
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Priv.-Doz. Dr. med. Peter Gaßmann unseren Fragen. Er ist seit 1. Februar 2023 neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Städtischen Krankenhaus Pirmasens.
Herr Dr. Gaßmann, warum eigentlich haben Sie sich auf die Viszeralchirurgie spezialisiert?
PD Dr. Peter Gaßmann: Natürlich spielen auch immer Zufälle eine Rolle und meine erste Stelle trat ich auch noch mit einer gewissen Unschlüssigkeit an. Der Reiz der Viszeralchirurgie ergriff mich dann aber rasch. Viszeralchirurgie ist immer eine Synthese aus operativ technischen Aspekten sowie Innerer Medizin, Pathophysiologie und schließlich Lebensqualität für Patienten. Heute reizen mich besonders die interdisziplinären Konzepte in der Tumorchirurgie oder der Chirurgie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
PD Dr. Peter Gaßmann: Eine vertrauens- und respektvolle Arbeitsatmosphäre und loyale Mitarbeitende.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
PD Dr. Peter Gaßmann: Ein einzelner Rat ist mir nicht in Erinnerung. Die Patientenorientierung meines ersten großen Lehrers und seine aufrichtige Wertschätzung gegenüber den Patienten haben mir immer als Vorbild gedient.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
PD Dr. Peter Gaßmann: Ich bewundere Menschen, die ihre Ideen, Ziele und Projekte mit Überzeugung verfolgen, an diesen auch nach Niederlagen und Rückschlägen festhalten und sie letztlich zum Erfolg führen.
Was treibt Sie an?
PD Dr. Peter Gaßmann: Der Wille, Dinge aktiv zu gestalten und andere dabei mitzunehmen. Ich mag es ganz besonders, junge Kolleginnen und Kollegen für unser Fach zu begeistern, ihre Kompetenzen zu entwickelnd und sie so zu fördern und zu unterstützen, dass sie ihren eigenen Weg und Stil finden.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
PD Dr. Peter Gaßmann: Mit der Queen, wenn sie noch leben würde. Sie hat ein Jahrhundert Lebenserfahrung, schwierigste Zeiten und Krisen überstanden und ist sich immer treu geblieben.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
PD Dr. Peter Gaßmann: Junge Kolleginnen und Kollegen sollten sich rechtzeitig darüber im Klaren werden, wie sie sich ihr Leben in 15 oder 20 Jahren vorstellen und sich den Weg dorthin zurechtlegen. Eine rechtzeitige Karriereplanung ist wichtig, um am Ende erfolgreich zu sein.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
PD Dr. Peter Gaßmann: Arbeit und Privatleben habe ich nie als konkurrierende, sondern eher als synergetische Lebensbereiche wahrgenommen. „Work“ und „Life“ sind keine Gegensätze, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen, sondern ich begreife sie eher als parallele Linien mit unendlich vielen Wechselwirkungen. Ohne Zufriedenheit und Spaß an der Arbeit kann ich mir auch keine Zufriedenheit und kein Glück im Privaten vorstellen. Auch wäre es für mich schwierig, ohne Glück im Privatleben das Leistungsniveau im Beruf hochzuhalten.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
PD Dr. Peter Gaßmann: Das ist eine komplexe Frage. Die momentanen Herausforderungen haben sicher nicht nur eine Ursache und Wirkung. Zwei in meinen Augen wesentliche Punkte: Das DRG-System bildet die Versorgungsrealität nicht ab und setzt falsche Anreize. Zudem fehlt eine gelenkte und unterstützte Spezialisierung der Kliniken, die die Existenz der Kliniken sichern und die Patientenversorgung optimieren würde.
Wann sind Sie glücklich?
PD Dr. Peter Gaßmann: Bei einem gemeinsamen Ausflug mit der Familie, aber auch mit meiner Frau bei einem guten Essen.