
80 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sind grundsätzlich offen für einen neuen Job – das hat eine Leserbefragung des Deutschen Ärzteverlages ergeben. Bei der Jobsuche gehört der DÄ-Stellenmarkt zu den wichtigsten Quellen.
Die Umfrage zeigt: Der Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte ist in Bewegung. 16 Prozent der Befragten suchen aktuell aktiv nach einer neuen Stelle. Jeder Dritte (33,9 Prozent) schaut sich ab und zu nach Stellen um. 31,3 Prozent sind für interessante Stellen offen, suchen aber nicht aktiv. Nur jeder Fünfte (19,2 Prozent) möchte seinen Job derzeit nicht wechseln.
Medizinische Fachzeitschriften am wichtigsten
Dabei spielen medizinische Fachzeitschriften bei der Stellensuche die größte Rolle: 43,5 Prozent verschaffen sich dort „häufig“ einen Überblick über die Lage auf dem Arbeitsmarkt, gefolgt von Online-Stellenbörsen (26,6 Prozent) und den Webseiten interessanter Kliniken und Arbeitgeber (20 Prozent). Die Stellenanzeigen in allgemeinen Tages- und Wochenzeitungen erreichen ihre Zielgruppe dagegen kaum: Nur 5,9 Prozent der Befragten nutzen diese Quelle bei der Jobsuche „häufig“ – 71,6 Prozent schauen dort „selten“ oder „nie“ nach neuen Jobs. Auch Headhunter spielen nur eine kleine Rolle: Während nur 5,7 Prozent der Ärztinnen und Ärzte diese Möglichkeit der Arbeitsvermittlung „häufig“ nutzen, greifen 69,3 Prozent „selten“ oder „nie“ darauf zurück.
Für die Befragten ist das Deutsche Ärzteblatt eine sehr wichtige Quelle, um sich über den aktuellen Arbeitsmarkt zu informieren: 90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte lesen den Stellenmarkt der Printausgabe regelmäßig, jeweils 20 Prozent nutzen ihn sogar „jede Woche“ oder „fast jede Woche“. Auch der Online-Stellenmarkt des Deutschen Ärzteblattes auf ärztestellen.de wird von knapp 80 Prozent der Befragten genutzt. Jeder Vierte schaut „jede Woche“ oder „fast jede Woche“ hier nach neuen Jobangeboten. Im Vergleich dazu werden die Generalisten unter den Online-Jobbörsen von den Befragten nur selten genutzt: Weniger als jeder Zehnte gab an, sich auf StepStone (8,5 Prozent), Indeed (8,4 Prozent) oder Monster (2,0 Prozent) über Stellenangebote zu informieren.
Das Angebot auf ärztestellen.de wird dabei größtenteils positiv bewertet: 86,7 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die die Webseite nutzen, sind mit der Online-Stellenbörse „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“. Und die Stellenangebote im Deutschen Ärzteblatt, egal ob online oder print, helfen Ärztinnen und Ärzten auch ganz real dabei, einen neuen Arbeitsplatz zu finden: So gaben 47,1 Prozent an, sich schon mindestens einmal auf ein Stellenangebot im Deutschen Ärzteblatt oder auf ärztestellen.de beworben zu haben. Und häufig mit Erfolg: Mehr als jeder Zweite (52,5 Prozent) derjenigen, die eine Bewerbung verschickt haben, wurde daraufhin auch eingestellt.
Knapp zwei Drittel suchen wohnortnah
Bei den Ärztinnen und Ärzten, die aktuell offen für eine neue Stelle sind, spielt die geografische Nähe eines Stellenangebots eine große Rolle. 63,7 Prozent der Befragten suchen in der Region ihres aktuellen Wohnorts nach neuen beruflichen Herausforderungen. Diese Präferenz hat sich seit 2017 (64 Prozent) kaum verändert. Eine bundesweite Stellensuche (14,6 Prozent) und die Suche nach einer Stelle im deutschsprachigen Raum (11,8 Prozent) ist für deutlich weniger Befragte attraktiv. Nur 4,1 Prozent der Ärztinnen und Ärzte suchen europaweit. Internationale Stellen, auch außerhalb Europas, sind für 5,7 Prozent der Befragten interessant.
