
Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Gloria Färber unseren Fragen. Sie ist seit 1. Mai 2025 Direktorin der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Würzburg.
Frau Professorin Färber, warum eigentlich sind Sie Fachärztin für Herzchirurgie geworden?
Prof. Dr. Gloria Färber: Das Herz faszinierte mich schon im Studium, ursprünglich wollte ich Kardiologin werden. Zum AIP wählte ich die Herzchirurgie, um mich fachlich vorzubereiten. Doch schnell zog mich die operative Seite in ihren Bann: Das Zusammenspiel von kardialer Pathologie, Hämodynamik und der Möglichkeit, dies vollständig zu korrigieren, faszinieren mich noch immer. Herzchirurgie erfordert höchste Konzentration, technische Präzision und tiefes pathophysiologisches Verständnis. Jeder Eingriff ist individuell, jede Patientin und jeder Patient fordern neu – das macht das Fach so dynamisch und innovativ. Ich erkannte schnell, dass ich in der Herzchirurgie auf eine ganz besondere Art eingreifen kann: kausal und gezielt. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das im Idealfall Symptomfreiheit und Normalisierung der Lebenserwartung. Was als Umweg begann, wurde für mich zur Berufung. Heute bin ich Deutschlands erste Ordinaria für Herzchirurgie – eine Entwicklung, die mich rückblickend schmunzeln lässt.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Gloria Färber: Unabdingbar sind für mich fachliche Expertise und optimale Teamarbeit. Das zeigt sich insbesondere im OP, wo alles schnell und präzise ablaufen muss. Exzellente Ergebnisse gelingen nur im perfekten Zusammenspiel. Wie in einem Orchester müssen alle Beteiligten, Anästhesie, Herzchirurgie, Kardiotechnik und Pflege, präzise aufeinander abgestimmt sein und ihr Bestes einbringen. Auch außerhalb des OPs sind fachliche Kompetenz, Verlässlichkeit und ein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein entscheidend.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Gloria Färber: Der beste Rat war sicher, meinen eigenen Weg zu gehen. Der Weg zur Herzchirurgin war nicht immer einfach, da die Herzchirurgie lange Zeit eine Männerdomäne war. Umso dankbarer bin ich jenen, die mich ermutigt haben dranzubleiben, meinem Können zu vertrauen und meinen eigenen Weg in diesem Fach konsequent zu gehen.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Gloria Färber: Ich schätze einen wachen Geist – Kreativität, Offenheit für Neues und den Wunsch, Dinge zu hinterfragen und weiterzudenken. Ebenso wichtig sind für mich Humor, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Toleranz und Verlässlichkeit. Das gilt beruflich wie privat.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Gloria Färber: Chronische Neugier, Wissensdurst und Freude am Operieren. Daher engagiere ich mich wissenschaftlich und berufspolitisch, um die Herzchirurgie voranzubringen. Die Verantwortung für Patientinnen und Patienten ist für mich ein Privileg und ihr Dank motiviert mich jeden Tag neu.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Gloria Färber: Kleopatra fasziniert durch Intelligenz, politisches Geschick und strategische Weitsicht. Ihr Mythos lebt bis heute, nicht wegen ihrer Schönheit, sondern ihrer Führungskraft und diplomatischen Stärke. Sie verkörpert Macht, Leidenschaft und kulturelle Vielfalt. Ihr Blick auf die heutige Zeit wäre mit Sicherheit spannend.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Gloria Färber: Wichtig ist, ehrlich zu sich selbst zu sein und dem inneren Kompass zu folgen. Erfahrungen in verschiedenen medizinischen Bereichen sowie Einblicke in Wissenschaft und Lehre erweitern das Spektrum und helfen bei der Orientierung. Der direkte Weg zur Fachärztin oder zum Facharzt ist kein Muss. Im Gegenteil: Internationale Erfahrungen oder Forschungsaufenthalte bereichern nicht nur den Lebenslauf, sondern tragen auch wesentlich zur persönlichen und fachlichen Entwicklung bei.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Prof. Dr. Gloria Färber: Das ist die Fangfrage, zweifellos. Ich würde sagen, zunehmend besser. Ich kann mich glücklich schätzen, einen starken Partner an meiner Seite zu haben.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Gloria Färber: Es mangelt an Praxisnähe in gesundheitspolitischen Entscheidungen und einem praktikablen Maß an Bürokratie. Medizin darf nicht von ökonomischen Vorgaben dominiert werden. Patientenwohl und Behandlungsqualität müssen im Mittelpunkt stehen und erbrachte Leistungen adäquat vergütet werden. Der Alltag zeigt: Medizin ist individuell, menschlich und oft komplexer, als es das System vorsieht.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Gloria Färber: Jeden Tag aufs Neue. Ich freue mich über kleine und große Dinge.



