendes zu bewahren. Zudem reizt es mich, als eine Art Sherlock Holmes der Radiologie offene Fragen zu beantworten sowie Diagnose- und Therapiewege mitzugestalten.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
PD Dr. Elke Zimmermann: Tatsächlich würde ich gern einmal einen Abend mit dem Astronauten Alexander Gerst verbringen. Er war auf der ISS und hat diese Zeit via Instagram uns normale Leute auf der Erde miterleben lassen. Seine Begeisterung und die scheinbare Leichtigkeit der Arbeit finde ich beachtlich. Ich würde gern noch viel mehr darüber erfahren und auch selbst gern mal zum Mond fliegen oder auch nur aus der Umlaufbahn auf unseren blauen Planeten schauen.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
PD Dr. Elke Zimmermann: Als Mentorin für Studierende der Charité stelle ich in Gesprächen Fragen, die auch ich mir stellte oder immer noch stelle. Gemeinsam finden wir Wege und Antworten, manchmal auch neue Fragen. Ich finde es wichtig, sich nicht immer nur zu fragen: „Was will ich?“, sondern auch oder noch wichtiger: „Was will ich nicht?“, egal ob es um eine Doktorarbeit geht, den Facharzt, das Karriereziel oder die Stadt, in der man leben will.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
PD Dr. Elke Zimmermann: Die Lösung liegt in einer guten Mischung, die nur jeder für sich selbst finden kann. Neue Herausforderungen im Job, ob kleine alltägliche oder auch etwas größere, gemischt mit einer guten Portion Routine lassen es nie langweilig werden und stressen mich nicht sehr. Dann gibt es eine gewisse Grauzone, zum Beispiel die Lehre oder die Gestaltung meines Arbeitsplatzes, die für mich weder typisch Arbeit noch typisch Freizeit ist. Wichtig ist, auch mal ganz rauszukommen für die normalen Dinge wie Familie und Freunde. Ich reise gern und entdecke gern Neues, beispielsweise auf einer Rucksacktour durch Myanmar, an der Ostsee oder in den Bergen. Auch auf der Couch ist es schön, aber da bleib ich meist nicht lang.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
PD Dr. Elke Zimmermann: Ein zentraler Fehler ist, dass die gesunden Menschen, also die Prävention, nicht im Mittelpunkt stehen. Es geht hauptsächlich darum, Geld zu verdienen oder einzusparen. Und es fehlt an guter Kommunikation, zwischen Kollegen einzelner Fachgebiete und zwischen Ärzten und Patienten.
Wann sind Sie glücklich?
PD Dr. Elke Zimmermann: Glück ist ein zartes Gefühl, welches sich nicht festhalten oder planen lässt, im Gegensatz zur Zufriedenheit. Dieses Gefühl habe ich zum Glück häufig. Glück bedeutet für mich, Momente mit mir Liebgewonnenen teilen zu können. Glück sind für mich meine Freunde, die nicht unterschiedlicher sein könnten und mit denen ich teils seit mehr als 30 Jahren verbunden bin. Glücklich zu sein heißt für mich auch, ganz im Moment zu sein und alles loslassen zu können. Eigentlich sind es eher die vermeintlich kleinen Dinge, wenn man ihnen nur Raum gibt.