Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Jan Liman unseren Fragen. Am 1. April 2022 hat er die Ärztliche Leitung der Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg übernommen.
Herr Professor Liman, warum eigentlich sind Sie Neurologe geworden?
Prof. Dr. Jan Liman: Seit dem Hirnkurs während meines Studiums in Aachen fasziniert mich das Gehirn, zuerst die komplexen Verschaltungen, die Anatomie und die Rückkopplungsmechanismen. Später im Studium motivierte mich dann auch während meiner Promotion das riesige Entwicklungspotenzial des Faches, gerade weil es damals noch recht wenige Therapiemöglichkeiten gab. Gegenwärtig begeistern mich die neu entdeckten Interaktionen mit anderen Organsystemen, sei es die Hirn-Herz- oder die Darm-Hirn-Achse. Das Gehirn spielt überall mit und unterscheidet uns Menschen von allen anderen Spezies.
Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?
Prof. Dr. Jan Liman: Kaffee, die intensive Interaktion mit allen anderen an der Behandlung beteiligten Kliniken und ein offenes und begeistertes Team sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen und therapeutischen Bereich.
Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?
Prof. Dr. Jan Liman: Es gab sicherlich viele gute Ratschläge in vielerlei Situationen. Ein Satz, der mich stets begleitet hat, lautet: Sieh die Lösungen, nicht die Probleme.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Prof. Dr. Jan Liman: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Begeisterungsfähigkeit sind die Eigenschaften, auf die ich sehr großen Wert lege.
Was treibt Sie an?
Prof. Dr. Jan Liman: Die Freude, Neues zu gestalten und Dinge zu verbessern, gerade wenn diese den Patienten zugutekommen, und mich selbst weiterzuentwickeln.
Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Prof. Dr. Jan Liman: Eigentlich würde ich jetzt spontan meine Familie nennen, weil ich es wirklich genieße, abends mit den Kindern und meiner Frau zusammen zu sein. Wenn es um Prominenz geht, dann würde ich gern Jürgen Klopp treffen, weil ich ihn als Persönlichkeit und seine Art, Teams mitzureißen und zu entwickeln, faszinierend finde. Ich würde einiges von dem Gespräch mitnehmen. Außerdem würde es vermutlich ein sehr kommunikativer Abend in einem gemütlichen englischen Pub werden.
Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?
Prof. Dr. Jan Liman: Seid wissbegierig, arbeitet im Team und seht den Menschen im Patienten.
Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?
Prof. Dr. Jan Liman: Ich finde den Begriff recht unglücklich, weil er impliziert, dass man nur nach der Arbeit lebt. Ich liebe und lebe meine Arbeit, das hilft sicherlich. Aber daneben versuche ich auch, regelmäßig Sport zu treiben und die freie Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Außerdem helfen mir die Spaziergänge mit unserer Hündin dabei abzuschalten und meinen Kopf wieder frei zu kriegen.
Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?
Prof. Dr. Jan Liman: Es mangelt an Zeit für Patienten, die durch die Abrechnungssysteme bedingte Dokumentationsflut verlorengeht. Und es mangelt an einer IT-Infrastruktur, die eine Vernetzung zwischen dem ambulanten und stationären Bereich erlaubt. Das würde viele Abläufe und die Kommunikation extrem erleichtern. Leider gibt es häufig Datenschutzhürden.
Wann sind Sie glücklich?
Prof. Dr. Jan Liman: Es gibt viele glückliche Momente: Mit meiner Familie, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen, wenn Patienten dankbar sind, weil ich ihnen helfen konnte, oder wenn Mitarbeitende Freude haben, mit mir zusammenzuarbeiten.