Leserbefragung: Jobwechsel – was Ärztinnen und Ärzte sich wünschen

28 November, 2023 - 07:25
Stefanie Hanke, Konstantin Degner
Veränderung Symbolbild

Ein nettes Team, familienfreundliche Arbeitszeiten oder ein gutes Gehalt? Was macht für Ärztinnen und Ärzte eigentlich einen guten Job aus? Und was wünschen sie sich beim Bewerbungsprozess? Antworten auf diese Fragen gibt die aktuelle Leserbefragung des Deutschen Ärzteverlags.

Bei der Frage, was an einem guten Job besonders wichtig ist, sind sich die Ärztinnen und Ärzte größtenteils einig: Ein gutes Arbeitsklima wünschen sich mit 98,6 Prozent fast alle Befragten – so vielen ist dieser Aspekt „sehr wichtig“ (80,9 Prozent) oder „wichtig“ (17,6 Prozent). Besonders bei Frauen und jungen Ärztinnen und Ärzten unter 30 Jahren spielt das Arbeitsklima eine überdurchschnittlich große Rolle.

Aber auch andere Kriterien sind vielen Ärztinnen und Ärzten „wichtig“ oder „sehr wichtig“: Dazu zählen die Arbeitsinhalte (95,5 Prozent), Gehalt und Zusatzleistungen (93,8 Prozent), die Vereinbarkeit mit Familie und Freizeit (91,9 Prozent) und die Arbeitszeiten (91,6 Prozent). Hohe Zustimmungswerte gibt es auch für klare Anforderungen und Ziele (87,7 Prozent), Weiterbildungsmöglichkeiten (83,7 Prozent), Entwicklungsmöglichkeiten (83,5 Prozent) und Jobsicherheit (82,3 Prozent). Ganz hinten liegt ein positives Unternehmensimage: Das war insgesamt weniger als der Hälfte der Befragten (49,3 Prozent) „sehr wichtig“ oder „wichtig“.

Unterschiede: Was wem wichtig ist

Allerdings gibt es teilweise deutliche Unterschiede innerhalb der Ärzteschaft: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Freizeit ist Frauen mit 69,2 Prozent beispielsweise häufiger „sehr wichtig“ als Männern (52,0 Prozent). Und auch die Hierarchiestufe spielt eine Rolle: Während 66,0 Prozent der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Freizeit als „sehr wichtig“ einschätzen, sind es nur 29,8 Prozent der Chefärztinnen und -ärzte.

Doch gerade über die wichtigen Aspekte fühlen sich viele Ärztinnen und Ärzte von potenziellen Arbeitgebern nicht gut informiert: So wünschen sich 60,3 Prozent in den Stellenanzeigen Informationen zu Arbeitszeiten und Arbeitsmodellen. Fast jeder Zweite (48,2 Prozent) hätte gern Auskunft über das zu erwartende Gehalt. Und auch ein Blick auf das Unternehmen aus Sicht der aktuellen Mitarbeitenden ist für viele interessant: 36,1 Prozent wünschen sich das schon in der Stellenanzeige. Ein weiteres Drittel (35,7 Prozent) wüsste gern mehr über die Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Bei den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung ist es sogar knapp die Hälfte. Für Arbeitgeber bedeutet das: Entsprechende Informationen in den Stellenausschreibungen bieten ihnen gute Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Bewerbungsprozess: Am liebsten online

Außerdem wurden auch Wünsche rund um den Bewerbungsprozess abgefragt. So will sich ein Großteil der Ärztinnen und Ärzte am liebsten online um eine neue Stelle bewerben: 44,9 Prozent geben der Bewerbung per E-Mail den Vorzug, 35,4 Prozent präferieren eine Onlinebewerbung über ein Bewerbermanagementsystem im Unternehmen – allerdings darf der Vorgang für die meisten nicht länger als 30 Minuten dauern (89,9 Prozent). Besonders die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung schätzen die digitalen Bewerbungsmöglichkeiten. 89,5 Prozent bevorzugen diese, um sich auf eine Stellenanzeige zu bewerben. Klassisch per Post wollen sich nur noch 15,7 Prozent der Befragten bewerben.