Beliebteste Bewerbungswege: Post und E-Mail
Bei der Art, wie die Befragten ihre Bewerbungen verschickten, halten sich der traditionelle Postweg (42,3 Prozent) und die E-Mail-Bewerbung (41,3 Prozent) ungefähr die Waage. Nur 9,5 Prozent bewarben sich über ein Online-Formular auf der Klinik-Website. Auffällig dabei: Die realen Bewerbungswege unterscheiden sich vom Wunsch-Bewerbungsweg: So bevorzugen nur 22 Prozent der Ärztinnen und Ärzte den Postweg, 45,6 Prozent zogen eine E-Mail-Bewerbung vor. 3,4 Prozent wollen für eine Bewerbung am liebsten einfach zum Telefonhörer greifen.
Und wie viel Geduld haben Bewerber und Bewerberinnen, wenn es um ein Feedback des potenziellen neuen Arbeitgebers geht? 38,2 Prozent der Befragten wünschen sich innerhalb von 48 Stunden eine Eingangsbestätigung für ihre Bewerbungsunterlagen. Eine Einladung zum ersten Vorstellungsgespräch sollte für die Mehrheit (57,2 Prozent) spätestens innerhalb einer Woche erfolgen.
Vielen wichtig: Gute Beziehungen zu Kollegen
Bei der Frage, was Ärztinnen und Ärzten an einem guten Job besonders wichtig ist, zeigt sich: Die meisten legen großen Wert auf gute Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen. 79,9 Prozent bewerten diesen Aspekt mit „sehr wichtig“. Dieser Wert ist seit 2017 deutlich angestiegen: Damals waren gute kollegiale Beziehungen nur für 61 Prozent „sehr wichtig“. Über die Hälfte der Befragten wünscht sich eine gute Vereinbarkeit mit der Familie und Freizeit (57,1 Prozent). Erst dahinter folgen die Arbeitsinhalte (51,9 Prozent) – dieser Wert stand 2017 noch mit 63 Prozent ganz oben auf der Liste. Dahinter folgen die Arbeitszeiten (47,3 Prozent), Weiterbildungs- (43,2 Prozent) und Entwicklungsmöglichkeiten (41,8 Prozent). Erst an siebter Stelle steht der finanzielle Aspekt: Gehalt und Zusatzleistungen bewerten 40,2 Prozent als „sehr wichtig“. Kaum eine Rolle spielt bei der Frage nach einem guten Job ein positives Unternehmensimage: Nur jeder Zehnte (9,9 Prozent) legt darauf besonderen Wert.
An der Leserbefragung nahmen zwischen dem 12. Februar und dem 15. April 2021 insgesamt 4.102 Ärztinnen und Ärzte teil. Die Befragung wurde bereits zum dritten Mal (nach 2016 und 2018) im Auftrag des Deutschen Ärzteverlages vom Wissenschaftlichen Institut für Presseforschung und Publikumsanalysen (WIP) in Köln durchgeführt. Die Befragten sind im Schnitt 42,2 Jahre alt. 30,8 Prozent sind Ärzte/Ärztinnen in Weiterbildung, 26,4 Prozent sind Fachärzte/-ärztinnen, 28,9 Prozent sind Oberärzte/-ärztinnen und 6,6 Prozent haben einen Chefarztposten inne. Mit 23,7 Prozent arbeiten die meisten Befragten in der Inneren Medizin, 16,0 Prozent sind in einem chirurgischen Fach tätig. Mit 13,8 Prozent steht die Anästhesiologie an dritter Stelle. 54,6 Prozent der Befragten sind männlich, 45,2 Prozent weiblich, 0,1 Prozent der Befragten gaben als Geschlecht „divers“ an.
Dtsch Arztebl 2021; 118(19-20): [2]