Prof. Dr. Demirel: „Die Kompetenz entscheidet über die Ergebnisqualität der Behandlung“

17 Februar, 2022 - 07:36
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Prof. Dr. Serdar Demirel
Prof. Dr. med. Serdar Demirel ist ab 1. April 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Esslingen.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Prof. Dr. med. Serdar Demirel unseren Fragen. Er wird zum 1. April 2022 neuer Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Esslingen.

Herr Prof. Dr. Demirel, warum eigentlich sind Sie Chirurg geworden?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Die Bekanntschaft mit der Gefäßchirurgie habe ich als Student im zehnten Semester während meiner Doktorarbeit gemacht. Damals habe ich einen tiefen Einblick in die Praxis des Gefäßchirurgen gewonnen. Faszinierend fand ich die periphere Bypass-Chirurgie als eines der wichtigsten Werkzeuge eines Gefäßchirurgen, um eine Majoramputation zu vermeiden. In unserem alternden Land sah ich meine zukünftige Aufgabe darin, Menschen mit Gefäßerkrankungen zu helfen.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Unabdingbar sind für mich ein funktionierendes Team in einem harmonischen Umfeld, Strukturen, die das Arbeiten auf höchstem Niveau ermöglichen, sowie Prozesse, die auf eine optimale Patientenversorgung abgestimmt sind.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Jede Operation, auch wenn es „nur“ eine Appendektomie ist, erfordert immer wieder aufs Neue höchste Präzision und Konzentration sowie: Keine Komplikation hat nur derjenige, der nicht operiert!

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Die Integration in einem Team, das die Bedürfnisse der Allgemeinheit vor seine eigenen setzt. Denn nur so sind auch persönliche Ziele erreichbar.

Was treibt Sie an?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Mich treibt an, Menschen in gesundheitlicher Not 24/7 meine gefäß- und endovaskularchirurgischen Fähigkeiten anbieten zu dürfen. Nicht zuletzt ist meine Familie ein sehr wichtiger Antriebsfaktor.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Mit den Zuständigen des Gemeinsamen Bundesausschusses. Mein Ziel wäre es, die elektive Versorgung der gefäßchirurgischen Patienten fallzahlenorientiert in spezialisierten Kliniken zu optimieren. Denn am Ende ist es die Kompetenz, die über die Ergebnisqualität der Behandlung entscheidet.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Neben all den Diskussionen um die Work-Life-Balance sollen Sie nicht vergessen, dass wir es mit dem höchsten Gut des Menschen zu tun haben, der Gesundheit. Sie genießen das höchste Ansehen in der Bevölkerung gerade aufgrund des idealistischen Leitbildes des Arztes.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Ich definiere für mich Work-Life-Balance als meine innere Zufriedenheit. Diese wiederum hängt erstens von der Zufriedenheit meiner Patientinnen und Patienten und zweitens vom Wohlbefinden meiner Familie ab. Wenn mir beides gelingt, gelingt mir eine gesunde Work-Life-Balance, ungeachtet der Verhältnismäßigkeit zwischen Arbeit und Freizeit.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Seit Jahren leidet das Gesundheitswesen an Pflegefachkräftemangel. Der Pflegeberuf muss attraktiver werden. Nicht ohne Grund überlegen derzeit 32 Prozent der Pflegenden, aus ihrem Beruf auszusteigen. Die Corona-Pandemie hat die Lage jetzt noch einmal erheblich verschärft.

Wann sind Sie glücklich?

Prof. Dr. Serdar Demirel: Als Chef bin ich glücklich, wenn ich mit meinem Team dem Versorgungsauftrag des Landes in allen Aspekten gerecht werde. Als Familienvater bin ich glücklich, wenn ich weiß, dass es meinen Kindern und meiner Frau gut geht.

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