Arbeitsmarkt: Viele Ärztinnen und Ärzte sind wechselbereit

14 Oktober, 2025 - 07:40
Stefanie Hanke
Comichafte Darstellung eines Arztes von hinten, der auf ein Krankenhaus zuläuft.

Vier von fünf angestellten Ärztinnen und Ärzten sind offen für eine neue Stelle. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Ärztebarometer: Jobsuche & Karriere 2025“ von ÄRZTESTELLEN. Dabei handelt es sich um die größte arbeitsmarkbezogene Befragung von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland.

Ärztinnen und Ärzte gehören zu den gefragtesten Berufsgruppen überhaupt. Viele Kliniken können schon heute nicht alle offenen Stellen besetzen – der demografische Wandel und politische Reformen im Gesundheitswesen werden den Ärztemangel in Zukunft voraussichtlich noch verschärfen. Aber: Ein Großteil der angestellten Ärztinnen und Ärzte zeigt sich grundsätzlich wechselbereit. Knapp zwei Drittel der Befragten (63,2 Prozent) können als passiv oder latent Suchende bezeichnet werden. Das bedeutet, sie sind offen für eine neue Stelle, suchen aber nicht aktiv. 16,5 Prozent sind aktiv auf Stellensuche. Nur 20,1 Prozent schließen einen Jobwechsel kategorisch aus.

Krankenhausreform steigert Wechselbereitschaft

Besonders die aktuelle Krankenhausreform sorgt für Verunsicherung unter Ärztinnen und Ärzten: In der Umfrage wurde auch abgefragt, ob die Reform Einfluss auf die Wechselbereitschaft hat. Das Ergebnis: Mehr als ein Viertel (25,8 Prozent) der latent und aktiv Suchenden nennt die Reform als Grund mit „Ja“. 22,7 Prozent berichten, dass sich ihre Arbeitsbedingungen durch die Reform verschlechtert haben. Diese Sorge treibt überdurchschnittlich viele Chef- (38,6 Prozent) und Oberärztinnen und -ärzte (29,1 Prozent) um. 3,1 Prozent geben an, dass die eigene Fachrichtung oder Leistungsgruppe beim aktuellen Arbeitgeber künftig nicht mehr angeboten wird.

Bei der Suche nach einem neuen Job spielt vor allem die Region eine wichtige Rolle: 69,3 Prozent der Ärztinnen und Ärzte suchen in einem Umkreis von maximal 100 Kilometern um den eigenen Wohnort. Dabei spielt die Wohnortnähe für Frauen mit 76,2 Prozent eine deutlich größere Rolle als für Männer (61,9 Prozent). 8,5 Prozent der Befragten suchen deutschlandweit, 9,2 Prozent im deutschen Sprachraum inklusive Österreich und der Schweiz. 8,5 Prozent suchen auch international außerhalb dieses Bereichs nach einem neuen Job.

Fachzeitschriften liegen bei Stellensuche vorn

Bei der Frage, wo sich Ärztinnen und Ärzte generell einen Überblick über den Arbeitsmarkt verschaffen, liegen die Stellenmärkte in medizinischen Fachzeitschriften weiterhin an der Spitze. Insgesamt 78,4 Prozent informieren sich hier häufig (36,1 Prozent) oder gelegentlich (42,3 Prozent) über offene Stellen. Besonders das Deutsche Ärzteblatt ist bei den Befragten beliebt: 89,0 Prozent nutzen den Stellenmarkt der Printausgabe für die Jobsuche. Mehr als die Hälfte der Befragten liest die Stellenanzeigen sogar in jeder (21,0 Prozent) oder fast jeder Ausgabe (32,0 Prozent).

Aber auch Onlinejobbörsen nutzen Ärztinnen und Ärzte gern zur Jobsuche. Viele informieren sich dort häufig (33,8 Prozent) oder gelegentlich (34,5 Prozent). Besonders www.aerztstellen.de, der Stellenmarkt des Deutschen Ärzteblatts, spielt dabei eine große Rolle: 78,2 Prozent der Befragten suchen dort nach offenen Stellen. Besonders unter den aktiv Suchenden verschafft sich fast die Hälfte wöchentlich (31,2 Prozent) oder fast jede Woche (18,0 Prozent) einen Überblick.

