Zeitdruck erhöht Fehlerrate bei chirurgischen Eingriffen

30 Januar, 2023 - 07:28
Dr. Sabine Glöser
Chirurgenhände

Stehen Chirurginnen und Chirurgen während eines minimalinvasiven Eingriffs unter Zeitdruck, steigt die von ihnen ausgeübte Kraft an; auch die Fehlerrate nimmt zu. Das zumindest ergab eine Studie unter der Leitung eines Forscherteams des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.

An der Studie nahmen 20 erfahrene Chirurginnen und Chirurgen teil sowie 43 Medizinstudierende, die ein bestimmtes Trainingslevel erreicht hatten. Die Forschenden untersuchten die ausgeübte mittlere und maximale Kraft und das Auftreten vordefinierter Fehler bei vier für das Training minimalinvasiver OPs typischen Aufgaben. Alle führten ihre Aufgaben an einer Trainingsbox aus, zunächst ohne Zeitvorgabe und später unter der Vorgabe, die zuvor benötigte Zeit um mindestens zehn Prozent zu unterschreiten.

Das Ausführen der Aufgaben unter Zeitdruck führte über alle Teilnehmenden hinweg zum signifikanten Anstieg der mittleren und maximalen Kraft. „Die ausgeübte Kraft, besonders die maximale Kraft, ist ein wichtiges Qualitätskriterium für chirurgische Eingriffe“, sagte Prof. Marius Distler, stellvertretender Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums Dresden. „Wird zu viel Kraft ausgeübt, kann das Gewebe geschädigt werden, mit zum Teil gravierenden Folgen für die Patienten.“ Als zweites Qualitätskriterium untersuchten die Forschenden das Auftreten bestimmter vordefinierter Fehler. Bei einer der Aufgaben, dem Ausführen einer präzisen Naht, stieg die Fehlerzahl über alle Teilnehmenden hinweg deutlich, und zwar von 6 ohne Zeitdruck auf 43 mit Zeitdruck.

Aus Sicht der Autoren sollte der Zeitdruck in der minimal-invasiven Chirurgie reduziert werden. „Vor allem junge Chirurginnen und Chirurgen benötigen zudem ein umfängliches Training in einer stressfreien Umgebung, um Fehler und hohe Kraftaufwände dann in realen Operationen so weit wie möglich vermeiden zu können“, sagte Distler weiter. Die Studie ist erschienen in der Fachzeitschrift International Journal of Surgery (DOI: 10.1016/j.ijsu.2022.106813).

Dtsch Arztebl 2023; 120(5): [4]

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