Für die Personalabteilungen der Krankenhäuser bedeutet die Digitalisierung auch, dass sie sich um das Anwerben von IT-Spezialisten kümmern müssen. Das Universitätsklinikum Frankfurt hat beispielsweise einen Medical Data Scientist angestellt.
Die Digitalisierung hat auf nahezu alle Bereiche des Gesundheitswesens Einfluss. Neue Technik entsteht und erfordert von ihren Anwendern den Erwerb digitaler Kompetenzen, aber sie führt auch zum Entstehen ganz neuer Berufsbilder. Dazu gehören auch Big Data Scientists oder Medical Data Scientists.
Big Data schafft neue Berufsbilder – auch im medizinischen Bereich
In Zeiten von Big Data werden Berufe, die sich mit der Auswertung von gesammelten Daten beschäftigen, immer wichtiger. Der Datenwissenschaftler, also der Data Scientist, hat sich auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert. Sein Job ist es, gesammelte Informationen jeglicher Art miteinander zu verbinden, sie zu entschlüsseln und auszuwerten. Dies passiert mit dem Ziel, Wissen herauszulesen, das wiederum hilft, entweder Geschäftsmodelle zu optimieren, neu zu entwickeln oder geschäftliche Ziele besser und effektiver zu gestalten. Inzwischen gibt es auch in Deutschland immer mehr Studiengänge für Data Science und auf den Stellenseiten der Krankenhäuser werden Datenspezialisten ebenfalls zunehmend gesucht.
So auch am Universitätsklinikum Frankfurt. Durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Dokumentationslösungen im Universitätsklinikum wird eine immer größer werdende Menge an Informationen über die behandelten Patienten gespeichert. „Wenn diese erschlossen und aufbereitet werden, können diese unter der Berücksichtigung von Datenschutz und Ethik – insbesondere bei der Beantwortung von Fragestellungen aus der medizinischen Forschung oder auch für eine schnellere und präzisere Rekrutierung von Probanden für klinische Studien – genutzt werden“, sagt Dr. Holger Storf, Abteilungsleiter Medical Informatics Group (MIG) und Datenintegrationszentrum (DIZ), Universitätsklinikum Frankfurt. „Entsprechende Konzepte und Lösungen entwickeln wir aktuell gemeinsam mit unseren Partnern im MIRACUM-Konsortium im Kontext der vom BMBF geförderten Medizininformatik-Initiative“. Für diese Aufgabe benötige das Klinikum Mitarbeiter mit den entsprechenden Fähigkeiten, so der Abteilungsleiter.
Der Medical Data Scientist als Schnittstelle
Die Anforderungen an den Beruf sind hoch: Neben den technischen Fähigkeiten, die Datenquellen im Universitätsklinikum zu erschließen und die gewonnenen Daten weiterzuverarbeiten, muss der Medical Data Scientist zusätzlich ein medizinisches Verständnis mitbringen. Denn er arbeitet sowohl mit den Kollegen aus der Medizininformatik und dem IT-Dezernat als auch mit den Ärzten aus der Patientenversorgung zusammen. Er fungiert quasi als Schnittstelle. Solche Spezialisten zu finden, ist für Krankenhäuser nicht einfach, weil es sie nicht in großer Zahl auf dem Arbeitsmarkt gibt. Außerdem werden die vorhandenen gern von Unternehmen unter Vertrag genommen werden, die mit Gehältern locken, bei denen Kliniken nicht mithalten können.
Bisher sind Data Scientists eher bei großen Klinikketten oder Universitätskrankenhäusern anzutreffen, doch langfristig werden sich auch die andere Häuser schwertun, ohne diese Spezialisten auszukommen. Denn um die Digitalisierung kommt niemand herum. „Sie ermöglicht die zentrale transparente Dokumentation und Bereitstellung der klinischen Befunde zu einem Patienten“, Storf. Bald wird es eine schlichte Notwendigkeit sein, als Behandler zu jeder Zeit und an jedem Ort der Klinik unmittelbar auf behandlungsrelevante Informationen zugreifen zu können. „Der tendenziell höhere Aufwand einer digitalen Dokumentation, verglichen mit dem Schreiben auf Papier, kann hierdurch mehr als ausgeglichen werden, sofern der Aufbau der Akte nutzerorientiert ist“, findet Storf.
Digitale Transformation
Das erfordert jedoch die Entwicklung neuer Prozesse in den Kliniken, denn die bloße Umstellung analoger Arbeitsweisen auf digital reicht nicht. Es geht vielmehr um eine digitale Transformation, die alle Bereiche des Krankenhauses involviert.
Dann entstehen daraus bessere Gestaltungsmöglichkeiten medizinischen Arbeitens, in der relevante Daten in der zunehmenden Datenflut besser gefiltert und sinnvoll gebündelt werden, so Storf. Zuletzt könnten medizinische Inhalte mit den Daten der Patienten verknüpft und so zur Unterstützung bei klinischen Entscheidungen unmittelbar in den Arbeitsprozess integriert werden. Dafür brauchen Krankenhäuser hoch spezialisierte Mitarbeiter, die in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung und dem medizinischen Personal entsprechende Strukturen schaffen und diese auch betreuen.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Health Relations, dem Online-Magazin des Deutschen Ärzteverlags für die Healthcare-Branche (12.02.2020).