Die meisten bevorzugen Onlinebewerbungen

Bei der Frage, wie sich Ärztinnen und Ärzte am liebsten bewerben, sind Onlinebewerbungen klar vorne. 42,7 Prozent der Befragten bevorzugen digitale Bewerbermanagementsysteme der Unternehmen. Mit 40,6 Prozent ist die Bewerbung per E-Mail ähnlich beliebt. Nur noch 12,3 Prozent möchten sich am liebsten per Post bewerben.

Unternehmen können mit Schnelligkeit punkten, wenn es um Feedback für die Bewerberinnen und Bewerber geht. 40,6 Prozent der Befragten erwarten innerhalb von 48 Stunden eine Eingangsbestätigung. ür die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch akzeptieren sie hingegen längere Zeiträume: 57,6 Prozent wünschen sich eine entsprechende Nachricht innerhalb einer Woche.

Bewerbung sollte schnell und unkompliziert sein

Eine Bewerbung über ein Onlineportal sollte möglichst schnell gehen. Nur 8,5 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sind bereit, dafür mehr als 30 Minuten zu investieren. Die Mehrheit (62,8 Prozent) hält 15 bis 30 Minuten für angemessen. Denn: 44,8 Prozent der Befragten fällt es besonders schwer, die Zeit für die Bewerbung zu finden. 35,5 Prozent haben Schwierigkeiten mit dem Anschreiben. Besonders interessant in diesem Zusammenhang: Eine knappe Mehrheit (50,6 Prozent) würde sich eher bewerben, wenn ein Anschreiben nicht nötig wäre. Für Unternehmen bedeutet das: Wer auf ein Anschreiben verzichtet, kann unter Umständen mit mehr Bewerbungen rechnen.

Wenn es darum geht, wie Bewerberinnen und Bewerber sich die unliebsamen Aufgaben erleichtern können, spielt Künstliche Intelligenz (KI) bisher noch keine große Rolle. Nur 13,1 Prozent der Befragten haben bereits ChatGPT und andere KI-Tools genutzt, um beispielsweise ein Anschreiben oder einen Lebenslauf zu erstellen. 31,3 Prozent planen das aber für künftige Bewerbungen. Mehr als die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte (55,2 Prozent) hat in absehbarer Zeit nicht vor, KI beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen einzusetzen.

Allerdings finden sich deutliche Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen: Unter den Ärztinnen und Ärzten unter 30 Jahren hat ein knappes Drittel (30,5 Prozent) schon KI beim Erstellen einer Bewerbung verwendet. Unter den Älteren über 60 Jahren sind es nur 2,6 Prozent.

Studie: 3.132 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil

An der Studie nahmen zwischen dem 3. Mai und dem 20. Juli 2025 insgesamt 3.132 Ärztinnen und Ärzte teil. Die Befragung wurde bereits zum fünften Mal, nach 2016, 2018, 2021 und 2023, im Auftrag des Deutschen Ärzteverlags vom Wissenschaftlichen Institut für Presseforschung und Publikumsanalysen (WIP) in Köln durchgeführt. Die Befragten sind im Schnitt 44,2 Jahre alt. 51,6 Prozent der Befragten sind weiblich, 48,2 Prozent männlich, 0,2 Prozent der Befragten gaben als Geschlecht „divers“ an.

27,2 Prozent sind Ärzte/Ärztinnen in Weiterbildung, 30,2 Prozent sind Fachärzte/-ärztinnen, 29,6 Prozent sind Oberärzte/-ärztinnen und 6,1 Prozent sind Chefärzte/-ärztinnen. Mit 24,0 Prozent arbeiten die meisten Befragten in der Inneren Medizin, 13,7 Prozent sind im Bereich Anästhesiologie tätig. Mit 12,9 Prozent stehen die chirurgischen Fächer an dritter Stelle. Das Whitepaper mit den ausführlichen Umfrageergebnissen können Sie anfordern unter: service@aerztestellen.de

Dtsch Arztebl 2025; 122(21): [2] 

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