
Wie kann es mit einem Krankenhaus weitergehen, wenn sich der Fachkräftemangel verschärft? Für viele Häuser ist das eine Frage, mit der sie sich beschäftigen müssen. So geht es auch der Krankenhaus GmbH Landkreis Weilheim-Schongau.
Das Problem: Zwei Krankenhäuser gehören zur Krankenhaus GmbH im Landkreis Weilheim-Schongau – das eine liegt in Schongau, das andere in Weilheim. Während man in Weilheim wenig Probleme mit dem Fachärztemangel hat, steht der Standort in Schongau vor großen Herausforderungen.
Aktuell sind in den Krankenhäusern in Schongau und Weilheim 168 Ärzte beschäftigt. Es gibt insgesamt zwölf Chefärztinnen und Chefärzte, 49 Oberärztinnen und Oberärzte, 34 Fachärztinnen und Fachärzte und 73 Assistenzärztinnen und Assistenzärzte in beiden Kliniken. Ein Teil davon wird in den kommenden Jahren altersbedingt ausscheiden. In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte kontinuierlich gesunken, während die Zahl der Patientinnen und Patienten steigt.
Ungünstiger Standort
Um die Gründe für die fehlende Attraktivität des Krankenhauses als Arbeitsplatz herauszufinden und um die Gesundheitsversorgung in der Region zu sichern, wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das Schreiben benennt den Hauptgrund für die Schwierigkeiten: Es wird immer schwieriger, Ärztinnen und Ärzte zu finden, die in Schongau arbeiten wollen. Die Mehrzahl der in Weilheim arbeitenden Medizinerinnen und Mediziner lebt in München oder Augsburg und pendelt täglich zur Arbeit. Bis nach Schongau will das jedoch kaum jemand auf sich nehmen, so die Erkenntnis. Das hat fatale Folgen für die Personalsituation in der Schongauer Klinik. Mittlerweile lässt sich hier der Betrieb nur noch mit Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland aufrechterhalten.
Doch Weilheim ist nicht nur geografisch attraktiver gelegen. An der Klinik können Mediziner und Medizinerinnen auch moderne Operationstechniken mit dem OP-Roboter-System da Vinci durchführen. Darüber hinaus ist sie Mitglied im telemedizinischen Stroke Netzwerk des Klinikums Rechts der Isar Technische Universität München. „Junge Ärzte legen großen Wert auf gute Aus- und Weiterbildungschancen, eine qualitativ hochwertige medizinische Ausstattung und ausreichend Patienten“, kommentierte Dr. Thomas Löffler, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, in einem Pressegespräch den Fachkräftemangel.
Konzentration von Abteilungen und übergreifende Zuständigkeiten
Die Krankenhaus GmbH hat die Probleme erkannt und auch schon gegengesteuert. So wurden in den meisten Abteilungen übergreifende Chefarzt-Zuständigkeiten für beide Häuser eingeführt. Das ermöglicht es den Chefärztinnen und Chefärzten, je nach Bedarf Personal an den einen oder anderen Standort zu schicken.
Auch durch die Konzentration von Abteilungen wurde die Arbeit besser aufgeteilt. In Schongau wurden beispielsweise Herzkatheterplätze und Schlaganfallbehandlungen abgeschafft, weil es nicht genug Spezialistinnen und Spezialisten gibt, um dies an beiden Standorten anzubieten. Im Laufe der Zeit hat sich Weilheim zu dem Krankenhaus entwickelt, in das die meisten Notfälle (bis auf die unfallchirurgischen) eingeliefert werden.
Ein neues Krankenhaus muss her
Trotz aller Maßnahmen, so die Conclusio des Gutachtens, lassen sich langfristig zwei Standorte nicht halten. Darum gibt es Pläne, die Krankenhäuser in Weilheim und Schongau durch eine neue Klinik zu ersetzen. Geplant ist, den Schongauer Standort in großen Teilen zu erhalten, aber ihm ein ganz neues Profil zu geben und dort ein Ambulanzzentrum zu errichten. Laut Gutachten könnten dort künftig bis zu 2.000 Behandlungen pro Jahr durchgeführt werden. Diese Leistungen würden einerseits durch fest angestellte Ärztinnen und Ärzte der Krankenhaus GmbH und andererseits von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erbracht, die die bereitgestellten Kapazitäten nutzen oder in Medizinischen Versorgungszentren angestellt sind. Sicher ist: Die bisherige Art der medizinischen Versorgung im Landkreis wird sich in den kommenden Jahren deutlich verändern. Damit könnte der Landkreis Weilheim-Schongau auch zum Vorreiter in Sachen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum werden.