Projekt: Mehr Frauen für die Chefetage

25 August, 2022 - 07:41
Miriam Mirza
Ärztin an ihrem Schreibtisch

Der Weg in Führungspositionen im Krankenhaus ist für Medizinerinnen immer noch steinig und schwer. Die Folgen tragen nicht nur die Ärztinnen, sondern auch die Kliniken, denn vielerorts fehlt es an Führungskräften. Das Projekt „Fachkräftesicherung durch Gleichstellungspolitik im Krankenhaus“ wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Fachkräfte sichern: weiterbilden und Gleichstellung fördern“ (Sozialpartnerrichtlinie) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Eigentlich müsste sich die zunehmende Feminisierung der Medizin auch in den Chefetagen bemerkbar machen. Immerhin sind die meisten jungen Berufsanfänger und -anfängerinnen in den Kliniken weiblich (nach Angaben der aktuellen Ärztestatistik etwa 65 Prozent). Auf der Führungsebene schlägt sich das jedoch nicht nieder. Hier sind Chefärztinnen immer noch rar gesät. Lediglich um die 10 Prozent der Führungskräfte mit Entscheidungsgewalt in der Medizin sind weiblich.

07.10.2024, GFO-Kliniken Rhein-Berg
Bergisch Gladbach
06.10.2024, KERN Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH
Gelsenkirchen

Fehlende Netzwerke

Woran liegt das? Nicht selten werden Frauen, die sich auf eine Chefarztstelle bewerben, gar nicht erst eingeladen, weil man ihnen den Job wegen der Quote sonst geben müsste – unabhängig davon, ob jemand anderes vielleicht besser passt. Häufig ist die Vereinbarkeit von Beruf und Arbeit ein Hindernis. Denn immer noch sind es die Frauen, die den Hauptteil der Hausarbeit und der Kindererziehung leisten. Darum ist für sie die Möglichkeit, in Teilzeit arbeiten zu können, oft ein wichtigeres Kriterium, als die Aufstiegschancen bei der Suche nach einer Arbeitsstelle. Außerdem hat die Karriere viel mit Netzwerken zu tun, und hier sind Männer wieder klar im Vorteil: Sie haben ihre Netzwerke meist seit vielen Jahren. Wird jemand für eine Stelle gesucht, wird sich zunächst im eigenen, männlichen, Netzwerk umgeschaut. Die Folge: Frauen sind dann oft gar nicht im Blickfeld.

Die Ungerechtigkeit hat nicht nur negative Folgen für die Ärztinnen. Sie macht auch den Kliniken selbst zu schaffen, denn sie verschärft den Fachkräftemangel und führt dazu, dass Ärztinnen aufgrund der mangelnden Aufstiegschancen nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten suchen und beispielsweise in die Niederlassung gehen. Das wiederum schadet der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Krankenhäuser.

Frauen gezielt fördern

Das Projekt „Fachkräftesicherung durch Gleichstellungspolitik im Krankenhaus“ soll Abhilfe schaffen. Im Rahmen des Projekts sollen Frauen gezielt motiviert und gefördert werden. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass für eine erfolgreiche Karriere nicht allein fachliche Qualifikationen ausschlaggebend sind, sondern ebenfalls Führungsqualifikationen sowie fördernde und unterstützende Beziehungen. Die Umsetzung erfolgte in vier großstädtischen Klinikverbünden aus vier Bundesländern in Hannover, München, Karlsruhe und Solingen.

Das Projekt beinhaltet drei Module: Während des ersten Moduls, dem Mentoring-Tandem, wird den teilnehmenden Ärztinnen eine erfahrene Führungskraft an die Seite gestellt. Diese dient als Vorbild und gibt Tipps und Ratschläge. Das zweite Modul umfasst Schulungen als Vorbereitung auf eine Führungsposition. Die Schulungen behandeln Themen wie „Gendermechanismen und selbstbewusst führen“ der „Wie funktioniert Krankenhausfinanzierung?“. Das letzte Modul ist darauf ausgelegt, die Netzwerkbildung durch regelmäßige Treffen voranzutreiben. Während dieser Zusammenkünfte können die Ärztinnen in einen vertrauensvollen Austausch im Sinne einer kollegialen Beratung gehen. Ziel des Netzwerkes ist auch, den bereits etablierten Netzwerken der Männer etwas entgegenzusetzen. Erste Erfolge konnte das Projekt schon in München vermelden: Von den 48 Ärztinnen, die bisher am Programm teilnahmen, haben 34 Ärztinnen den Sprung zur Oberärztin geschafft, drei der Ärztinnen eröffneten eine eigene Praxis.

Das könnte Sie auch interessieren: