
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Erdem Güresir unseren Fragen. Er leitet seit dem 1. November 2022 die Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL).
Herr Professor Güresir, warum eigentlich sind Sie Neurochirurg geworden?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Die Funktion und Komplexität unseres Nervensystems haben mich schon immer fasziniert. In der Neurochirurgie zählen Durchhaltevermögen, Interesse an filigranem Arbeiten, aber auch Demut im Alltag. Das zentrale Nervensystem, die Schaltzentrale des Menschen, erfordert umsichtiges Handeln, die Wahrung der Funktion steht im Vordergrund. Dafür steht uns ein hochtechnisiertes und breites Armamentarium zur Verfügung, das immer weiterentwickelt wird, um auf die Komplexität des im Schädelinneren befindlichen Zielorgans mit teils futuristisch anmutenden Planungs-, Visualisierungs- und Therapiemodalitäten so gezielt und schonend wie möglich einzugehen. Diese modernen Herangehensweisen in Klink und Forschung haben mich gepackt und nicht wieder losgelassen.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Ein positiver Teamgeist und ein wertschätzendes interdisziplinäres Miteinander in einem modern ausgestatteten Umfeld.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Geprägt hat mich ein eher transparenter und transformationaler Führungsstil. Ich versuche, diesen weiterzuleben.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Aufrichtigkeit und Transparenz sowie Begeisterungsfähigkeit für Klinik und Forschung.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Neugier, bezogen auf Verständnis und Erkenntnisse, das Entdecken von Synergien in der Wissenschaft wie auch im interdisziplinären Kontext und die Faszination Mensch.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Mit meinem 20 Jahre älteren Ich und ansonsten mit interessanten Menschen.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Offen zu sein, Fragen zu entwickeln und Antworten zu suchen, jedoch immer ehrlich zu sich und anderen zu sein, neugierig zu bleiben und neue Erkenntnisse zu integrieren.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Der Begriff Work-Life-Balance impliziert einen Gegensatz. Aus meiner Sicht gibt es aber eher ein Miteinander. Ich bin leidenschaftlicher Neurochirurg in Klinik, Forschung und Lehre und Mitglied einer wundervollen Familie. Es gibt Phasen mit zeitlich aufwändigeren Bereichen, die ich versuche gut zu planen, um die Zeit optimal und bewusst zu nutzen.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Es mangelt an Entscheidungsfreudigkeit. Erst große Ereignisse wie eine Pandemie wirken wie Katalysatoren, um zum Beispiel die Digitalisierung in der Medizin ein wenig voranzubringen sowie Vernetzungen und digitale Lösungen zu fördern, auszubauen und in den Alltag zu integrieren.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Erdem Güresir: Ich würde mich primärpersönlich eher als einen positiven Menschen beschreiben, der in vielen Situationen das Glücklichsein empfindet. Dazu zählen neben Erfolgserlebnissen im Beruf und neuen Erkenntnissen auch das Beisammensein mit ebenso positiv denkenden Menschen, Freunden und natürlich meiner Familie.