Umfrage: Gesundheitsberufe finden ihren Job unattraktiv

25 Februar, 2022 - 07:26
Dr. Sabine Glöser
Arzt mit Schutzkleidung, Daumen runter

Vier von zehn Beschäftigten im Gesundheitswesen raten jungen Menschen nicht mehr dazu, einen Beruf im Gesundheitswesen zu wählen. In keiner anderen Gruppe ist die Einstellung zur eigenen Arbeit so negativ wie insbesondere unter Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften. Einer der Gründe dafür: Jeder vierte im Gesundheitswesen Tätige hat seine Einstellung durch die Erfahrungen während der Coronapandemie negativ verändert. Jedenfalls geht das aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der HDI Versicherungen hervor.

Den Ergebnissen zufolge gibt es darüber hinaus zusätzliche Gründe für den Frust der Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Für jeden zweiten im Gesundheitswesen Beschäftigten ist der Zeitdruck die größte berufliche Belastung. Auch empfindet keine andere Berufsgruppe die Unvereinbarkeit mit dem Privatleben als so belastend wie die der medizinischen Gesundheitsberufe. Mehr als jeder Vierte klagt darüber.

Weiteres Detail: Einerseits erachten mehr als zwei Drittel der im Gesundheitswesen Beschäftigten ihre Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft. Andererseits geht mehr als die Hälfte davon aus, nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten. Das ist die höchste Quote unter allen Berufsgruppen. Zudem fühlt sich fast jeder dritte in den medizinischen Gesundheitsberufen Beschäftigte durch körperlich harte Arbeit stark belastet. Ebenso viele Befragte gehen nach den Coronaerfahrungen von einer erhöhten Wechselbereitschaft im Beruf aus.

„Die Ergebnisse unserer Befragung sind alarmierend für unser Gesundheitssystem“, sagte der Vorstandsvorsitzende HDI Deutschland, Dr. Christopher Lohmann. Wenn die Attraktivität der medizinischen Berufe weiter so in den Keller rausche, seien langfristige Folgen für das deutsche Gesundheitssystem unausweichlich. Für die Studie befragte das Institut YouGov in ganz Deutschland 3.716 Erwerbstätige ab 15 Jahren. Darunter waren etwa 300 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen.

Dtsch Arztebl 2022; 119(9): [4]

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