
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich PD Dr. med. Gabor Gäbel unseren Fragen. Er ist seit 1. Januar 2025 Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Ev. Krankenhaus Herne.
Herr Dr. Gäbel, warum eigentlich haben Sie sich auf die Gefäßchirurgie spezialisiert?
PD Dr. Gabor Gäbel: Die Gefäßchirurgie ist ein spannendes chirurgisches Fach. Man kann an sämtlichen Körperregionen Gefäße reparieren, ausgenommen am Herzen oder im Gehirn. Außerdem sind Gefäßchirurgen heutzutage nicht nur offen chirurgisch tätig, sondern auch endovaskulär, perkutan über Drähte. Weiterhin ist die Gefäßmedizin ein interdisziplinäres Fach, man tauscht sich täglich mit Kollegen und Kolleginnen anderer Fachrichtungen aus. All diese Aspekte machen die Gefäßchirurgie enorm spannend und abwechslungsreich. Deswegen würde ich diese Entscheidung auch heute so noch einmal treffen.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
PD Dr. Gabor Gäbel: Grundvoraussetzung ist sicherlich, ein zuverlässiges und motiviertes Team in seiner Klinik zu haben. Das betrifft nicht nur das ärztliche Personal, sondern auch Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Sekretärinnen, Sozialdienst und alle anderen Gruppen, die im Krankenhaus beschäftigt sind. Es ist wichtig, dass es eine gegenseitige Wertschätzung gibt, damit alle gerne zur Arbeit kommen.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf ihrem Karriereweg bekommen haben?
PD Dr. Gabor Gäbel: Während meiner Laufbahn habe ich tatsächlich viele Ratschläge erhalten. Allerdings haben viele davon die Zeit nicht überdauert. Ein damals gern gegebener Rat während meiner Assistenzarztzeit an der Uni in Dresden, war: Wer schreibt, der bleibt. Dieser Satz hat heute zumindest in vielen chirurgischen Fächern nicht mehr eine solche Bedeutung. Der Ratschlag, der mich in meiner Weiterentwicklung am meisten beeinflusst hat, war damals der meines Oberarztes. Er hat mir verdeutlicht, dass gerade in der chirurgischen Ausbildung eine gewisse Ausdauer und eine enorme Zielstrebigkeit unabdingbar sind. Insbesondere in Momenten, in denen ich als Arzt Rückschläge einstecken muss, gilt es nicht aufzugeben. Um solche Situationen zu meistern, hilft nicht nur allein der Ratschlag, sondern vor allem die Unterstützung der Kollegen und Kolleginnen.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
PD Dr. Gabor Gäbel: Ehrlichkeit und Loyalität.
Was treibt Sie an?
PD Dr. Gabor Gäbel: Wie in meiner Jugend beim Sport ist das auch heute noch der Erfolg. Dabei hat Erfolg viele Facetten. In meinem klinischen Alltag ist es für mich ein Erfolg, wenn ich einen Patienten geheilt entlasse. Erfolg ist auch, wenn es mir gelingt, Studierende oder Mitarbeitende für die Gefäßchirurgie zu begeistern.
Mit wem würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?
PD Dr. Gabor Gäbel: Mir würde es eine große Freude bereiten, einmal Urs Fischer zu treffen und mich mit ihm darüber auszutauschen, wie es ihm gelungen ist, Union Berlin aus der zweiten Liga bis in die Champions League zu führen. Natürlich lernte er in dieser Saison auch die Schattenseiten kennen, als es um den Abstieg ging. Daher glaube ich, dass ich von ihm einige hilfreiche Tipps erhalten könnte, wie man eine Mannschaft führen sollte und welche Faktoren dazu beitragen, dass ein Team nicht mehr funktioniert.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
PD Dr. Gabor Gäbel: Unser Beruf ist ein großes Privileg mit einer großen Verantwortung. Jedoch ist der Weg manchmal ein steiniger. Deswegen ist es wichtig, das Ziel nie aus den Augen zu verlieren, auch wenn man dafür viel opfern muss und eine gewisse Ausdauer benötigt.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
PD Dr. Gabor Gäbel: Persönlich mag ich den Begriff der Work-Life-Balance überhaupt nicht; er ist unserem Zeitgeist geschuldet. Für mich ist mein Beruf eine Berufung und Arbeit somit ein bedeutender Teil meines Lebens und nicht nur Zweck zum Leben.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
PD Dr. Gabor Gäbel: Ich glaube, dem deutschen Gesundheitssystem mangelt es gar nicht an so wahnsinnig viel. Es ist sicherlich eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, insbesondere wenn es darum geht, was wir unseren Patienten und Patientinnen an Diagnostik und Therapien anbieten können. Meines Erachtens nach ist das Hauptproblem, dass die politischen Entscheidungsträger in unseren Gesundheitsministerien über viele Jahre hinweg selten Menschen waren, die im Gesundheitswesen aktiv tätig waren. Ich würde mir wünschen, dass sich dies in naher Zukunft ändert und wir viele unnötige Prozesse oder bürokratische Hürden abschaffen könnten. Generell wäre es schön, wenn nicht das Geld, sondern wieder der Mensch im Mittelpunkt stünde.
Wann sind Sie glücklich?
PD Dr. Gabor Gäbel: Wer mich kennt, weiß, dass es gar nicht viel bedarf. Im Alltag ist es oft die Genesung meiner Patienten und Patientinnen, die mich glücklich macht, genauso wie die Entwicklung meiner Mitarbeitenden. Zu Hause ist es die unschätzbare gemeinsame Zeit mit meiner Familie. Glücklich machen würde es mich auch, wenn Union Berlin mal wieder ein Fußball-Bundesligaspiel gewinnen würde.