Personalmanagement: Praxisnahe Qualifizierung junger Ärztinnen und Ärzte

1 August, 2023 - 07:50
Gunda Dittmer
Ärztinnen und Ärzte am Krankenbett

Nicht nur die fachlichen, auch die sozialen und methodischen Kompetenzen in der Weiterbildung zu fördern, trägt zur Qualitätssicherung sowie zur Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit bei. Engagierte Kliniken investieren in diese Kompetenzbereiche – und wenn davor noch die Summer School steht: perfekt.

Seit einigen Jahren haben sich an Krankenhäusern für Studierende der Medizin in der vorlesungsfreien Zeit neue Qualifizierungsangebote etabliert – die Summer Schools. Sie werden mittlerweile nicht mehr nur von Universitätskliniken angeboten, sondern auch Schwerpunktversorger bieten praxisorientierte Qualifizierungen zusätzlich zu den Praktischen Jahren und Hospitationen an. Geeignet ist dieses Modell auch für Ärztinnen und Ärzte zu Beginn ihrer Tätigkeit, um komprimiert und mit intensiver Betreuung praktische Erfahrungen zu sammeln.

Summer Schools bieten praktische Erfahrungen

Die Schools dauern oft eine komplette Woche und bieten idealerweise ein intensives Schulungskonzept entsprechend des Leistungsspektrums des Klinikums. Um eine optimale Betreuung sicherzustellen, ist die Größe in der Regel auf 20 bis 25 Teilnehmende begrenzt, die sich im letzten Abschnitt des Medizinstudiums und bereits im Praktischen Jahr befinden oder auch bereits über erste Erfahrungen im Beruf verfügen. Im besten Fall unterrichten versierte und hoch qualifizierte Ärztinnen und Ärzte, die Interesse und Freude an der Lehre haben. Hands-on-Kurse für praktische Übungen sollen den künftigen klinischen Alltag unterstützen und das theoretische Fundament für das Examen untermauern. Das bisherige theoretische Wissen kann vertieft und praktische Fähigkeiten erlernt und trainiert werden.

Ziel ist es, Medizinstudierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit zu bieten, in den verschiedenen Disziplinen das bisher erworbene theoretische Wissen optimal durch praktische Erfahrungen zu ergänzen und zu vertiefen. In den Kliniken wird mit Fallbeispielen, zum Beispiel zu kardiologischen und pneumologischen Erkrankungen, gearbeitet, die eng zusammenhängen, was die Symptomatik betrifft, um einen theoretischen Input aus der Praxis zu geben, der im Studium oft nicht ausreichend behandelt wird. In der Unfallchirurgie und Orthopädie können beispielsweise ein Fixateur externe zur Stabilisierung von Frakturen angelegt sowie die Sach- und Fachkunde am artifiziellen Knochen vermittelt werden. Thoraxdrainagen lassen sich üben, sollte ein Laparoskopietrainer vorhanden sein, sind damit erste laparoskopische Übungen möglich. Schockraum-Simulationen und Dummy-Trainings von Reanimationen können die Realität widerspiegeln und Unsicherheit vor der Praxis nehmen. In der Kinder- und Jugendmedizin lässt sich gut vermitteln, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, sondern kranke Kinder spezielle Symptome und Krankheiten aufweisen. Die Konzepte sehen je nach Klinik unterschiedlich aus. Gemeinsam ist ihnen häufig, dass bis zu einem halben Tag für ein Fachgebiet reserviert ist.

Marketingeffekt für Kliniken

Das Angebot kann zudem auch einen Marketingeffekt für Fächer mit erheblichen Nachwuchsproblemen haben, wie in der Psychiatrie, da sich die Vielfalt der Fachbereiche darstellen lässt und gerade die Psychiatrie nicht auf die Situationen in den Notaufnahmen beschränkt ist. Abgerundet werden die Summer Schools von einem Get-together außerhalb des theoretischen und praktischen Rahmens. Dies erleichtert den Teilnehmenden das Networking mit den Fachleuten aus der Praxis. Die durchaus kostenintensiven Veranstaltungen bieten den Kliniken die Möglichkeit, ihr Leistungsspektrum zu zeigen und Ärztinnen und Ärzte auch dadurch für sich zu gewinnen. Für die Teilnehmenden zeigt sich bereits dadurch, dass ein Krankenhaus in die Qualifizierung investiert und diese in der Weiterbildungszeit konsequent fortführt.

Trainings in ärztlicher Gesprächsführung

Die Summer Schools sind jedoch nur ein Baustein der Qualifizierungsmaßnahmen insbesondere junger und angehender Ärztinnen und Ärzte. Kliniken mit einem hohen Anspruch an die Aus- und Weiterbildung bieten zusätzlich zu den fachlichen Fortbildungen Trainings in Kommunikation und Konfliktlösung, Moderation und Präsentation, insbesondere für diese Zielgruppe. Dieses trifft insbesondere auf die ärztliche Gesprächsführung zu, die gerade zu Beginn der praktischen Tätigkeit herausfordernd ist. Auch wenn mittlerweile viele Universitäten den Medizinstudierenden Seminare zu Kommunikation bieten, ist das Training im Berufsalltag bedeutend. Idealerweise trainieren Kommunikationsexperten mit medizinischem Hintergrund in Verbindung mit Simulationspatienten diese Inhalte. Alltägliche Gesprächssituationen können im geschützten Raum thematisiert, geübt und reflektiert werden. Während Follow-up-Tagen lassen sich Erfahrungen austauschen und Feinheiten bearbeiten.

01.11.2024, MEDIAN Privatklinik Berggarten Deidesheim
Deidesheim

Empfehlenswert sind diese Basisseminare im ersten Berufsjahr, idealerweise konzipiert als verbindliche Fortbildung. Das erleichtert es jungen Ärztinnen und Ärzte, an diesen wertvollen Veranstaltungen teilzunehmen. Andernfalls zeigen alle praktischen Erfahrungen im Klinikalltag, dass die Verantwortlichen oftmals thematisieren, ob die Teilnahme nötig ist, da die Assistentinnen und Assistenten dann im Klinikbetrieb fehlen.

Handwerkszeug im beruflichen Alltag

Die Basisseminare zur Gesprächsführung lassen sich in der Weiterbildungszeit um Themen wie Konfliktlösung, Moderation und Präsentationstechniken gut erweitern. Diese sozialen und methodischen Kompetenzen gehören zum Handwerkszeug im beruflichen Klinikalltag, geben Sicherheit und fördern strukturierte Moderationen und verständliche, gut aufbereitete Präsentationen wie auch die berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit.

Trainings zu Konfliktlösungsstrategien sind einerseits für eine gute Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige hilfreich. In den manchmal angespannten emotionalen Situationen ist es wertvoll, über die Kompetenz und Ruhe zur Deeskalation zu verfügen. Andererseits ist es gerade auch im System Krankenhaus mit seinen hierarchischen Strukturen und den vielen unterschiedlichen Berufsgruppen von Vorteil, Konflikte früh zu erkennen, zu thematisieren und lösungsorientierte Strategien zu kennen.

Dtsch Arztebl 2023; 120(31-32): [2]

Die Autorin:

Gunda Dittmer

Freiberufliche Beraterin, Trainerin und Coach
Scheideweg 30 a
20253 Hamburg
Mitglied des Initiativkreises neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK)

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