Went: „Achtet darauf, was Euch wirklich begeistert und bleibt Euch treu“

25 April, 2024 - 08:28
Dr. Sabine Glöser
Köpfe und Karriere: Tobias Went
Tobias Went ist seit 1. Januar 2024 neuer Chefarzt der Kinderchirurgie an der DRK-Kinderklinik Siegen.

Über wichtige Erfahrungen, gewonnene Einsichten und ausgefallene Wünsche spricht aerztestellen.de mit erfolgreichen Ärztinnen und Ärzten. Dieses Mal stellt sich Tobias Went unseren Fragen. Er ist seit 1. Januar 2024 neuer Chefarzt der Kinderchirurgie an der DRK-Kinderklinik Siegen.

Herr Went, warum eigentlich sind Sie Facharzt für Kinderchirurgie geworden?

Tobias Went: Meine Faszination für den Umgang mit Kindern ließ mich schon früh im Studium hoffen, dies auch im Berufsleben genießen zu dürfen. So machte ich erste Famulaturen in der Pädiatrie. Die an diesen Kliniken ansässigen Kinderchirurgen freuten sich damals über OP-Assistenzen, die ich gern übernahm und mich begeisterten. Das zündete den Funken. Das breite operative Gebiet, die spezielle Herausforderung der operativen Korrektur beim Kind, ein Altersspektrum vom Frühgeborenen bis zum adipösen Adoleszenten faszinieren mich. Aber ebenso bedeutend sind die Kolleginnen und Kollegen in der Kindermedizin. Liebenswerte, kinderliebende, faszinierend geduldige und dennoch professionelle Persönlichkeiten begleiten mich in den Kinderkliniken durch mein Berufsleben und bestärkten mich durch ihr Wesen darin, in diesem Fachgebiet „richtig“ zu sein.

Was ist für Sie unabdingbar, damit Sie gut arbeiten können?

Tobias Went: In der Klinik ist das Vertrauen zu den Kolleginnen und Kollegen unabdingbar. Aus meiner Sicht entsteht dies durch ein Miteinander auf Augenhöhe mit allen Berufsgruppen. Ich bin dankbar für das hervorragende Miteinander aller Abteilungen unseres Hauses, was den Kindern eine multiprofessionelle Versorgung sichert. Und ohne die große Unterstützung meiner Frau zuhause und dem sicheren Gefühl, dass unsere drei Kinder gut versorgt sind, hätte ich für die Arbeit den Kopf nicht ausreichend frei.

Wie lautet der beste Rat, den Sie auf Ihrem Karriereweg bekommen haben?

Tobias Went: Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, zum Thema Karriere jemals einen Rat bekommen zu haben, da ich wahrscheinlich auch niemals jemandem das Gefühl gegeben habe, Karriere machen zu wollen. Dennoch sind es die Begegnungen, Persönlichkeiten und Erlebnisse mit Kolleginnen, Kollegen und Patienten, die mich in der persönlichen und beruflichen Entwicklung geformt haben.

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Tobias Went: Offenheit, Freundlichkeit und Ehrlichkeit sind für ein produktives und kritikfähiges Miteinander unerlässlich.

Was treibt Sie an?

Tobias Went: Ich möchte unseren Patienten mit einem emphatischen und professionellen Team eine kinderfreundliche, fröhliche und medizinisch optimale Versorgung bieten. Der Blick, das Lächeln und auch das wachsende Vertrauen eines Kindes während der teilweise langen Betreuungszeiten, aber auch ein vertrauensvolles und fröhliches Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen ermutigen, so weiter zu machen.

Mit wem würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Tobias Went: Der Wunsch an genau dieser Klinik zu arbeiten, hat mich und meine Frau etwas weit abseits unserer Familien verschlagen. Die beschränkte Zeit macht Familienbesuche seitdem recht selten. Wir würden es genießen, problemloser mit unseren Familien mal einfach einen Abend verbringen zu können. Ansonsten wäre auch ein Abend mit allen aktuellen und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen etwas ganz Besonderes. Ich habe ihnen allen viel zu verdanken und bin dankbar und glücklich, dass sie mich begleitet haben oder dies weiterhin tun.

Was raten Sie jungen Ärztinnen und Ärzten?

Tobias Went: Achtet darauf, was Euch wirklich begeistert und bleibt Euch treu. Dann wird der Arztberuf erfüllend sein und Spaß machen.

Wie gelingt Ihnen eine gesunde Work-Life-Balance?

Tobias Went: Dabei hilft mir das besondere Umfeld und gute Miteinander in der Kinderklinik. Auch unterstützt mich die Möglichkeit, weniger eilige noch anstehende PC-Arbeit später von zuhause erledigen zu können und deshalb zum gemeinsamen Kaffeetrinken oder Abendessen nach Hause gehen zu können.

Woran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem?

Tobias Went: Die Kliniken leiden bei steigenden Ansprüchen an die Versorgungsqualität, extrem steigenden Produktkosten und steigenden Personalkosten an einer angemessenen Refinanzierung. Das DRG-System bildet den erheblichen Mehraufwand bei Kindern aufgrund fehlender DRG-relevanter Nebendiagnosen überhaupt nicht ab. Eine gerechte, die tatsächlichen Kosten abdeckende Finanzierung ist unerlässlich, um die Kinderheilkunde in Deutschland zu retten. Hier kränkelt es an der Grundeinstellung im ganzen Land. Alle wollen immer mehr für weniger. Das wird im Gesundheitssystem bald deutlich zu spüren sein.

Wann sind Sie glücklich?

Tobias Went: Ich bin glücklich, wenn ein kleiner Patient oder eine kleine Patientin dankbar lächelnd mit den Eltern nach Hause gehen kann, obwohl er oder sie aufwändige und teilweise auch schmerzhafte Therapien ertragen musste, und ich das Vertrauen von Kind und Eltern spüre.
 

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