Wann sollten die potenziellen Arbeitgeber den Bewerberinnen und Bewerbern Feedback geben? Gut zwei Drittel der Befragten (68,8 Prozent) erwarten innerhalb von sechs Tagen zumindest eine Eingangsbestätigung; für 41,7 Prozent ist das sogar schon innerhalb der ersten 48 Stunden Pflicht. Mehr als die Hälfte (59,8 Prozent) der Ärztinnen und Ärzte wünscht sich innerhalb von sieben Tagen eine Rückmeldung. Innerhalb dieser Frist möchten sie wissen, ob es für sie einen Schritt weitergeht und sie eine Einladung zum Erstgespräch erhalten.

Potenzielle Hürden: Was besonders schwer fällt

Abgefragt wurden auch potenzielle Hürden im Bewerbungsprozess. 44,3 Prozent der Befragten finden es schwer, überhaupt die Zeit für eine Bewerbung zu finden. Gut ein Drittel (35,9 Prozent) hat Probleme mit der Formulierung des Anschreibens. Auch die Motivation für den ersten Schritt ist für 30,4 Prozent schwierig. Für ein Viertel (25,8 Prozent) ist eine selbstbewusste Selbstpräsentation ein Hindernis. Und für 17,6 Prozent ist das Vorstellungsgespräch ein Problem. Nur 4,3 Prozent der Befragten finden offenbar keinen der genannten Aspekte problematisch – zumindest kreuzten sie keinen dieser Aspekte an.

Wie können Unternehmen potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern den Ablauf erleichtern? Eine Möglichkeit wäre, auf das Anschreiben zu verzichten. Darauf zielt auch eine Frage, die in diesem Jahr erstmals gestellt wurde: „Würden Sie sich eher bewerben, wenn in einer Stellenanzeige darauf hingewiesen wird, dass ein Anschreiben nicht notwendig ist?“ Mehr als die Hälfte (50,2 Prozent) antworteten auf diese Frage mit „Ja“. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Hierarchiestufen: Gerade Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung (60,1 Prozent) und Fachärztinnen und -ärzte (51,9 Prozent) finden eine Bewerbung ohne Anschreiben gut. Bei Chefärztinnen und -ärzten ist die Zustimmung nicht ganz so ausgeprägt (30,5 Prozent). Für die Personalabteilungen könnte es also eine interessante Überlegung sein, den Bewerbungsprozess speziell für Berufseinsteiger entsprechend zu vereinfachen.

Umfrage: 3.968 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil

An der Leserbefragung nahmen zwischen dem 21. April und dem 24. Juni 2023 insgesamt 3.968 Ärztinnen und Ärzte teil. Die Befragung wurde bereits zum vierten Mal (nach 2016, 2018 und 2021) im Auftrag des Deutschen Ärzteverlags vom Wissenschaftlichen Instituts für Presseforschung und Publikumsanalysen (WIP) in Köln durchgeführt. Die Befragten sind im Schnitt 43,3 Jahre alt. 29,9 Prozent sind Ärzte/Ärztinnen in Weiterbildung, 27,8 Prozent sind Fachärzte/-ärztinnen, 29,4 Prozent sind Oberärzte/-ärztinnen und 6,6 Prozent sind Chefärzte/-ärztinnen. Mit 23,0 Prozent arbeiten die meisten Befragten in der Inneren Medizin, 14,8 Prozent sind in einem chirurgischen Fach tätig. Mit 13,9 Prozent steht die Anästhesiologie an dritter Stelle. 51,3 Prozent der Befragten sind männlich, 48,4 Prozent weiblich, 0,2 Prozent der Befragten gaben das Geschlecht als „divers“ an.

Das Whitepaper zur Umfrage "Ärzt:innen im Fokus" können Sie anfordern unter: service@aerztestellen.de.

Dtsch Arztebl 2023; 120(48): [2]

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