
Krankenhäuser in Deutschland sind zwar auf Leiharbeit angewiesen, bewerten diese jedoch kritisch. So sprechen sich die meisten Häuser für ein Verbot oder eine stärkere Regulierung aus, vor allem im ärztlichen Dienst und der Pflege. Hauptgründe sind hohe, nicht refinanzierte Mehrkosten, eine schlechtere Versorgungsqualität und teils unzuverlässige Leiharbeitsagenturen. Zumindest ergab das eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), an der 319 Krankenhäuser ab 50 Betten teilnahmen.
Die wichtigsten Ergebnisse: Aus Sicht der Krankenhäuser trägt Leiharbeit einerseits dazu bei, Leistungs- und Erlösausfälle zu verhindern und Personalvorgaben einzuhalten. Im Jahr 2022 hätten demnach 93 Prozent der Häuser mit Leiharbeit die Patientenversorgung ohne Leiharbeitskräfte nicht (20 Prozent) oder nur mit größeren Einschränkungen (73 Prozent) sicherstellen können. Andererseits überwiegen insgesamt die negativen Auswirkungen. Viele der befragten Häuser bemängeln Qualitätseinbußen durch regelmäßig wechselnde oder schlechter qualifizierte Leiharbeitskräfte (80 Prozent). Zudem berichten die Kliniken über einen hohen Einarbeitungsaufwand und beobachten Konflikte zwischen Stammbelegschaft und Leiharbeitskräften (80 Prozent).
Hinzu kommt: Leiharbeitskräfte sind den Ergebnissen zufolge deutlich teurer als festangestellte und tarifvertraglich entlohnte Mitarbeitende. Den Angaben der Kliniken nach waren die Personalkosten für Leiharbeitskräfte im Jahr 2022 im Durchschnitt um 92 Prozent höher als für vergleichbare festangestellte Mitarbeitende. Aus Sicht der Häuser sind die Mehrkosten für die Leiharbeit größtenteils nicht erstattungsfähig.
Wie die Leiharbeit in Zukunft gesetzlich geregelt werden sollte, darüber sind sich die befragten Häuser uneinig. 40 Prozent schlagen ein generelles Verbot vor; 50 Prozent sprechen sich für eine stärkere Regulierung aus, etwa durch das Deckeln der Leiharbeitskosten oder eine verpflichtende Ableistung von Spät-, Nacht- und Wochenenddiensten in der Leiharbeit.
Dtsch Arztebl 2023; 120(17): [4]