Mit KV-geführten Praxen gegen die medizinische Unterversorgung

17 November, 2022 - 08:09
Miriam Mirza
Wegweiser zur Arztpraxis

Die medizinische Versorgungslandschaft verändert sich. Der Ärztemangel ist gerade in ländlichen Regionen ein Problem. Immer mehr Praxen haben Schwierigkeiten, Nachfolger und Nachfolgerinnen zu finden.

Das macht die Arbeit in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) attraktiv. Deren Zahl ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Die MVZ übernehmen vor allem in der Peripherie vielerorts eine wichtige Rolle in der Sicherung der Gesundheitsversorgung.

Erste Praxisgründung schon in 2010

Weil jedoch viele Medizinerinnen und Mediziner das finanzielle Risiko einer Niederlassung scheuen, setzen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) seit einigen Jahren auf KV-geführte Praxen. In Sachsen-Anhalt etwa gibt es derzeit 23 davon. Das Konzept: Die KV übernimmt Praxen oder gründet sie, wenn die Versorgung vor Ort nicht anders sicherzustellen ist und eine Ärztin oder ein Arzt bereit ist, dort mitzuarbeiten. Die Idee ist keineswegs neu. So hat die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt nach eigene Angaben bereits im Jahr 2002 öffentlich auf den drohenden Ärztemangel hingewiesen. Als der Trend immer klarer wurde, kam es 2010 zur Gründung der ersten Praxen.

Damals lag der Fokus noch allein auf der hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum – speziell im Norden Sachsen-Anhalts. Nach der Etablierung der ersten Praxen und auch teilweise schon bei deren Übernahme durch neu hinzutretende oder schon beteiligte Ärztinnen und Ärzte wurde die Idee weitergeführt und unter Nutzung der rechtlichen Regelung des § 105 Abs. 1 SGB V ausgebaut. Inzwischen sind in den Arztpraxen verschiedene Fachgruppen vertreten. Außerdem sind die Praxen über ganz Sachsen-Anhalt verteilt. Ärztinnen und Ärzten bietet die KV die Möglichkeit an, die Praxen – falls sie das wünschen – zu übernehmen. Die Kassenärztliche Vereinigung betont, dass sie die Praxen nicht aus Selbstzweck betreibt, sondern allein zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung.

Praxisübernahme ist möglich

Praxen werden überall dort gegründet, wo ein größeres Versorgungsproblem herrscht, daher entsteht keine Konkurrenzsituation zu anderen Praxen. Auch die KVen müssen sich um Ärztinnen und Ärzte bemühen, die sich anstellen lassen wollen. Die Option, dass die Praxis von den Ärztinnen und Ärzten übernommen werden kann, ist allerdings ein Plus, das bei den Medizinerinnen und Medizinern positiv wahrgenommen wird, heißt es von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Hier unterscheidet sich die KV von MVZ-Strukturen, die ihre Arztsitze und den Patientenstamm behalten wollen, wenn die angestellten Ärztinnen und Ärzte eine Niederlassung planen. Andererseits ist diese Entscheidung freiwillig, das heißt, es gibt keine Übergangsphase, die mit einer Praxisübernahme zu einem bestimmten Zeitpunkt zwingend endet.

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