Studie: „Viele Kliniken stehen mit dem Rücken zur Wand“

25 Oktober, 2022 - 08:45
Dr. Sabine Glöser
Klinikfinanzen Symbolbild

Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich im Jahr 2022 weiter zugespitzt. Knapp 70 Prozent der Kliniken erwarten in diesem Jahr ein Defizit, unter den Häusern in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft sind es gar 90 Prozent. Auch rechnen 96 Prozent damit, dass sich die wirtschaftliche Lage in den nächsten fünf Jahren verschlechtert. Das zumindest sind Ergebnisse einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, die Führungskräfte der 600 größten deutschen Kliniken befragte.

Stagnierende stationäre Fallzahlen, der Wegfall der COVID-19-Ausgleichszahlungen und Erlösausfälle durch Personalmangel sorgten für wachsende Defizite, sagte Peter Magunia, Partner bei Roland Berger. „Dadurch, dass die Rücklagen vieler Krankenhäuser schon vor Corona sehr gering waren, stehen jetzt viele mit dem Rücken zur Wand.“

06.11.2024, Stadt Heilbronn
Heilbronn
05.11.2024, Ev. Amalie Sieveking Krankenhaus gemeinnützige GmbH
Hamburg

Darüber hinaus bereitet der Fachkräftemangel den Führungskräften der Krankenhäuser immer größere Sorgen. Viele Beschäftigte, insbesondere in der Pflege, haben den Befragten zufolge den Beruf gewechselt oder stehen nach zwei Jahren hoher Mehrbelastung nicht mehr im früheren Umfang zur Verfügung. Zu den wichtigsten Themen der nächsten fünf Jahre gehören aus Sicht der Führungskräfte außerdem die Digitalisierung, steigender Kosten- und Effizienzdruck sowie die Ambulantisierung.

Dass immer mehr Patientinnen und Patienten ambulant statt stationär behandelt werden, bewerten die Befragten ambivalent. Knapp 60 Prozent sehen in dieser Entwicklung Chance und Risiko, 12 Prozent sehen darin ein reines Risiko. Eine zentrale Rolle spielen für drei Viertel der Führungskräfte dabei die Anreize, die sich durch erweiterte ambulante Abrechnungsmöglichkeiten wie Hybrid-DRGs ergeben. „Neue Abrechnungssysteme für die ambulante Leistungserbringung sind wichtig, aber kein Allheilmittel“, sagte Janes Grotelüschen, Partner bei Roland Berger. „Mit dem Wegfall stationärer Erlöse müssen die Krankenhäuser dringend ihre Infrastruktur anpassen und den Aufbau effizienter ambulanter Organisationen vorantreiben.“

Dtsch Arztebl 2022; 119(43): [4]

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