
Die Peripherie hat ein Problem: Junge, gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte wollen nicht gerne aufs Land oder in Kleinstädte ziehen. In der Folge droht diesen Regionen die medizinische Unterversorgung. Kommunen und Kreisverwaltungen haben das erkannt und versuchen gegenzusteuern. Im ländlichen Donnersbergkreis geht man aktiv gegen den Ärztemangel vor und hat hierfür das Mediziner-Camp eingerichtet.
Die Initiative der Kreisverwaltung Donnersbergkreis und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz findet seit 2022 jährlich statt. Sie soll angehende Medizinerinnen und Mediziner für die Arbeit in ländlichen Gebieten begeistern und ihnen die beruflichen und persönlichen Vorzüge der Region näherzubringen.
Ein erfolgreiches Modell zur Bekämpfung des Ärztemangels
Angesichts des zunehmenden Ärztemangels sah sich die Kreisverwaltung Donnersbergkreis zum Handeln gezwungen und etablierte daher das Mediziner-Camp. „Im Interesse aller Patienten müssen Strategien gegen den Ärztemangel gefunden werden“, betont Rainer Guth. Guth ist Landrat des Donnersbergkreises und Vorsitzender des Vereins „Ärzte für die Westfpfalz e.V.“. Das Mediziner-Camp biete eine praxisnahe und direkte Lösung, indem es Medizinstudierende in die Region einlade und ihnen zeige, welche beruflichen Möglichkeiten und Lebensbedingungen sie hier erwarten, so der Landrat.
Medizinstudierende, die sich entscheiden, an dem Camp teilzunehmen, erwarten zwei intensive Tage, in denen sie verschiedene medizinische Einrichtungen kennenlernen und an Workshops in Allgemein- und Facharztpraxen sowie Krankenhäusern teilnehmen. Dabei legen die Verantwortlichen Wert darauf, dass die Teilnehmenden untereinander in den Austausch kommen, aber auch mit erfahrenen Ärztinnen und Ärzten der Region. Gleichzeitig soll die Region selbst vorgestellt werden. „Das Camp unterstützt sowohl das berufliche Networking als auch das Verständnis der Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort“, so die Organisatorinnen und Organisatoren.
Positive Resonanz und zukünftige Entwicklungen
Das Konzept des Mediziner-Camps kommt gut an, berichtet Landrat Guth. Die Teilnehmerzahlen entsprechen den Erwartungen, und viele Studierende kommen auf Empfehlung von früheren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Das Camp ist beliebt und die Teilnehmerzahlen haben unseren Erwartungen entsprochen“, heißt es von Seiten der Kreisverwaltung. Besonders geschätzt werden die praktischen Einblicke und die authentischen Erfahrungen, die den angehenden Medizinerinnen und Medizinern geboten werden.
Für 2024 ist das Mediziner-Camp Teil des Angebots des Vereins „Ärzte für die Westpfalz e.V.“. Neben dem Donnersbergkreis werden auch andere Landkreise der Vereinsmitglieder einbezogen. Davon verspricht man sich eine noch breitere Vernetzung und weitere positive Effekte im Kampf gegen den Ärztemangel.
Herausforderungen und Erkenntnisse
Trotz der positiven Rückmeldungen gibt es allerdings auch Herausforderungen. Das Camp muss gut geplant werden. So dürfen die Teilnehmerzahlen einen gewissen Umfang nicht übersteigen, weil sonst eine individuelle Betreuung unmöglich wird. Bisher hat dies gut funktioniert, und die Workshops konnten zur Zufriedenheit der Teilnehmenden und Organisierenden durchgeführt werden.
Als wichtiges Learning aus den bisherigen Camps nennt Guth die Erkenntnis, dass die Medizinstudentinnen und -studenten vor allem die authentischen Einblicke und transparenten Informationen über die regionalen Vorteile und beruflichen Perspektiven schätzen. Darüber hinaus spielen positive Rückmeldungen und Empfehlungen von ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung neuer Interessentinnen und Interessenten.
Erwartungen und Anforderungen der jungen Mediziner
Junge Medizinerinnen und Mediziner legen großen Wert auf eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Viele bevorzugen darüber hinaus die Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis, weil sie Möglichkeiten zur Mitgestaltung und ein unterstützendes Arbeitsumfeld bietet. Daher sollten auch solche Anstellungs- und Arbeitsmodelle bei der Konzeptionierung von Mediziner-Camps berücksichtigt werden.
Die Kreisverwaltung von Donnersbergkreis hat klare Vorstellungen zur Ausbildung der angehenden Ärztinnen und Ärzte: „Es erweist sich als sehr sinnvoll, angehenden Medizinerinnen und Medizinern die Gelegenheit zu bieten, den Alltag auf dem Land sowohl im Beruf als auch im Privatleben kennenzulernen,“ findet Guth. Oft gibt es Vorurteile über das Leben und Arbeiten in ländlichen Regionen, und durch Initiativen wie das Mediziner-Camp können diese abgebaut werden.
Fazit
Das Mediziner-Camp im Donnersbergkreis ist ein innovatives und erfolgreiches Modell im Kampf gegen den Ärztemangel. Es bietet jungen Medizinerinnen und Medizinern die Möglichkeit, die Vorteile und Chancen des ländlichen Lebens und Arbeitens kennenzulernen und fördert das berufliche Networking. Mit der Erweiterung des Programms auf weitere Landkreise verspricht das Konzept, auch in Zukunft einen wertvollen Beitrag zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen zu leisten.
Regionale Mediziner-Camps: Eine Übersicht
Mit der Idee des Mediziner-Camps steht Donnersbergkreis nicht alleine da. Auch andere Regionen haben ähnliche Konzepte. Hier sind einige Beispiele:
- Mediziner-Camp Homburg: In Homburg findet organisiert vom Verein "Medizin und Zahnmedizin Homburg e.V." ebenfalls ein Mediziner-Camp statt. Es bietet Medizinstudierenden die Gelegenheit, an Workshops und praktischen Übungen teilzunehmen. Der Fokus liegt hier auf der Vernetzung und dem praxisnahen Lernen in unterschiedlichen Fachbereichen der Medizin. Die Veranstaltung unterstützt das berufliche Networking und gibt Einblicke in die medizinischen Einrichtungen der Region.
- Sommercamp für Medizinstudierende in Neuwied: Das Sommercamp in Neuwied wird organisiert von der Ärztekammer Nordrhein und richtet sich an Medizinstudierende ab dem siebten Fachsemester. Es bietet Einblicke in Haus- und Kinderarztpraxen sowie in den Klinikalltag eines der fünf Krankenhäuser des Kreises. Schwerpunkte sind unter anderem Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie und Kinder- und Jugendmedizin. Die Teilnehmenden können an Workshops zu Sonografie, Endoskopie und Beatmung teilnehmen. Zudem gibt es Tipps zur Niederlassung und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm.
- Mediziner-Camp Westerwaldkreis: Das Mediziner-Camp im Westerwaldkreis ist eine Initiative der Kreisverwaltung und der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. Das Camp bietet Medizinstudierenden, jungen Ärztinnen und Ärzten praxisnahe Einblicke in die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten. Das Programm umfasst Klinikbesuche, Workshops, Seminare und Networking-Möglichkeiten sowie eine Vorstellung der regionalen Lebensqualität. Ziel ist es, den Ärztemangel auf dem Land zu bekämpfen und die Teilnehmenden für eine langfristige Tätigkeit in der Region zu gewinnen.