
Netzwerke am Arbeitsplatz fördern die Leistung, wenn sie den eigenen kognitiven Stil ergänzen statt ihn zu verstärken. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie von Forschenden der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin. In einem Langzeit-Feldexperiment untersuchten Prof. Gianluca Carnabuci und Prof. Eric Quintane, wie Beschäftigte Netzwerke aufbauen, die es ihnen ermöglichen, ihre beste Leistung zu erbringen. Sie beobachteten dazu über zweieinhalb Jahre alle Mitarbeitenden einer Geschäftseinheit eines Halbleiterunternehmens.
Die Forschenden fanden heraus, dass die meisten Mitarbeitenden Beziehungen aufbauen, die ihrem kognitiven Stil entsprechen, also ihrer bevorzugten Art, Informationen zu verarbeiten und Probleme zu lösen. Top-Performer indes machen genau das Gegenteil. Sie bauen Netzwerke auf, die ihren kognitiven Stil ergänzen. In dem Experiment widerstanden beispielsweise die Leistungsträger unter den Kreativen ihrer Neigung, neue Kontakte zu anderen Gruppen zu knüpfen, und tauchten stattdessen in ein Netz bestehender Beziehungen ein.
„Wir wissen, wie wichtig der Aufbau der richtigen Art von Netzwerken für die individuelle Leistung, die Kreativität und den beruflichen Erfolg ist”, sagte Carnabuci. Viele Mitarbeitende bauten jedoch unbeabsichtigt Netzwerke auf, die sie beruflich zurückhalten. „Wenn wir unsere besten Leistungen erbringen wollen, müssen wir uns bemühen, am Arbeitsplatz Netzwerke aufzubauen, die unsere angeborenen Fähigkeiten ergänzen”, unterstrich Quintane. Das bedeute zwar, die gewohnte Umgebung zu verlassen, aber der Nutzen sei greifbar.
Unternehmen sollten den Autoren zufolge von ihren Angestellten nicht erwarten, dass sie wissen, welche Netzwerke für sie geeignet sind. Vielmehr sei es wichtig, Mitarbeitenden evidenzbasiertes Wissen darüber zu vermitteln, wie Netzwerke wirklich funktionieren. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Academy of Management Journal erschienen (DOI:abs/10.5465/amj.2021.1227).
Dtsch Arztebl 2022; 120(9): [4]