In den vergangenen Jahren haben sich die Aufgaben und Abläufe im Krankenhaus verändert. Der immer stärkere finanzielle Druck auf die Krankenhäuser hat die Einführung von Berufen befördert, die die kaufmännische Seite der Medizin betonen. Hinzu kommen solche, die die ärztliche Tätigkeit unterstützen oder entlasten sollen. Und nicht zuletzt entstehen durch die Digitalisierung des Gesundheitswesens neue Arbeitsfelder. Welche Berufe sind in den letzten Jahren im Krankenhaus neu hinzugekommen und welche Funktion erfüllen sie? Eine Übersicht.
Medizincontroller
Ein berufliche Tätigkeit, die fast schon nicht mehr als neu zu bezeichnen ist, ist die des Medizincontrollings. Der Medizincontroller oder die Medizincontrollerin untersteht in der Regel der Geschäftsführung eines Krankenhauses. Die Aufgaben umfassen das Überwachen von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen innerhalb eines Krankenhauses sowie deren Weiterentwicklung. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Qualitätsmanagement notwendig, wobei das Medizincontrolling eine Schnittstelle zwischen dem medizinischen und dem kaufmännischen Bereich bildet. Wer in diesem Bereich arbeitet, hat nicht selten zuvor ein Medizinstudium absolviert.
Physician Assistant (PA)
Der Fachkräftemangel macht sich in deutschen Krankenhäusern schon lange bemerkbar. Auch bei dem dort arbeitenden medizinischen Personal, das unter der zusätzlichen Arbeitsbelastung leidet. Einen Ausweg aus dieser schwierigen Lage erhoffen sich Verantwortliche durch neue Berufsbilder wie den des Physician Assistant (PA). Der PA erhält Aufgaben von einem im gleichen Arbeitsbereich tätigen, approbierten Arzt. Das kann z.B. die Anamnese, die Dokumentation, die Mitwirkung bei operativen Eingriffen oder bei Notfallbehandlungen oder auch das Verfassen von Arztbriefen sein. Durch die Übernahme dieser Aufgaben bleibt Ärzten und Ärztinnen mehr Zeit für nicht übertragbare Aufgaben wie das Stellen einer Diagnose, die Aufklärung der Patienten oder die Festlegung der Therapie. Die meisten invasiven Untersuchungsverfahren gehören ebenfalls zur Kernkompetenz der approbierten Ärzteschaft.
Chief Information Officers (CIO)
Die Digitalisierung hat viele neue Berufsbilder hervorgebracht. Ein Beruf, der inzwischen in vielen Kliniken anzutreffen ist, ist der des CIO – Chief Information Officers. Das ist ein IT-Leiter auf hoher Krankenhausebene, der die strategische und operative Führung der IT übernimmt. Lange Zeit wurde der IT nicht genug Bedeutung beigemessen, um sie eigens mit einem CIO zu besetzen. In den vergangenen Jahren hat sich immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens die Schaffung eines solchen Postens für ein Krankenhaus durchaus wichtig ist.
Data Scientist
Data Scientists werden auch manchmal Big Data Scientists oder Medical Data Scientists genannt. Ein Datenwissenschaftler hat sich auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert. Zu seinen Kernaufgaben gehört, gesammelte Informationen jeglicher Art miteinander zu verbinden, sie zu entschlüsseln und auszuwerten. Dies geschieht mit dem Ziel, Wissen herauszulesen, das wiederum hilft, entweder Geschäftsmodelle zu optimieren, neu zu entwickeln oder geschäftliche Ziele besser und effektiver zu gestalten.
Inzwischen gibt es auch in Deutschland immer mehr Studiengänge für Data Science, und auf den Stellenseiten der Krankenhäuser werden Datenspezialisten und -spezialistinnen zunehmend gesucht. Die Anforderungen an den Beruf sind hoch: Neben den technischen Fähigkeiten, die Datenquellen in den Krankenhäusern zu erschließen und die gewonnenen Daten weiterzuverarbeiten, müssen Medical Data Scientists zusätzlich ein gewisses medizinisches Verständnis mitbringen. Denn sie arbeiten sowohl mit den Kollegen und Kolleginnen aus der Medizininformatik und dem IT-Dezernat, als auch mit den Ärzten und Ärztinnen aus der Patientenversorgung zusammen. Hier fungieren sie als eine Art Schnittstelle.
Chief Digital Officer (CDO)
Die Position des Chief Digital Officer ist auf oberer Führungsebene eines Krankenhauses angesiedelt. Der CDO ist für die digitalen Transformation eines Unternehmens oder eines Krankenhauses verantwortlich. Dazu ist es häufig notwendig, zunächst eine Digitalisierungs- oder eHealth-Strategie zu entwickeln. Anschließend muss entscheiden werden, wie bereits bestehende Strukturen in die neuen eingebunden werden können. Bei der Umsetzung der digitalen Transformation eines Unternehmens oder einer Klinik übernimmt der CDO in der Regel eine Führungsrolle. Seine Entscheidungen betreffen alle hierarchischen Ebenen der Organisation. Als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland beschäftigt die Charité Universitätsklinik in Berlin einen CDO.
Chief Medical Information Officer (CMIO)
Ein Chief Medical Informatics Officer (CMIO, manchmal auch Chief Medical Information Officer oder Chief Clinical Information Officer – CCIO in Großbritannien genannt) ist ein krankenhauseigener Gesundheitsmanager, der allgemein für die Gesundheitsinformatikplattform verantwortlich ist. Diese Plattform wird für die Zusammenarbeit des klinischen IT-Personals für eine effiziente Arbeitsgestaltung sowie für die allgemeine Implementierung und Nutzung von Gesundheitstechnologien innerhalb einer Gesundheitsorganisation genutzt. In den meisten Fällen ist der CMIO ein Arzt mit einer zusätzlichen Ausbildung in Gesundheitsinformatik, der oft mit anderen Ärzten, Krankenpflegern, Pharmazeuten und allgemeinen Informatikern innerhalb der Organisation zusammenarbeitet.
Geschaffen wurde die Position, um Krankenhäuser bei der Einführung und Implementierung von Gesundheitstechnologien wie elektronischen Patientenakten, der elektronischen Dokumentation, dem Austausch von Gesundheitsinformationen und anderen Technologien, die im klinischen Umfeld verwendet werden, zu unterstützen.
Chief Nursing Information Officer (CNIO)
Diese Berufsbezeichnung findet sich derzeit noch vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum, doch es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis der Beruf des Chief Nursing Information Officer auch in Deutschland Fuß fasst. Ein CNIO ist eine Art strategischer Mittler zwischen den Bemühungen des Medizin-IT-Leiters eines Krankenhauses und der Pflege. Er erstellt Kommunikations- und Organisationsstrategien für die Pflege bzw. klinische Informatik. Außerdem verbindet er Wissen über Patientenversorgung, Informatikkonzepte und Change Management zu einem effektiven Mittel, um die Informations- und Wissensaufklärung von Angehörigen der Gesundheitsberufe und Patienten voranzutreiben. Ziel der Bemühungen des CNIO ist die Förderung einer sicheren, effektiven und effizienten Anwendung von Gesundheits-IT im klinischen Umfeld. Der CNIO arbeitet außerdem eng mit Führungskräften zusammen, um die Implementierung oder Erweiterung von IT-Prozessen, -Projekten sowie Geschäftsideen zu planen und durchzuführen.