Medizintourismus: ein Drittel weniger Patienten

20 Dezember, 2022 - 07:19
Dr. Sabine Glöser
Flugzeug, Stethoskop und Reisepass, Medizintourismus

Die Zahl der ausländischen Patientinnen und Patienten, die sich in Deutschland behandeln lassen, ist stark gesunken. Während die deutschen Kliniken im Jahr 2019 noch gut 97.300 Patienten aus dem Ausland zählten, waren es im Jahr 2020 nur noch 65.586. Dies entspricht einem Rückgang um knapp 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Zugleich ging die Zahl der ambulanten Behandlungen von schätzungsweise 145.000 auf 97.000 zurück. Infolgedessen ist auch der Umsatz im deutschen Gesundheitssystem gesunken. Im Jahr 2019 brachten die ausländischen Patientinnen und Patienten 1,2 Milliarden Euro ein, im Jahr 2020 waren es noch 800 Millionen Euro. Das jedenfalls ergab eine Erhebung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

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„Hauptgrund für den Rückgang ist die Coronapandemie mit ihren starken Einreisebeschränkungen“, sagte Mariam Asefi, Leiterin des Forschungsbereichs Medizintourismus an der Hochschule. Im Jahrzehnt vor der Pandemie kamen die meisten ausländischen Patienten aus Russland, der Ukraine und Kasachstan. Im Jahr 2020 reduzierte sich der Analyse zufolge die Zahl der stationären Patienten aus diesen drei Ländern um die Hälfte gegenüber dem Vorjahr. Aufgrund des Krieges in der Ukraine werde die Zahl wohl weiter zurückgehen, vermutet Asefi. Es sei jedoch schwer abzusehen, wie stark der Rückgang langfristig ausfallen werde.

Im Jahr 2020 reisten Menschen aus 177 Ländern für eine medizinische Behandlung nach Deutschland. Neben Russland mit mehr als 2.000 Patienten, der Ukraine mit etwa 1.400 und Kasachstan mit mehr als 240 kamen fast 500 aus Saudi-Arabien. Was die Länder der Europäischen Union betrifft, suchten am häufigsten Menschen aus Polen und den Niederlanden deutsche Krankenhäuser auf. Am gefragtesten waren Kliniken in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Nach Einschätzung Asefis sind fehlende Behandlungsmöglichkeiten im Heimatland oder die gute Qualität des deutschen Gesundheitssystems starke Motivationen für Menschen aus dem Ausland, sich in Deutschland behandeln zu lassen.

Dtsch Arztebl 2022; 119(51-52): [4]

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