Mehr Studienplätze müssen her!

29 September, 2022 - 07:08
Miriam Mirza
Fröhliche Studierende an der Universität

Deutschland leidet unter dem medizinischen Fachkräftemangel. Besonders in ländlichen Regionen ist das deutlich zu spüren. Hier sind es vor allem die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die allerorten fehlen, doch inzwischen klagen auch die Krankenhäuser. Für sie wird es immer schwieriger, offene ärztliche Stellen zu besetzen.

Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: In den kommenden Jahren werden nach Angaben des Marburger Bundes fast 90.000 Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Experten warnen, dass sich die Situation in absehbarer Zeit auch in den bisher gut versorgten Ballungsgebieten die Situation verschärfen könnte.

Die Gründe für das Problem sind unterschiedlich: Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen nicht aufs Land ziehen. Außerdem werden die Arbeitsbedingungen in der Medizin immer unattraktiver – zu hohe Belastung, eine unausgewogene Work-Life-Balance bei vergleichsweise unattraktiver Bezahlung. Und es stellt sich ein weiteres Problem: Um ausreichend Ärztenachwuchs zu haben, müssen erst einmal genügend Studienplätze zur Verfügung stehen. Hier hapert es derzeit.

Auf jeden Studienplatz 4,5 Bewerberinnen und Bewerber

Alljährlich übersteigt die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber die Anzahl der verfügbaren Studienplätze bei Weitem. Im Wintersemester 2021/22 standen in Deutschland 10.000 Studienplätzen für Humanmedizin zur Verfügung. Auf diese hatten sich mehr als 45.000 Bewerberinnen und Bewerber beworben. Die Lösung sehen viele Studierende in einem Studium im Ausland. Doch das wird das Problem nicht grundsätzlich lösen.

Ärztevertreter und -vertreterinnen fordern daher die Schaffung neuer Studienplätze. Susanne Johna, Verbandschefin des Marburger Bunds, will mindestens zehn Prozent mehr. Der 126. Deutsche Ärztetag in Bremen hatte an die Bundesländer appelliert, die Zahl der staatlich finanzierten Medizinstudienplätze kurzfristig um mindestens 6.000 auszuweiten.

Bundesländer schaffen mehr Studienplätze

Inzwischen ist die Botschaft auch auf politischer Ebene angekommen. Zahlreiche Bundesländer werden aktiv und richten mehr Studienplätze ein. In Niedersachsen etwa habe es nach Angaben des Wissenschaftsministeriums einen Ausbau der Medizinstudienplätze im kommenden Studienjahr um mehr als 30 Prozent gegeben. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen beabsichtigt, 20 Prozent mehr Plätze schaffen. In Thüringen will man unter anderem durch die Ansiedlung einer privaten medizinischen Hochschule in Erfurt Abhilfe schaffen. Seit dem Sommersemester können hier 90 Studierende ihre Ausbildung im Fach Humanmedizin machen.

Vergabepraxis überdenken

Neben der zu geringen Anzahl an Studienplätzen wird auch die Vergabepraxis kritisiert. Zwar wird nur ein Teil davon über den Numerus Clausus verteilt. 60 Prozent ihrer Studienplätze können Universitäten nach eigenen Kriterien angeboten werden. Doch mit mehr als 50 Prozent der von den Hochschulen verteilten Plätze, spielt die Abiturnote dabei immer noch eine entscheidende Rolle. Erst danach sind Kriterien wie Auswahltests, Berufserfahrung oder Leistungen in anderen Bereichen wie „Jugend forscht“ ausschlaggebend. Es werden immer mehr Stimmen laut, die meinen, dass eine Abiturnote von 2,4 oder 2,5 ausreicht, um Humanmedizin zu studieren. Gewisse Kompetenzen wie etwa Empathie oder Kommunikationsfähigkeit seien ebenfalls wichtige Qualitäten für angehende Ärztinnen und Ärzte, so das Argument und diese könnten beispielsweise in einem Auswahlgespräch abgeprüft werden.

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