Zur Betreuung ärztlicher Nachwuchskräfte hat das Brüderkrankenhaus Trier mit Tanja Bormann Anfang Februar 2023 erstmals die Stelle einer Feel Good Managerin besetzt. Dieses Berufsbild ist noch relativ neu und wurde auch im Brüderkrankenhaus zum ersten Mal ausgeschrieben. Im Interview berichtet Bormann von ihren Aufgaben.
Frau Bormann, was sind Ihre Aufgaben als Feel Good Managerin?
Tanja Bormann: Ich bin als Feel-Good-Managerin für die Betreuung sämtlicher ärztlicher Nachwuchskräfte, also Famulantinnen und Famulanten, Hospitantinnen und Hospitanten und PJlerinnen und PJler sowie für Erasmus-Studierende und Promotionsvorhaben zuständig. Ein gutes Onboarding, das Eingehen auf Bedürfnisse, die Qualität der Zusammenarbeit und die soziale Bindung sind in unserer Dienstgemeinschaft wichtige Aspekte, die das Brüderkrankenhaus mit der Funktion weiter stärken möchte. Daher begleite ich die jungen Talente ab dem Bewerbungseingang.
Wie genau sie diese Begleitung aus?
Tanja Bormann: Am ersten Arbeitstag händige ich ihnen zum Beispiel den Vertrag, die Arbeitskleidung, Datenschutzinformationen etc. aus, zeige ihnen das Krankenhaus, bringe sie auf die Station und stelle sie dort vor. Während der praktischen Ausbildung treffe ich mich als erste Ansprechpartnerin regelmäßig mit ihnen und erkundige mich nach dem Wohlbefinden. Dabei geht es mir darum, zu erfahren, ob die Rahmenbedingungen stimmen, sprich, ob das fachliche Angebot angemessen ist und ob die Studierenden Spaß bei der Arbeit haben. Zu meinen Aufgaben gehört es auch, nach Schulungsmöglichkeiten zu schauen und im Allgemeinen zu erarbeiten, wie man das Angebot des Brüderkrankenhauses optimieren kann, sodass sich die Studierenden rundum wohl fühlen und im besten Fall eine ärztliche Laufbahn mit Facharztausbildung bei uns anstreben. Die Evaluation meiner Bemühungen, das Führen von Austrittsgesprächen sowie das Bewerbermanagement gehören ebenfalls zu meinem Aufgabenbereich. Bei all den Tätigkeiten stehe ich im engen Austausch mit dem Direktorium des Brüderkrankenhauses, insbesondere mit dem ärztlichen Direktor Prof. Dr. Piepho, der gleichzeitig auch fachübergreifender Lehrverantwortlicher des Medizincampus Trier ist. Mit dem Medizincampus Trier arbeite ich ebenso eng zusammen. Gemeinsam führen wir Events und Projekte durch.
Warum ist es gut für ein Krankenhaus, eine Feel Good Managerin bzw. einen Feel Good Manager zu haben?
Tanja Bormann: Es ist recht einfach, das zu erklären. Je zufriedener unsere ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus mit ihrem Job und den Rahmenbedingungen sind, desto motivierter sind sie. Ist die Motivation hoch, steigen Produktivität und das Teamklima. Zusätzlich fördert und achtet die Funktion auf eine gute Unternehmenskultur. Die Kassenärztliche Vereinigung geht davon aus, dass bis 2035 in Deutschland bis zu 6.000 Ärztinnen und Ärzte pro Jahr fehlen. Dem Brüderkrankenhaus ist es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wichtig, dass die ärztlichen Nachwuchskräfte von Anfang an gut betreut werden und sich wohl fühlen, damit sie lange bleiben.
Mit welchen Anliegen kommen die künftigen Ärztinnen und Ärzte zu Ihnen?
Tanja Bormann: Meist geht es um organisatorische Fragen wie Vertragsverlängerungen, Übernahme, Stipendium, Infos zum Studium oder um Hilfestellung für ausländischen Hospitanten zu Sprach- oder Kenntnisprüfungen. Aber auch persönliche Anliegen wie z.B. die Wohnungssuche oder private Herausforderungen, die einer Lösung bedürfen. Bei den regelmäßigen Treffen mit den PJlerinnen und PJlern bespreche ich offene Fragen oder Wünsche. Wir planen Schulungen, Ausflüge oder sprechen über die Karriereplanung nach dem PJ.
Wie wird Ihr Angebot aufgenommen?
Tanja Bormann: Die angehenden Ärzte und Ärztinnen nehmen das Angebot sehr gut an. Ich bekomme viel Zuspruch für meine Arbeit von den Jungmedizinerinnen und -mediziern – gerade von denen, die vorher an großen Krankenhäusern und Universitätskliniken tätig waren. Sie schätzen das gute Onboarding, die Unterstützung beim Zurechtfinden in den ersten Wochen und die Betreuung während ihrer Zeit im Krankenhaus. Ich habe das Gefühl, dass sie auch gerne zum Plausch oder mit Fragen und Anregungen zu mir kommen. Bei unseren extracurricularen Angeboten außerhalb der Arbeitszeit, z.B. den Teambuildingmaßnahmen, sind auch meist immer alle anwesend, was auch dafür spricht.
Sie sind seit Anfang 2023 in dieser Position tätig. Können Sie eine erste Bilanz ziehen?
Tanja Bormann: Mir gefällt die Tätigkeit sehr gut. Die Arbeit mit den jungen Menschen ist fantastisch und ich freue mich sehr, dass sie das Angebot meiner Funktion so annehmen. Hinsichtlich der Bedingungen für die ärztlichen Nachwuchskräfte finde ich, dass das Brüderkrankenhaus auch hier sehr gut aufgestellt ist. Die Studierenden profitieren davon, dass wir im Gegensatz zu Unikliniken einen persönlichen und individuellen Umgang pflegen können, was dem Lernfortschritt und dem Wohlbefinden natürlich zugutekommt. Trotz allem sollten wir die Entwicklung fortführen und versuchen, noch besser zu werden. Der hohe Anteil an Studierenden, die immer wieder für Famulaturen oder Hospitationen zu uns zurückkehren oder nach dem PJ eine Festanstellung im Brüderkrankenhaus möchten, spricht für ein gutes Klima und zufriedenstellende Arbeitsbedingungen.
Sie sagten, Sie erhalten auch immer wieder Feedback. Können Sie Beispiele dafür nennen, welche Rahmenbedingungen für künftige Ärztinnen und Ärzte in Ihrem Krankenhaus aufgrund von Rückmeldungen geändert wurden, sodass sich die Mitarbeitenden wohler fühlen?
Tanja Bormann: Es fängt damit an, dass der gesamte Bewerbungsprozess über mich läuft und die Bewerbenden eine schnelle Rückmeldung mit allen nötigen Informationen bekommen. Vor Ort haben die ärztlichen Nachwuchskräfte nun einen konkreten Ansprechpartner und Organisator. Außerdem wurde der gesamte Onboarding-Prozess optimiert. Niemand wird alleine gelassen und gerade in den ersten Tagen der Orientierung werden alle intensiv betreut.
Außerdem wurde das Stipendium für besonders leistungsstarke Nachwuchskräfte überarbeitet und nun mit vielen neuen Bestandteilen wie z.B. einer Ethikschulung oder einem Workshop für die Stipendiatinnen und Stipendiaten erweitert. Aktuell arbeiten wir noch an einem vereinfachten Bezahlsystem für unser Krankenhausrestaurant „domus culinae“ und am Umbau der Seminarräume, damit die Studierenden sich während ihrer Vorlesungen und Pausen wohler fühlen. Zudem soll ein digitales Lehr- und Lernangebot eingeführt werden.
Außerdem wurde ein digitaler Offboarding-Fragebogen eingeführt, mit dem die Wünsche der Praktikantinnen und Praktikanten abgefragt werden und entsprechend Veränderungen zur Optimierung abgeleitet werden können. Die Examensfeier der Medizinstudierenden wird nun auch wieder in einem feierlichen Rahmen mit der Familie durchgeführt, was bei den Absolventeninnen und Absolventen sehr gut ankommt.
Wie reagieren andere Häuser auf Sie, sprich, haben Sie eine Vorbildfunktion?
Tanja Bormann: Ich werde immer wieder neugierig von Vertreterinnen und Vertretern der freien Wirtschaft aber auch aus dem Gesundheits- und Sozialwesen auf meine Tätigkeit angesprochen. Die Reaktionen sind durchweg positiv. Alle würden sich für ihre Mitarbeitenden auch eine solche Funktion wünschen. Auch wurde ich bereits von einem Bildungsanbieter als Referentin für Feel Good Management angefragt.